Eine Handvoll Worte
Seite der Wand, dem leisen Ausruf, als jemand im Flur einen Freund begrüßte. Nur er und Jennifer existierten, bewegten sich langsam, dann schneller, ihr Griff wurde fester, das Lachen war verstummt, seine Lippen auf ihrer Haut, ihr Atem in seinem Ohr. Er spürte die zunehmende Kraft ihrer Bewegungen, spürte, wie sie in einen fernen Teil ihrer selbst verschwand. Der letzte Rest seines Verstandes sagte ihm, dass sie keinen Laut von sich geben durfte. Und als er den Schrei vernahm, der sich in ihrer Kehle aufbaute, während sie den Kopf nach hinten legte, hielt er ihn mit seinem Mund auf, fing den Laut ab, ihre Lust, so bestimmt, dass er sein eigener wurde.
Indirekt.
Dann gerieten sie ins Taumeln, seine Beine verkrampften sich, als er sie herabließ, und sie pressten sich aneinander, hielten sich fest, er spürte die Tränen auf ihren Wangen, während sie schauderte, matt in seinen Armen. Danach wusste er nicht mehr, was er ihr an dem Punkt gesagt hatte. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Lass mich nie im Stich. Du bist so schön. Er erinnerte sich daran, dass er ihr zärtlich die Tränen von den Augen gewischt hatte, ihre geflüsterten Beschwichtigungen, das zaghafte Lächeln, ihre Küsse, ihre Küsse, ihre Küsse.
Wie vom Ende eines fernen Tunnels her vernahmen sie Sherries deutliches Husten. Jennifer glättete ihre Kleidung, ließ sich von ihm den Rock glatt streichen, und er spürte den Druck ihrer Hand, als sie ihn die paar Schritte zurück ins Licht führte, in die wirkliche Welt, seine Beine waren noch schwach, sein Atem ging noch nicht gleichmäßig, und er bereute schon, den dunklen Himmel hinter sich zu lassen.
»Fünfzehn Minuten«, sagte Sherrie in ihr Taschenbuch hinein, als Jennifer auf den Flur hinaustrat. Ihr Kleid war ordentlich, nur die flach anliegenden Haare am Hinterkopf zeugten davon, was geschehen war.
»Wenn du meinst.« Er steckte ihr noch einen Geldschein zu.
Jennifer drehte sich zu ihm um, das Gesicht noch immer gerötet. »Mein Schuh!«, rief sie aus und hielt einen bestrumpften Fuß hoch. Sie brach in Gelächter aus und hielt sich eine Hand vor den Mund. Er wollte sich an ihrem schalkhaften Ausdruck erfreuen – er hatte befürchtet, sie würde plötzlich nachdenklich oder reumütig.
»Ich hole ihn«, sagte er und ging geduckt wieder hinein.
»Da soll noch einer sagen, Kavaliere sind ausgestorben«, murmelte Sherrie vor sich hin.
Er fummelte im Dunkeln nach dem smaragdgrünen Seidenschuh und fuhr mit der freien Hand durch seine Haare, falls sie ebenso verräterisch aussehen sollten wie ihre. Er glaubte den moschusartigen Duft von Sex zu riechen, der sich jetzt mit einem Hauch Parfüm mischte. Oh, aber so etwas hatte er noch nie gefühlt. Einen Augenblick lang schloss er die Augen und beschwor das Gefühl von ihr herauf, das Gefühl von …
»Ach, hallo, Mrs Stirling!«
Er entdeckte den Schuh unter einem umgedrehten Stuhl und vernahm Jennifers Stimme, eine kurze, leise Unterhaltung.
Als er auftauchte, war ein junger Mann an der Garderobe stehengeblieben. Eine Zigarette klemmte in seinem Mundwinkel, und er hatte einen Arm um eine dunkelhaarige junge Frau gelegt, die begeistert zur Musik klatschte.
»Wie geht’s, Reggie?« Jennifer streckte eine Hand aus, die er kurz drückte.
Der Blick des jungen Mannes fiel auf Anthony. »Mir geht’s gut. Und Ihnen, Mrs Stirling?«
Sie zögerte kaum. »Laurence ist auf einer Geschäftsreise. Das hier ist Anthony, ein Freund von uns. Er war so nett, mich heute Abend auszuführen.«
Eine Hand schlängelte sich vor. »Sehr erfreut.«
Anthonys Lächeln fühlte sich wie eine Grimasse an.
Reggie blieb stehen, betrachtete Jennifers Frisur, die leichte Rötung ihrer Wangen, und etwas unangenehm Wissendes schlich sich in seinen Blick. Mit einem Kopfnicken deutete er auf ihre Füße. »Sieht so aus, als würde … Ihnen ein Schuh fehlen.«
»Meine Tanzschuhe. Ich habe sie abgegeben und zwei unterschiedliche Schuhe zurückbekommen. Dumm von mir.« Ihre Stimme war kühl, nahtlos.
Anthony hielt den Schuh hoch. »Hab ihn gefunden«, sagte er. »Ich habe deine Straßenschuhe wieder unter den Mantel gestellt.« Sherrie saß reglos neben ihm, die Nase im Buch.
Reggie grinste und genoss sichtlich die Pause, die er verursacht hatte. Anthony fragte sich flüchtig, ob er darauf wartete, zu einem Drink eingeladen oder aufgefordert zu werden, sich ihnen anzuschließen, doch er würde den Teufel tun.
Zum Glück zog Reggies Begleitung ihn am Arm. »Komm schon,
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