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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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ungeduldig an der Bordsteinkante von einem Fuß auf den anderen trat. Sie wurde feucht, dann richtig nass.
    Als der Minutenzeiger ihrer Armbanduhr sich der Sieben näherte, hatte sich der vage Schauer der Erregung zu einem Knoten verhärtet, der so etwas wie Furcht war. Sie würde nicht rechtzeitig hinkommen. Jeden Augenblick würde Laurence jetzt nach ihr suchen. Zu Fuß konnte sie es nicht schaffen, auch wenn sie ihren Koffer stehen ließ.
    Angst stieg wie eine Flutwelle in ihr hoch, der Verkehr rauschte vorbei und warf hohe Wasserfontänen gegen die Beine derjenigen, die nicht aufpassten.
    Als sie den Mann im roten Hemd sah, fiel es ihr ein. Sie begann zu laufen, schob sich an den Menschen vorbei, die ihr im Weg standen, ausnahmsweise war es ihr gleichgültig, welchen Eindruck sie hinterließ. Sie lief durch die vertrauten Straßen, bis sie die fand, die sie suchte. Sie ließ ihren Koffer oben an der Treppe stehen und lief mit wippenden Haaren hinunter in den verdunkelten Club.
    Felipe stand gerade an der Bar und polierte Gläser. Sonst war niemand da außer Sherrie, der Garderobenfrau. Die Bar kam ihr in der überwältigenden Stille wie versteinert vor, obwohl leise Musik im Hintergrund spielte.
    »Er ist nicht hier, Lady.« Felipe schaute nicht einmal auf.
    »Ich weiß.« Sie war derart außer Atem, dass sie kaum sprechen konnte. »Aber es ist schrecklich wichtig. Haben Sie einen Wagen?«
    Sein Blick war nicht freundlich. »Schon möglich.«
    »Könnten Sie mich wohl zum Bahnhof bringen? Nach Paddington?«
    »Sie wollen von mir gefahren werden?« Er nahm ihre nassen Kleider und die am Kopf klebenden Haare mit einem Blick auf.
    »Ja. Ja! Ich habe nur noch eine Viertelstunde Zeit. Bitte.«
    Er betrachtete sie. Jennifer fiel ein großes, halb leeres Glas Scotch auf, das vor ihm stand.
    »Bitte! Ich würde Sie nicht bitten, wenn es nicht schrecklich wichtig wäre.« Sie beugte sich vor. »Ich bin auf dem Weg zu Tony. Hören Sie, ich habe Geld …« Sie kramte in ihrer Tasche nach den Geldscheinen. Sie waren feucht, als sie zum Vorschein kamen.
    Er griff hinter sich durch eine Tür und zog einen Satz Schlüssel hervor. »Ich will Ihr Geld nicht.«
    »Vielen Dank; oh, ich bin Ihnen so dankbar«, sagte sie atemlos. »Beeilung. Wir haben keine fünfzehn Minuten mehr.«
    Bis zu seinem Wagen war es ein kurzer Fußweg, und als sie dort ankamen, war auch Felipe durchnässt. Er hielt ihr die Tür nicht auf, sie riss daran, schleuderte ihren tropfenden Koffer stöhnend auf den Rücksitz. »Bitte! Fahren Sie los!«, sagte sie und wischte sich den nassen Pony aus dem Gesicht, Felipe aber saß reglos auf dem Fahrersitz und dachte offenbar nach. O Gott, bitte sei nicht betrunken, forderte sie ihn im Stillen auf. Bitte sag mir jetzt nicht, dass du nicht fahren kannst, dass der Tank leer ist, dass du deine Meinung geändert hast. »Bitte. Wir haben nur noch so wenig Zeit.« Sie versuchte, sich ihren Zorn nicht anhören zu lassen.
    »Mrs Stirling? Bevor ich Sie fahre?«
    »Ja?«
    »Ich muss wissen … Tony, er ist ein guter Mann, aber …«
    »Ich weiß, dass er verheiratet war. Ich weiß Bescheid über seinen Sohn. Ich weiß alles«, sagte sie ungeduldig.
    »Er ist zerbrechlicher, als er durchblicken lässt.«
    »Was?«
    »Brechen Sie ihm nicht das Herz. Ich habe ihn noch nie so mit einer Frau gesehen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wenn Sie glauben, dass auch nur eine Chance besteht, wieder zu Ihrem Mann zurückzugehen, bitte, tun Sie das hier nicht.«
    Der Regen prasselte auf das Dach des kleinen Wagens. Sie streckte eine Hand aus und legte sie auf seinen Arm. »Ich bin nicht … ich bin nicht die, für die Sie mich halten. Wirklich.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu.
    »Ich … will einfach nur bei ihm sein. Ich gebe alles für ihn auf. Für mich gibt es nur ihn. Anthony«, sagte sie, und bei den Worten hätte sie am liebsten vor Angst und Sorge gelacht. »Und jetzt los! Bitte!«
    »Okay«, sagte er und riss das Lenkrad herum, dass die Reifen quietschten. »Wohin?« Er steuerte den Wagen auf die Euston Road zu und schlug auf den Knopf ein in dem Versuch, die Scheibenwischer zum Laufen zu bringen. Entfernt dachte sie an Mrs Cordozas Fenster, die sie geputzt hatte, bis sie glänzten, und zog den Brief aus dem Umschlag.
    Meine einzige, wahre Liebe. Was ich gesagt habe, war auch so gemeint. Ich bin zu dem Schluss gekommen, der einzige Weg nach vorn besteht darin, dass einer von uns eine kühne Entscheidung trifft …
    Ich werde

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