Eine Handvoll Worte
davon.«
Jennifer nahm eine Zeitschrift in die Hand und blätterte sie durch, gab zu diesem Rezept oder jenem Stoffmuster einen Kommentar ab. Sie merkte, dass ihre Freundin nicht zuhörte. »Ist alles in Ordnung mit dir?« Sie legte eine Hand auf die Bettdecke. »Kann ich dir etwas holen?«
»Halt ein Auge für mich offen, ja?« Yvonnes Stimme war ruhig, aber ihre geschwollenen Finger klopften einen rastlosen Zapfenstreich auf das Laken.
»Wie meinst du das?«
»Francis. Halt ein Auge für unerwartete Besuche offen. Frauenbesuche.« Sie hatte das Gesicht entschlossen zum Fenster gedreht.
»Oh, ich bin sicher, Francis …«
»Jenny? Tu es einfach für mich, ja?«
Eine kurze Pause. Jennifer untersuchte einen verirrten Faden auf ihrem Rock. »Natürlich.«
»Wie auch immer«, wechselte Yvonne das Thema, »lass mich wissen, was du heute Abend anziehst. Wie schon gesagt, ich kann es einfach nicht erwarten, wieder in ziviler Kleidung zu stecken. Wusstest du, dass meine Füße zwei Nummern größer geworden sind? Wenn es noch schlimmer wird, gehe ich in Gummistiefeln hier raus.«
Jennifer stand auf und nahm ihre Handtasche, die sie hinter sich auf den Stuhl gestellt hatte. »Fast hätte ich es vergessen. Violet hat gesagt, sie kommt nach dem Tee vorbei.«
»O Gott. Da kann ich mich wieder über die schrecklichen Pupsprobleme von Klein-Frederick auf den neuesten Stand bringen lassen.«
»Ich komme morgen, wenn ich kann.«
»Viel Spaß, Schätzchen. Ich würde alles darum geben, auf einer Cocktailparty zu sein, statt hier festzusitzen und mir Violets Geleier anzuhören.« Yvonne seufzte. »Und reich mir bitte das Exemplar von Queen, bevor du gehst. Was hältst du von Jean Shrimptons Frisur? Eine ähnliche hattest du bei diesem katastrophalen Abendessen im Maisie Barton-Hulme’s.«
Jennifer ging in ihr Badezimmer, schloss die Tür hinter sich ab und ließ ihren Morgenmantel zu Boden fallen. Sie hatte die Kleidungsstücke herausgelegt, die sie an diesem Abend tragen würde: ein rohseidenes Etuikleid mit U-Ausschnitt, rotweinfarben, mit Seidenumhang. Sie würde sich die Haare hochstecken und die Rubinohrringe anlegen, die Laurence ihr zum dreißigsten Geburtstag gekauft hatte. Er beschwerte sich, dass Jennifer sie nur selten trug. Seiner Meinung nach sollte sie, wenn er Geld für sie ausgab, wenigstens die Beweise herzeigen.
Nachdem das erledigt war, würde sie ein ausgiebiges Bad nehmen, bis sie ihre Fingernägel lackieren musste. Dann würde sie sich anziehen, und wenn Laurence nach Hause kam, würde sie letzte Hand an ihr Make-up legen. Sie drehte den Wasserhahn ab, betrachtete sich im Spiegel des Medizinschranks und wischte das Glas ab, das vom Dampf beschlagen war. Sie starrte sich an, bis es wieder vernebelte. Dann öffnete sie den Schrank und durchsuchte die braunen Flaschen im oberen Regalfach, bis sie fand, was sie wollte. Sie schluckte zwei Valium und spülte sie mit Wasser aus dem Zahnbecher hinunter. Sie warf einen Blick auf das Phenobarbital, entschied aber, dass das zu viel wäre, wenn sie Alkohol trinken wollte. Und das würde sie bestimmt.
Sie stieg in die Wanne, als sie hörte, wie die Haustür zuschlug, ein Zeichen dafür, dass Mrs Cordoza aus dem Park zurück war.
Laurence hatte angerufen, um zu sagen, dass er sich wieder verspäten würde. Sie saß auf dem Rücksitz des Wagens, während Eric, der Fahrer, über die heißen, trockenen Straßen fuhr und schließlich vor dem Bürogebäude ihres Mannes anhielt. »Warten Sie im Wagen, Mrs Stirling?«
»Ja, danke.«
Sie schaute dem jungen Mann nach, der forsch die Treppe hinauf ging und im Foyer verschwand. Sie hatte keine Lust mehr, die Büros ihres Mannes zu betreten. Hin und wieder tauchte sie zu bestimmten Anlässen auf, wünschte der Belegschaft frohe Weihnachten, wenn Laurence darauf bestand, doch die Räumlichkeiten flößten ihr Unbehagen ein. Seine Sekretärin betrachtete sie mit einer gewissen neugierigen Verachtung, als hätte Jennifer ihr Unrecht getan. Vielleicht war es so. Neuerdings fiel es oft schwer zu sagen, was sie falsch gemacht hatte.
Die Tür ging auf, und Laurence kam in seinem dunkelgrauen Tweedanzug heraus, gefolgt von seinem Fahrer. Auch wenn die Temperatur über zwanzig Grad lag, würde Laurence Stirling tragen, was er für angemessen hielt. Er fand die neuen Modetrends für Männer unbegreiflich.
»Ah. Du bist hier.« Er rutschte neben sie auf den Rücksitz und brachte einen Schwall warmer Luft mit.
»Ja.«
»Zu
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