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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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die Stelle annehmen. Am Freitagabend werde ich um 7.15h am Bahnhof Paddington sein, Gleis 4 …
    »Bahnsteig vier«, schrie sie. »Uns bleiben noch elf Minuten.«

Teil II

Nicht erwünscht – stop – komm nicht – stop
    Mann an Frau, Kriegsbraut, per Telegramm

12
    Sommer 1964
    D ie Krankenschwester ging langsam durch die Station und schob einen Rollwagen vor sich her, auf dem sauber aufgereihte Pappbecher mit bunten Pillen standen. Die Frau in Bett 16c murmelte: »O Gott, nicht noch mehr …«
    »Wir wollen hier doch keinen Aufstand machen, oder?« Die Schwester stellte einen Wasserbecher auf den Nachttisch.
    »Wenn ich noch mehr von dem Zeug nehme, fange ich an zu rasseln.«
    »Ja, aber wir müssen den Blutdruck jetzt senken, oder?«
    »Ach ja, müssen wir? Mir war gar nicht klar, dass das ansteckend ist …«
    Jennifer, die auf dem Stuhl neben dem Bett hockte, hob den Becher und reichte ihn Yvonne Moncrieff, deren angeschwollene Bauchpartie sich kuppelförmig unter der Decke erhob, eigenartig losgelöst vom restlichen Körper.
    Yvonne seufzte. Sie kippte die Tabletten in den Mund, schluckte folgsam und schickte ein sarkastisches Lächeln hinter der jungen Krankenschwester her, die unterwegs zur nächsten Patientin auf der Entbindungsstation war. »Jenny, Schätzchen, organisiere einen Ausbruch. Ich glaube nicht, dass ich noch eine Nacht hier drinnen ertrage. Das Ächzen und Stöhnen – du glaubst es nicht.«
    »Ich dachte, Francis hätte dich auf einer Privatstation untergebracht.«
    »Jetzt nicht, nachdem es heißt, dass ich wochenlang hierbleiben werde. Du weißt, wie vorsichtig er mit dem Geld umgeht. ›Wozu, Liebling, wenn wir absolut gute kostenlose Versorgung bekommen können? Im Übrigen wirst du mit den anderen Damen sprechen können.‹« Sie schnaubte und deutete mit einer Kopfbewegung auf die große, sommersprossige Frau im Bett nebenan. »Ja, weil ich so viel mit der Lilo Lil da gemeinsam habe. Dreizehn Kinder! Dreizehn! Ich dachte, unsere drei in vier Jahren wären schon schrecklich, aber, du meine Güte, ich bin Amateurin.«
    »Ich habe dir ein paar Zeitschriften mitgebracht.« Jennifer holte sie aus ihrer Tasche.
    »Oh, die Vogue. Du bist ein Schatz, aber ich möchte dich bitten, die wieder mitzunehmen. Es wird Monate dauern, bis ich in diese Sachen passe, und ich muss dann nur heulen. Ich werde mich zu einer Anprobe für ein neues Mieder anmelden, sobald das Kleine hier endlich da ist … Erzähl mir etwas Aufregendes.«
    »Aufregendes?«
    »Was hast du diese Woche noch vor? Du weißt nicht, wie es ist, tagelang hier festzusitzen, groß wie ein Wal, mit Milchpudding zwangsernährt zu werden und sich zu fragen, was eigentlich in der Welt passiert.«
    »Oh … es ist ziemlich langweilig. Heute Abend ein Umtrunk in irgendeiner Botschaft. Ich würde lieber zu Hause bleiben, aber Larry besteht darauf, dass ich mitkomme. In New York hat eine Konferenz stattgefunden über die gesundheitlichen Gefahren von Asbest für Menschen, und er will hingehen und ihnen sagen, dass dieser Selikoff, der damit etwas zu tun hat, seiner Ansicht nach ein Unruhestifter ist.«
    »Aber Cocktails, hübsche Kleider …«
    »Eigentlich hatte ich mich eher darauf gefreut, mich hinter Die Rächer zu verkriechen. Es ist zu warm, um sich feinzumachen.«
    »Hmm, das kannst du wohl sagen. Ich habe das Gefühl, mit meinem eigenen kleinen Ofen hier festzusitzen.« Sie tätschelte ihren Bauch. »Oh! Ich wusste doch, dass ich dir noch etwas sagen wollte. Mary Odin kam gestern vorbei. Sie hat mir gesagt, dass Katherine und Tommy Houghton sich einvernehmlich scheiden lassen. Und du glaubst nicht, was sie machen werden.«
    Jennifer schüttelte den Kopf.
    »Eine Hotelscheidung. Offensichtlich ist er damit einverstanden, in einem ›Hotel‹ mit einer Frau erwischt worden zu sein, damit sie ohne die üblichen Verzögerungen erlöst sind. Aber das ist noch nicht alles.«
    »Nicht?«
    »Mary sagt, die Frau, die eingewilligt hat, mit ihm abgebildet zu werden, ist tatsächlich seine Geliebte. Die diese Briefe geschickt hat. Die arme alte Katherine glaubt, er bezahlt jemanden dafür. Sie benutzt bereits einen der Liebesbriefe als Beweis. Offenbar hat er Katherine erzählt, dass er sie von einer Freundin schreiben lässt, damit sie authentisch wirken. Ist das nicht furchtbar?«
    »Furchtbar.«
    »Ich hoffe nur, dass Katherine mich nicht besuchen kommt. Ich weiß, ich werde mich am Ende verplappern. Arme Frau. Und alle außer ihr wissen

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