Eine Handvoll Worte
Ausstattung wahrscheinlich ein Kind aus einem Plastikei fallen lassen würde.«
»Wollen Sie Kinder?«
Er ließ ihr freie Bahn.
»Noch nicht. Noch lange nicht …« Sie legte ihre Hand auf Jennifers Arm. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es sage, aber wir sind gerade erst aus den Flitterwochen zurück. Meine Mutter hat mich aufgeklärt, bevor ich ging. Sie wissen schon – dass ich mich Seb unterwerfen muss, dass es ›ein wenig unangenehm‹ werden könnte.«
Jennifer blinzelte.
»Sie hat wirklich gedacht, ich würde verletzt. Aber es ist gar nicht so, nicht wahr?«
Jennifer trank einen Schluck.
»Oh, bin ich jetzt schrecklich indiskret?«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte sie höflich. Sie vermutete, dass ihr Gesicht erschreckend ausdruckslos war. »Möchten Sie noch etwas trinken, Pauline?«, fragte sie, als sie wieder sprechen konnte. »Ich glaube, mein Glas ist leer.«
Sie saß in der Damentoilette und öffnete ihre Handtasche. Sie schraubte die kleine braune Flasche auf und nahm noch eine Valiumtablette. Nur eine, und vielleicht noch ein Glas. Sie saß auf der Toilettenschüssel und wartete, dass ihr Herz wieder normal schlug, öffnete die Puderdose, um eine Nase zu pudern, die es nicht nötig hatte.
Pauline war beinahe verletzt gewesen, als sie gegangen war, als wären ihre Vertraulichkeiten zurückgewiesen worden. Pauline war mädchenhaft, aufgeregt, begeistert, Zutritt zu dieser neuen Welt der Erwachsenen bekommen zu haben.
War es ihr je mit Laurence so gegangen?, fragte sie sich dumpf. Manchmal ging sie an ihrem Hochzeitsbild in der Diele vorbei, und es war, als würde sie Fremde betrachten. Meist versuchte sie, es zu ignorieren. Wenn sie in der falschen geistigen Verfassung war, wie Laurence oft von ihr behauptete, wollte sie am liebsten die vertrauensselige junge Frau mit den großen Augen anschreien, sie solle nicht heiraten. Viele Frauen unterließen es heutzutage. Sie hatten eine Karriere und eigenes Geld, fühlten sich nicht verpflichtet, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und sich so zu verhalten, dass der eine Mann, dessen Meinung offensichtlich allein gültig war, nicht gekränkt war.
Sie versuchte, sich Pauline Thorne nicht in zehn Jahren vorzustellen, wenn Sebastians bewundernde Worte längst vergessen waren, wenn die Anforderungen durch Arbeit, Kinder, Geldsorgen oder die schiere Langeweile des Alltags ihren Glanz getrübt haben würden. Sie durfte nicht verbittert sein. Sollte die junge Frau ihre Zeit ruhig genießen. Die Geschichte könnte anders ausgehen.
Sie holte tief Luft und legte neuen Lippenstift auf.
Als sie zur Party zurückkam, war Laurence zu einer anderen Gruppe gegangen. Sie blieb an der Tür stehen und sah, wie er sich bückte, um eine junge Frau zu begrüßen, die Jennifer nicht erkannte. Er hörte ihren Worten aufmerksam zu und nickte. Sie sagte noch etwas, und alle Männer lachten. Laurence flüsterte ihr etwas ins Ohr, und die Frau nickte lächelnd. Sie würde ihn äußerst charmant finden, dachte Jennifer.
Es war Viertel vor zehn. Sie wäre gern gegangen, hütete sich jedoch, ihren Mann zu drängen. Sie würden gehen, wenn er dazu bereit war.
Der Kellner kam zu ihr herüber. Er bot ihr ein Silbertablett voll Champagnergläser an. »Madam?« Zuhause schien plötzlich in unüberbrückbare Ferne gerückt. »Danke«, sagte sie und nahm ein Glas.
In diesem Moment erblickte sie ihn, halb verborgen hinter eingetopften Palmen. Zuerst sah sie beinahe geistesabwesend hin, ein Teil ihres Unterbewusstseins stellte fest, dass sie einmal jemanden gekannt hatte, dessen Haar bis zum Kragen reichte, genau wie bei diesem Mann. Es hatte eine Zeit gegeben – vielleicht vor einem Jahr oder länger –, als sie ihn überall gesehen hatte, ein Phantom, seinen Körper, seine Haare, sein Lachen auf andere Männer übertragen.
Meine einzige, wahre Liebe.
Sein Begleiter lachte schallend und schüttelte den Kopf, als flehte er ihn an, nicht fortzufahren. Sie prosteten sich zu. Dann drehte er sich um.
Jennifer blieb das Herz stehen. Der Raum erstarrte, dann kippte er. Sie spürte nicht, als das Glas ihren Fingern entglitt, war sich nur vage bewusst, wie das Klirren in dem großen Saal widerhallte, die Unterhaltung kurz verstummte, ein Kellner mit schnellen Schritten zu ihr kam, um die Scherben zu beseitigen. Sie hörte Laurence ganz in ihrer Nähe etwas Herablassendes sagen. Sie war wie angewurzelt, bis der Kellner ihr eine Hand auf den Arm legte und sie bat:
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