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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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es triumphierend verkündete. »Ich glaube, sie möchte ihren Mann sehen.«
    Es wurde still, dann kam jemand gebückt auf sie zu. »Ich bin hier, Liebes. Alles ist … alles ist in Ordnung.«
    Der Körper zog sich zurück, und sie vernahm ein Schulterklopfen. »Sehen Sie? Sie kommt schon wieder zu sich. Alles zu seiner Zeit, was?« Wieder eine Männerstimme. »Schwester? Bitten Sie doch die Oberschwester, etwas zu essen für heute Abend zu organisieren. Nichts allzu Gehaltvolles. Etwas Leichtes, was gut zu schlucken ist … Vielleicht könnten Sie uns eine Tasse Tee von dort mitbringen.« Sie vernahm Schritte, leise Stimmen, die sich weiter neben ihr unterhielten. Gatte?, war ihr letzter Gedanke, als es wieder hell um sie wurde.
    * * *
    Später, als man ihr sagte, wie lange sie im Krankenhaus gewesen war, konnte sie es kaum glauben. Zeit war zerstückelt, unbeherrschbar, kam und ging in chaotischen Stundenklumpen. Dienstag, Frühstückszeit. Jetzt war Mittwoch, Mittagessen. Offensichtlich hatte sie achtzehn Stunden geschlafen – das wurde missbilligend festgestellt, als wäre es unhöflich, so lange abwesend zu sein. Dann war Freitag. Wieder einmal.
    Manchmal war es dunkel, wenn sie wach wurde. Dann schob sie den Kopf auf dem gestärkten weißen Kissen ein wenig höher und beobachtete die beruhigenden Bewegungen der Nachtwache; das leise Schlurfen der Schwestern, die auf den Fluren auf und ab liefen, hin und wieder Gemurmel zwischen Schwester und Patient. Wenn sie wolle, könne sie an den Abenden fernsehen, sagten ihr die Schwestern. Ihr Mann zahle die Privatbehandlung – sie könne fast alles haben, was sie wolle. Sie sagte stets nein, danke: Auch ohne das unablässige Geplapper aus dem Kasten in der Ecke war sie durch die beunruhigende Informationsflut schon verwirrt genug.
    Während die Wachperioden länger wurden und an Häufigkeit zunahmen, wurden ihr die Gesichter der anderen Frauen auf der Station vertraut. Die ältere Frau zu ihrer Rechten, deren pechschwarze Haare mit viel Haarspray makellos zu einer starren Skulptur auf ihrem Kopf hochgesteckt wurden: ihre Gesichtszüge drückten unablässig milde, überraschte Enttäuschung aus. Sie hatte offensichtlich in einem Film mitgespielt, als sie jung war, und ließ sich dazu herab, jeder neuen Schwester davon zu berichten. Sie hatte eine Kommandostimme und bekam nur selten Besuch. Auf der gegenüberliegenden Seite war die untersetzte junge Frau, die in den frühen Morgenstunden leise weinte. Eine forsche ältere Frau – womöglich ein Kindermädchen? – brachte jeden Abend für eine Stunde kleine Kinder zu ihr. Die beiden Jungen kletterten auf das Bett, hingen an ihr, bis die Kinderfrau ihnen sagte, sie sollten wieder herunterkommen, weil sie befürchtete, dass »ihr eurer Mutter Schaden zufügt«.
    Die Schwestern nannten ihr die Namen der anderen Frauen, hin und wieder auch ihren eigenen, aber sie konnte sie nicht behalten. Sie vermutete, dass sie von ihr enttäuscht waren.
    Ihr Gatte, wie alle ihn bezeichneten, kam an den meisten Abenden. Er trug einen gut geschnittenen Anzug aus dunkelblauem oder grauem Wollstoff, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und setzte sich für gewöhnlich ans Fußende ihres Bettes. Fürsorglich unterhielt er sich über Belanglosigkeiten, fragte, wie ihr das Essen schmecke, ob er noch etwas anderes schicken solle. Hin und wieder las er einfach nur eine Zeitung.
    Er war ein gut aussehender Mann, vielleicht zehn Jahre älter als sie, mit hoher, gewölbter Stirn und ernsten, verschleierten Augen. Tief im Innern wusste sie, dass er wohl der war, der zu sein er behauptete, dass sie mit ihm verheiratet war, aber es war verblüffend, nichts zu empfinden, obwohl alle ganz offensichtlich eine andere Reaktion erwarteten. Manchmal starrte sie ihn an, wenn er gerade nicht hinschaute, und wartete auf einen Anflug von Vertrautheit. Manchmal, wenn sie wach wurde, stellte sie fest, dass er dort saß, die Zeitung auf dem Schoß, und sie betrachtete, als ginge es ihm ähnlich.
    Mr Hargreaves, der Facharzt, kam täglich, überprüfte ihre Krankenblätter, fragte, ob sie ihm den Tag, die Uhrzeit, ihren Namen nennen könne. Inzwischen konnte sie ihm die richtigen Antworten geben. Sie brachte es sogar fertig, ihm zu sagen, dass der Premierminister Mr Macmillan hieß und so alt war wie sie, siebenundzwanzig. Sie hatte jedoch Schwierigkeiten mit den Schlagzeilen in der Zeitung, mit Ereignissen, die stattgefunden hatten, bevor sie hier

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