Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
Verführung gewesen oder pure Leidenschaft. Sie hatte seine Gefühle gespürt, die in dieser ungestümen Umarmung lagen.
»Du siehst bezaubernd aus, meine Liebe.« Der Duke lächelte sie an, als sie sich zu ihm und der Duchess ins Foyer gesellte. Er sah in seinem dunklen Abendanzug ziemlich beeindruckend aus, seine Frau in ihrem Ballkleid aus smaragdgrüner Seide blendend. Sie trug ein glitzerndes Diadem, das mindestens ein kleines Vermögen wert war und ihre Frisur perfekt krönte.
»Danke.« Sie wünschte, Michael wäre da, um sie zu begleiten. Aber natürlich war der treue Fitzhugh zur Stelle. Seine Livree saß perfekt, und sein Gesicht war ausdruckslos, als er den Schlag der Kutsche mit einer kleinen Verbeugung öffnete. Ihr persönlicher Wachhund war also wieder im Dienst. Und morgen wurde er mit ihr zusammen aufs Land verbannt. Wie groß war die Gefahr, in der sie schwebte, tatsächlich?
Es war natürlich lächerlich, sich diese Frage überhaupt zu stellen.
»Wie ich sehe, verfügen Sie über viele Talente, Fitzhugh«, sagte Julianne leise, als er ihr in die Kutsche half.
»Absolut, Mylady.«
Sie verharrte auf dem Tritt, den Rock mit der einen Hand gerafft, und sagte leise zu ihm: »Wie ich hörte, begleiten Sie uns auch nach Kent.«
»Ich hoffe, das missfällt Euch nicht.«
»Ich glaube, ich gewöhne mich allmählich an Ihre Gesellschaft«, sagte sie und lächelte leicht.
Kapitel 24
Er konnte genauso gut Hilfe in Anspruch nehmen. Immerhin kannte Luke Mrs. Stewarts letzte Adresse in London. Das Haus werde inzwischen vermietet, teilte Luke ihm mit. Als Michael sich bei dem Vermittler mithilfe einiger Münzen erkundigte, verriet dieser ihm, er verfüge über die Adresse, zu der er die Geldüberweisungen schickte.
Gut gemacht , dachte Michael. Jetzt hatte er wenigstens schon eine Adresse. Aber zugleich beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Hin und wieder passierte ihm das … Und meist behielt er mit diesem mulmigen Gefühl recht. Er fluchte leise vor sich hin, während die Kutsche im kalten Regen durch die Straßen ratterte.
Es war dieselbe Adresse, die Fitzhugh ihm genannt hatte. Dorthin war er Julianne gefolgt. In diesem Haus war die kleine Chloe allein zurückgelassen worden.
Wenigstens hatte er jetzt die Verbindung, nach der er suchte. Aber das gefiel ihm überhaupt nicht. Alles deutete darauf hin, dass Alice zufällig über das Geheimnis seines Bruders gestolpert war und es benutzt hatte, um an Julianne heranzukommen.
Warum, zum Teufel, hatte er seiner Frau nicht verboten, heute Abend das Haus zu verlassen? Zu seiner Verteidigung konnte er allenfalls vorbringen, bis vor wenigen Stunden nichts über die Erpressung gewusst zu haben. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Mordversuche aufzuklären. Es bedurfte schon einer Menge, zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang zu erkennen.
Wenigstens wusste er jetzt, dass es diesen Zusammenhang gab. Mrs. Stewart war das Bindeglied. Der komplizierte Gedankengang, den es bedurfte, um diesen Plan zu entwerfen, war nicht allzu leicht zu entwirren.
»Warum kann ich es nicht einfach mit einem Mann zu tun haben?«, murmelte er.
Ihm gegenüber saß Lawrence. Er grunzte zustimmend. »Es ist etwas völlig anderes, nicht wahr? Sie denken anders. Diese Frau, die glaubt, Ihr Feind zu sein, hat einen klugen Weg gefunden, sich Ihrer Frau zu nähern. Ich glaube, jedes Mal, wenn Lady Longhaven das Kind besucht hat, schwebte sie in Lebensgefahr. Niemand wusste, wo sie war, und Mrs. Stewart konnte ganz nach Belieben den Zeitpunkt wählen, um zu tun, was sie wollte. Vielleicht hat sie gewartet, bis deine Marchioness schwanger wurde, um sie dann umzubringen. Das wäre in der Tat ein schändlicher Racheakt.«
Michael schloss kurz die Augen. Allein die Vorstellung … Es durchfuhr ihn eiskalt.
Lawrence fuhr grimmig fort: »Nicht Roget steckt hinter all dem. Die ganze Zeit ging sie viel zu ungeschickt vor. Vielleicht wollte Mrs. Stewart nicht, dass jemand den Verdacht schöpfte, dass sie nach England zurückgekehrt war. Ihre Mittel waren daher begrenzt. Sie musste sich verstecken und war auf Dritte angewiesen, die ausführten, was sie nicht vermochte, da sie sich dir nicht nähern konnte. Ich vermute sogar, die Erpressung diente dazu, Geld zu bekommen. Kurz gesagt: Sie versteckt sich vor zwei gefährlichen Männern. Nicht nur vor dir, sondern auch vor Roget. Sie steht nicht nur in deiner, sondern auch in seiner Schuld. Sie kennt den Mann und könnte seine wahre
Weitere Kostenlose Bücher