Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
Sicherheit zu sorgen?«
Michael lächelte schief. »Du weißt doch, wie es mit uns Geheimdienstagenten ist. Der Krieg ist angeblich vorbei, und wir existieren überhaupt nicht.«
»Mit anderen Worten, es ist an dir, herauszufinden, wer dir nach dem Leben trachtet.« Alex fuhr mit den Fingerspitzen über sein inzwischen leeres Glas.
Michael dachte an Antonia und Lawrence und einige andere Gefolgsmänner, die ihm geblieben waren. »Ich bin nicht völlig auf mich gestellt«, sagte er. »Und ich passe jetzt auf.«
»Wenn wir irgendetwas tun könnten …«
»Oh, das könnt ihr! Schließlich seid ihr beide verheiratete Männer. Helft mir, zu entscheiden, wie ich ihr erklären soll, warum ich einen Verband trage. Mir bleibt nur noch bis morgen Abend, ehe das Damoklesschwert auf mich niedersaust.«
Zu dieser späten Stunde waren die Gespräche im Club zu einem leisen Murmeln verklungen, und in den dezenten Räumen hing schwer der vertraute Geruch nach Tabak und einem guten, rauchigen Brandy. Der Kellner brachte unaufgefordert mehr Whiskey und zog sich diskret zurück. Luke schenkte sich ein Glas ein, und als er den Kopf hob, blickte er Michael direkt an. »Ich bin nicht sicher, was ich dir sagen soll. Außer dies: Lüg sie nicht an.«
Alex fiel beinahe augenblicklich ein. »Er hat recht.«
Michaels Miene verfinsterte sich. »Ich erzähle doch nicht grundsätzlich immer Lügen.«
»Das stimmt, machst du auch nicht. Du bist allerdings ein Meister darin, ein Gespräch dann in eine andere Richtung zu lenken. In diesem Fall liegen die Dinge anders. Sie wird deine Frau sein. Die Mutter deiner Kinder. Deine Geliebte und Partnerin. Ich weiß schon, ich vereinfache die Sache, aber wenn sie schon dein Leben mit dir teilt, verdient sie es auch, deine Geheimnisse zu teilen.«
Alex war noch nie ein Mann gewesen, der Ausflüchte suchte. Darum war er immer ein so verflucht guter Soldat gewesen, hatte jedoch nie zum Spion getaugt.
Aber sie waren nicht im Krieg – zumindest nicht so, wie die meisten Leute Krieg verstanden. Michael wusste, dass seine Geheimnisse eine Bürde waren. Er hatte diese Bürde noch nie auf den Schultern eines anderen Menschen abgeladen, und er würde auf keinen Fall damit bei einer jungen Frau anfangen, die er kaum kannte. Er trank seinen Whiskey aus. »Wenn man es so betrachtet, hast du vorhin recht gehabt. Es klingt geradezu wie eine Lebensweisheit.«
»Du wirst es überleben.« Luke verzog den Mund. Als früherer Adjutant Wellingtons verstand er ein bisschen besser, was es hieß, Zugeständnisse zu machen.
Die Hochzeit? Oder die Mordanschläge, die jemand auf ihn verüben ließ? Das eine drohte ihm ebenso wie das andere. Michael stellte das Glas entschlossen auf den Tisch. »Das habe ich vor«, sagte er.
Kapitel 3
Der Duft der Blumen erfüllte die Luft, und sogar das Wetter spielte mit. Die Sonne schien. In der Kirche war es schon fast wieder zu warm, und überall in den Kirchenbänken bewegten sich die Fächer in einem beständigen Rhythmus. Die Kirche war übervoll; dicht gedrängt saßen die gut gekleideten Gäste und reckten die Hälse, weil sie ungeduldig auf das Ereignis des Jahres warteten. Die Einladung zur Hochzeit des attraktiven Erben des Duke of Southbrook war begehrt. Die Tragödie, die den jüngeren Sohn ins Rampenlicht gerückt hatte, schien der ganzen Angelegenheit noch eine romantische Note zu verleihen, die die Menschenmenge ohnehin schon in Aufruhr versetzte. Seine Stellung als Kriegsheld tat dieser Begeisterung keinen Abbruch. Im Gegenteil.
Antonia verstand das romantische Ideal, das er mit dieser Hochzeit so vortrefflich bediente. Allerdings glaubte sie nicht mehr daran. Wenn sie die Wahrheit wüssten … Oh, Michael war zweifellos ein Held – viel mehr als irgendjemand in dieser Kirche sich vorzustellen vermochte. Das stand außer Frage. Aber seine Aufgaben als Kriegsheld passten überhaupt nicht mit der Vorstellung von blitzenden Schwertern, Gewehrkugeln und besiegten Franzosen zusammen, die entsetzt vor ihm flohen.
Nein. Er war auf eine ganz andere Art ein Held. Er war ein Mann, der lieber seinen scharfen Verstand benutzte statt seinen Schwertarm, und der damit verblüffende Erfolge errungen hatte. Sonst wäre sie jetzt wohl nicht mehr am Leben.
Nun, vielleicht war das nicht ganz richtig. Ihr früheres Leben in Spanien war ausgelöscht. Der Teil von ihr war unwiderruflich verloren, aber deshalb war sie keine neue Frau geworden … Sie kämpfte auch jetzt noch gegen
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