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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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verkrampften sich um die harten Muskeln, die sich unter dem Ärmel anspannten.
    Sie warf kurz einen Blick zu ihm hinauf. Jetzt fiel ihr wieder die beeindruckend klare Linie seines Profils auf. Er wirkte gänzlich ungerührt, aber sie sah, wie ein Muskel in seinem Kiefer zuckte.
    Vielleicht war er gar nicht so ungerührt und gleichmütig, wie es den Anschein hatte. Diese Erkenntnis überraschte sie, und sie entspannte sich ein wenig. Sie drehten sich zu den versammelten Gästen um, und er geleitete sie durch den Mittelgang Richtung Tür. Ein Meer aus Gesichtern floss an ihr vorbei, ohne dass sie jemanden erkannte. Ein wenig war es, als würde sie davontreiben, statt einen Fuß vor den anderen zu setzen. Draußen war ein herrlicher Sommertag, und sie atmete zittrig die frische Luft ein, während er sie die massiven Stufen der Kathedrale hinab zu der wartenden Kutsche führte. Das herzogliche Wappen war auf den Seiten der eleganten Equipage eingelassen – ein flammendes Bild, das dem Wappen der Stuarts glich und damit auf eine Verbindung zu der königlichen Familie hinwies, die vor Generationen ihren Anfang genommen hatte.
    Sie war seine Ehefrau. Es würde eine Weile dauern, bis sie diese Wahrheit tatsächlich begriff.
    Michael half ihr ins Innere des Gefährts und stieg hinter ihr ein. Er streckte seine langen Beine aus und sagte etwas zu dem livrierten Lakai, der nur darauf wartete, die Tür zu schließen. Der junge Mann nickte, und einen Augenblick später rollte die Kutsche mit einem kleinen Ruck an.
    »Du wünschst vielleicht, dich aus dem Fenster zu lehnen und ihnen zuzuwinken«, schlug ihr Ehemann vor und hob seine Braue um eine Winzigkeit. »Sie sind gekommen, um die schöne Braut zu bewundern und nicht den langweiligen Bräutigam.«
    Tatsächlich: Draußen hatten sich entlang der Straße Menschen versammelt, die sie erst jetzt bemerkte. Sie war so erleichtert gewesen, der Strenge der kirchlichen Zeremonie und dem allgemeinen Gefühl der Verwirrung zu entkommen, dass sie nicht auf die Idee gekommen war, die anmutige Braut zu spielen.
    »Daran habe ich gar nicht gedacht«, gab Julianne zu. Sie fühlte sich linkisch und nahm seinen Vorschlag sogleich auf. Sie zwang sich zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, es sähe wenigstens halbwegs aufrichtig aus, während sie aus dem Fenster winkte. Die Zuschauer jubelten ihr zu.
    Aber eigentlich bekam sie von der Fahrt nicht viel mit, und das galt auch für den Rest des Tages und des anschließenden Abends.
    Es war mit großem Aufwand verbunden, wenn ein herzoglicher Erbe heiratete. Sie hatte insgeheim erwartet, es sei einschüchternd, aber die schiere Zahl der Gäste, die in den großen Ballsaal von Southbrook House strömten, war schlicht überwältigend. Die Duchess hatte sich mit den verschwenderischen Dekorationen selbst übertroffen. Überall standen Vasen mit Blumen aus den Gewächshäusern. Die mit Bändern eingefassten Tische boten alle nur erdenklichen Delikatessen von rosigen Flusskrebsen auf muschelförmigen Tellerchen bis zu allen möglichen Arten gebratenen Geflügels. Es gab Spanferkel in einer Johannisbeersauce und zahlreiche Backwaren, die ein Bataillon Köche tagelang beschäftigt haben mussten, sowie ein Dutzend weitere Gerichte, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Hunderte Kerzen verströmten ihren warmen Glanz, und die Edelsteine und die Kleider der Gäste, die nach der neuesten Mode geschneidert waren, funkelten mit ihnen um die Wette. Die Opulenz dieser Feierlichkeit würde zweifellos in der nächsten Zeit das Stadtgespräch sein, und Julianne wünschte, sie könnte jeden einzelnen Moment voll auskosten.
    Oder wenigstens einen einzigen Moment. War das denn zu viel verlangt?
    Zu ihrem Unglück war sie einfach zu überwältigt.
    Obwohl sie während der anschließenden Geduldsprobe, die es für sie bedeutete, die Glückwünsche und das Wohlwollen der Gästeschar entgegenzunehmen, neben Michael stand, sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Das war auch nicht der richtige Moment, um ein Gespräch zu führen, da ein endloser Strom Besucher an ihnen vorbeizog und sie peinlich genau darauf zu achten hatte, das Protokoll einzuhalten. Vielleicht glaubte man auch, es sei für die Braut und den Bräutigam völlig normal, wenn sie wie höfliche Fremde nebeneinander standen. Wenn Michael sich deshalb überhaupt Gedanken machte, konnte sie es ihm nicht ansehen. Als sie einmal einen flüchtigen Blick auf den hochgewachsenen Mann neben sich werfen

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