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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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genauso verhasst wie Regen«, murmelte er. »Erinnern Sie sich an Badajoz? Das war eine verflucht schreckliche Schlacht.«
    »Nass und kalt, Sir. Das kann man nicht leugnen.«
    »Leichen, die an den Mauern aufgestapelt lagen, Kanonendonner, ein Albtraum.« Michael versuchte, das Ziepen zu ignorieren, als sein Butler den blutigen Fetzen beiseiteschob. Es stimmte: Die Zitadelle war schließlich doch gefallen, aber sie hatten einen grauenhaft hohen Preis dafür zahlen müssen. Wellington hatte seine Männer mit geradezu unmenschlicher Unnachgiebigkeit gegen diese Mauern getrieben. Es hatte natürlich geklappt. Große Generäle wussten, wie sie Schlachten gewannen. Aber bei Gott, der Preis war hoch gewesen.
    Blut. Matschige Rinnsale aus Blut. Leichenberge.
    Das war der Grund, weshalb er bis heute sein Leben für England riskierte.
    Dieses Gemetzel durfte niemals vergebens gewesen sein. So viele Männer waren nur aus einem Grund gestorben, und das durfte er nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ironisch bemerkte Michael: »Ich vermute, Julianne wird dieser Nacht besorgt entgegenblicken, weshalb es ihr nicht auffallen wird, wenn ich nicht ganz so entspannt bin. Ich habe das Gefühl, meine Seite steht in Flammen, und ich kann mir nicht vorstellen, wie ich diesen Umstand vor ihr verbergen kann.«
    »Das nenne ich mal eine Zwickmühle, Colonel.«
    Er warf Fitzhugh einen mokanten Blick zu. »Ihr Mitgefühl ist wie immer sehr erbauend.«
    »Ich finde, es wäre wohl angeraten, bei der Wahrheit zu bleiben.«
    »Mir ist das in den Jahren unserer Bekanntschaft schon häufiger aufgefallen, dass Sie zur Ehrlichkeit neigen. Lord Altea und Alex St. James haben mir einen ähnlichen Rat gegeben. Sie finden, ich sollte ihr die Wahrheit sagen. Nicht unbedingt über den Mordversuch, aber zumindest darüber, wer oder was ich bin.«
    »Das könntet Ihr tun.« Sein Leibdiener brachte ein Stück Stoff und riss es in zwei Hälften. »Aber was wollt Ihr tun, wenn sie Euch bittet, Euren Dienst zu quittieren und Euch ganz auf die Aufgabe vorzubereiten, eines Tages Duke zu werden? Das solltet Ihr nämlich. Wir beide wissen, dass dies nun der Platz ist, der Euch in dieser Welt zugewiesen wurde.«
    Das kam überhaupt nicht infrage. Es machte Michael nichts aus, für England seinen Hals zu riskieren. Aber die Bürde, die das Herzogtum mit sich brachte, hing wie der Amboss eines Schmieds über seinem Kopf.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er grimmig.
    »Hab ich mir schon gedacht.« Fitzhugh grinste und beendete rasch seine Arbeit. Er ging mit der ihm eigenen Präzision vor und verband die Wunde mit viel Geschick, das man sich nur aneignete, wenn man in seinem bisherigen Leben allzu oft Wunden verbunden hatte. Dann übergab er Michael seinen Morgenmantel. »Gibt es sonst noch etwas, das ich tun kann?«
    »Nein. Danke, Fitzhugh. Den Rest werde ich wohl allein bewerkstelligen müssen, glaube ich.«
    Sein Diener nickte. Auf seinem roten Gesicht zeichnete sich ein Schmunzeln ab. »Da Lady Longhaven so hübsch ist, bezweifle ich, dass es für Euch eine lästige Pflicht ist. Gute Nacht, Sir. Noch einmal möchte ich Euch ausdrücklich zu Eurer Vermählung gratulieren.«
    Pflicht oder nicht – sein Enthusiasmus litt ein bisschen unter den Umständen. Michael band den Gürtel seines Morgenmantels locker um seine Taille und ging zum Serviertischchen, um sich einen Brandy zu genehmigen. Statt sich zu setzen, trat er ans Fenster und starrte hinaus in die Nacht. Dutzende Sterne blinkten wie zufällig verstreute Diamanten auf einem Stück schwarzem Samthimmel, und der Mond war nur eine schmale Sichel.
    Während er dort stand, musste er unwillkürlich an seinen Bruder denken. Harry war fort, und mit ihm war jenes lebhafte Lächeln ebenso verschwunden wie sein feiner Sinn für Humor. Harry hatte nie auch nur einen Funken Hinterlist im Leib gehabt. In seiner Hochzeitsnacht hätte Harry jedenfalls niemals eine Stichwunde gehabt, die er sich in einer dunklen, unsicheren Ecke von London zugezogen hätte. Er wäre nicht gezwungen, sich zu überlegen, wie er diese Verwundung seiner jungen Braut erklären sollte.
    Michael nippte am Brandy und fragte sich, ob er zu Julianne ins Schlafgemach gehen musste oder ob sie genug Mut aufbrachte, die Verbindungstür selbst zu öffnen. Es war irgendwie schwer für ihn zu beurteilen, welche Meinung sie über diese Ehe hatte. Das lag vor allem daran, dass er es seit seiner Rückkehr nach England unter allen Umständen vermieden hatte,

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