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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Widerstand leisten wollte. Wie merkwürdig … Julianne hatte alles erwartet, nur nicht diese atemlose … Gespanntheit.
    »Ich nehme an, das ausgelassene Treiben unten wird noch stundenlang so weitergehen.« Die Worte kamen unerwartet, und ihr neuer Ehemann nahm einen Schluck von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Das Glas hielt er entspannt mit den Fingern der Rechten umfasst. »Es hat eindeutig Vorteile, wenn man Braut und Bräutigam ist. Man hat eine Entschuldigung, dem Gedränge zu entkommen und sich ein wenig zu entspannen.«
    Wenn er glaubte, sie sei entspannt, irrte er sich gewaltig. »Vermutlich könnte man das so sehen, ja.«
    »Du darfst gerne hereinkommen. Ich verspreche dir, ich bin ziemlich harmlos.«
    Harmlos? Warum war sie da wohl anderer Meinung? Ganz im Gegenteil, ihn umgab ein Hauch von Gefahr. Wirklich, er sollte auf sie doch im Grunde ganz normal wirken. Harry hatte ihm sehr ähnlich gesehen, und sie hatte sich bei Harry wohlgefühlt. Aber Michael war anders als sein Bruder.
    Vollkommen anders. Er war wie ein wolkenloser Sommerhimmel, der sich innerhalb von Sekunden zuzog und den dunkle Wolken verdüsterten. Wechselhaft. Das sonnige Blau war heiter und gefiel ihr, der aufziehende Sturm jedoch war bedrohlich.
    Ja genau. Er war … gefährlich. Warum sie das so genau wusste, war ihr nicht klar. Aber sie wusste es einfach.
    »Ich wünsche , dass du hereinkommst. Macht es das für dich leichter?« Er sprach sehr leise.
    Ein bisschen demütigend war es schon, denn erst jetzt wurde sie gewahr, dass sie noch immer an der Türschwelle stand. Julianne machte einen Schritt nach vorne und blickte sich suchend nach einem Sitzplatz um, der möglichst weit von ihm entfernt war. Ihr Blick heftete sich auf einen Sessel, direkt an dem mit Marmor eingefassten Kamin. Der Raum war mit einer für Männer typischen Schlichtheit eingerichtet. Die Farben Blau und Creme dominierten, und das massive Bett aus dunklem Holz überragte alle anderen Möbelstücke. Greifen und andere mythische Kreaturen waren in das Kopfteil des Betts eingraviert, und die vier Säulen waren von wilden Löwen gekrönt. Ansonsten gab es nirgends etwas Schmückendes, nicht mal ein Porträt oder ein Gemälde, das ihr gestattete, sich ein Bild von seinem persönlichen Geschmack zu machen. Sogar sein Morgenmantel war aus schlichter schwarzer Seide, ohne jeden Zierrat. Nicht mal das Familienwappen war auf den Morgenmantel aufgestickt. Die dunkle Farbe stand ihm gut und unterstrich die klassischen, kantig-männlichen Züge seines Gesichts und seine breiten Schultern.
    Ob er unter dem Morgenmantel überhaupt etwas trägt?
    Rasch sank sie von ihren eigenen Gedanken gehemmt auf den Sessel.
    »Julianne.«
    Sie blickte zu ihm auf. Ihre Wangen fühlten sich heiß an. Allein dieser verbotene Gedanke, in Gegenwart eines Mannes nur ihr Nachthemd zu tragen – noch dazu in Gegenwart dieses Mannes – war zutiefst beunruhigend. Zudem war sie nicht ganz sicher, was er mit ihr tun würde. »Ja?«
    In seinen Augen las sie deutlich, wie sehr ihm diese Situation gefiel. Er verzog ganz leicht nur seine Lippen. »Ich möchte zunächst einige Dinge klarstellen. Ich weiß, du bist verängstigt, weil du nicht weißt, was gleich passiert. Dafür gibt es keinen Grund. Ich werde nicht über dich herfallen. Ich werde auch nicht danach trachten, dich irgendwie in Verlegenheit zu stürzen. Ich weiß, du bist verunsichert, aber du solltest dich einfach an dem Gedanken festhalten, dass Männer und Frauen schon so lange miteinander intim gewesen sind, wie es Männer und Frauen gibt. Weder du noch ich wären jetzt hier, wenn unsere Eltern nicht ebenfalls eine so geartete Beziehung unterhalten hätten. Es gibt also wirklich keinen Grund, besorgt zu sein.«
    Das war leichter gesagt als getan. Mit mehr Schärfe als beabsichtigt erwiderte sie: »Ich weiß auch nicht, wie man schwimmt, aber wenn du mir erzählst, ich würde es schon lernen, wenn du mich ins kalte Wasser wirfst, weil ich dann paddle und mich schon retten werde, heißt das noch lange nicht, dass ich dir glaube. Es passiert oft genug, dass Leute trotzdem ertrinken.«
    Er lachte. Ein spontanes Lachen, das ihn jünger und zugänglicher wirken ließ. »Das Bett miteinander zu teilen kann man wohl kaum mit Ertrinken vergleichen.«
    Das stimmte. Aber beides war beängstigend, wenn man mit dem Vorgang nicht vertraut war. »Ich will ehrlich sein«, murmelte sie. »Ich bin nicht sicher, was von beidem ich mir gerade mehr wünschen

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