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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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mit ihr zu reden. Wenn er schon in gewisser Weise das Gefühl hatte, dass sie noch immer zu Harry gehörte, musste Michael sich auch insgeheim fragen, ob es ihr nicht ebenso erging. Schließlich hatte sie lange Zeit ihres Lebens gewusst, dass sie eines Tages den Marquess of Longhaven heiraten würde. Aber es war nicht Michael gewesen, der diesen Titel hatte tragen sollen.
    Je schneller sie schwanger wurde, umso besser. Dann konnte er sie während ihrer Schwangerschaft auf den Landsitz schicken, und sie wären beide in Sicherheit. Er wäre dann davor gefeit, ihr Fragen zu beantworten, die sich ihr im Laufe der Zeit zwangsläufig stellen mussten, da er oft zu ungewohnter Stunde dem Haus fernblieb. Und es bliebe ihr die Peinlichkeit erspart, ihm diese Fragen zu stellen.
    Man durfte immerhin nicht außer Acht lassen, dass es jemanden gab, der ihn tot sehen wollte. Er kannte sie vielleicht nicht besonders gut, aber er wollte sie auch nicht in Gefahr bringen. Außerdem war es nicht besonders ungewöhnlich, wenn die Eheleute getrennte Wege gingen. Viele Paare der Gesellschaft verfuhren so.
    Das leise Klicken des Riegels ließ ihn herumfahren.
    Er hatte seine junge Braut wohl unterschätzt.
    Die Tür zwischen den beiden Räumen öffnete sich, und sie betrat sein Schlafgemach. Sie war entweder nicht so nervös oder mutiger, als er ursprünglich gedacht hatte.
    Seine Finger krampften sich um das Glas. Er sah das volle, glänzende Haar, das offen um ihre wohlgeformten Hüften wallte. Er sah ein Paar wunderschöne Augen und das fast trotzige Heben ihres Kinns. Sie trug etwas Weißes unter dem hellrosa Morgenmantel aus Seide. Am Ausschnitt war ein Stück zarte Spitze erkennbar.
    Sie war mit einem Wort atemberaubend.
    Zu seiner Überraschung empfand er nicht die erwartete Resignation oder ein Gefühl der Pflicht, als er sie so auf der Schwelle seines Schlafgemachs – und gewissermaßen an der Schwelle ihrer gemeinsamen Ehe – stehen sah. Es war ein völlig anderes Gefühl, und das lag nicht nur daran, dass ihre Schönheit ihn berauschte. Er hatte sich während der Verlobungszeit große Mühe gegeben, diese Schönheit zu ignorieren.
    Vielleicht war es dieser Blick, mit dem sie ihn bedachte. Erwartungsvoll und offenbar nicht ohne Verzagtheit, aber … nun, etwas Vertrauensseliges lag in diesem Blick.
    Seine Welt jedoch wurde von Verdächtigungen und Misstrauen regiert.
    Ihre Welt war offenbar anders.
    Er hatte seine Unschuld vor so langer Zeit verloren, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte. Vielleicht weil ihre Unschuld so neu war, aber in diesem Moment, als sich ihrer beider Leben unwiderruflich änderte, fand er ihre Unschuld faszinierend.
    Gut möglich, dass seine Verletzung gar nicht so problematisch war.

Kapitel 4
    Es war ganz natürlich, dass sie Angst hatte. Das wusste sie. Aber es half ihr nicht gerade weiter. Julianne hoffte, ihre Nervosität sei nicht allzu offensichtlich. Und obwohl sie sich Mühe gab, möglichst gefasst zu bleiben, ließ sich der hochgewachsene Mann am anderen Ende des Raums bestimmt nicht einen Augenblick von ihr täuschen.
    Ohnehin hatte sie den Eindruck, dass er sich nicht allzu oft täuschen ließ.
    Unter ihrem Morgenmantel trug sie lediglich ein dünnes Nachthemd. Sie war sich dieses Umstands geradezu überdeutlich bewusst, während sie in der Verbindungstür zum Schlafgemach ihres Ehemanns stand.
    Die offene Tür hatte für sie auch symbolische Bedeutung. Sie stand nicht nur für ihre Gefühle, sondern auch für ihr körperliches Empfinden. Er berührte sie, das konnte sie nicht leugnen. Sie wusste nicht, ob es nun sein ruhiges, gesammeltes Wesen war oder seine lebhaften Augen. Irgendetwas war an ihm, das sie rührte. Sie hatte Harry sehr gern gemocht, aber sie hatte in ihm nie auch nur annähernd so sehr den Mann gesehen wie jetzt in seinem jüngeren Bruder.
    Es schien ihr absolut unmöglich, die Erste zu sein, die etwas sagte. Außerdem wusste sie gar nicht, was sie sagen sollte, zumal Michael einen Morgenmantel trug, der etwas aufklaffte, sodass sie seinen muskulösen Hals sehen konnte und einen faszinierend freizügigen Blick auf seine nackte Brust erhaschte. Er war ein großer Mann. Das war kein Geheimnis, aber er war ihr nie so ungewöhnlich groß vorgekommen wie in diesem Moment.
    Das, was jetzt passierte, würde geschehen. Er würde sie auf jede nur erdenkliche Weise zu seiner Ehefrau machen, und sie war nicht nur machtlos, ihm zu widerstehen, sie wusste auch gar nicht, ob sie

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