Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
ihrem Toilettentisch. Die Bürste hatte sie beiseitegelegt, die Hände züchtig im Schoß gefaltet. Im Spiegel beobachtete sie, wie er hinter ihr auftauchte. Er trug seinen schwarzen Morgenmantel, der locker um die schlanke Taille verknotet war, und die Lider senkten sich eine Winzigkeit über seine lebhaften Augen.
»Kommst du ins Bett?« Er berührte ihr offenes Haar.
»Wenn Ihr wünscht, Mylord«, antwortete sie. Wie er wohl reagierte, wenn sie sich ihm verweigerte? Überrascht? Wütend? Wäre es ihm vielleicht sogar egal? Es war schwierig, das zu beurteilen. Fast so schwierig wie es war, seine Aufmerksamkeit zu erringen.
»Ich wünsche es«, sagte er, und ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Er packte sie um die Taille und zog sie hoch. Etwas Hitziges flackerte in seinen Augen auf, und dann glitt sein Blick hinab zu ihren kaum verhüllten Brüsten. »Was trägst du da?«
Wenn man sie so fragte, trug sie eigentlich gar nichts, da das durchsichtige Hemd kaum mehr als schmückendes Beiwerk war. »Das wurde für unsere Hochzeitsnacht geschneidert«, erklärte sie. »Ich fürchte, ich hatte an jenem Abend nicht den Mut, es zu tragen.«
»Ich muss zugeben, es gefällt mir.« Seine Hände lagen ganz leicht auf ihren Hüften, ohne Zwang und ohne etwas zu verlangen, während er in aller Ruhe ihren Busen betrachtete. »Das würde jedem Mann gefallen.«
Diese Bemerkung war typisch für ihn und verstärkte wieder einmal ihren Eindruck seiner Distanziertheit. Nicht er bewunderte ihren Körper, der von dieser zarten Spitze kaum verhüllt wurde, sondern jeder Mann. Das ärgerte sie, weil sie nicht verstand, warum er so war. Sie wollte, dass sie einander näherkamen. Nicht nur als Liebespaar, sondern als zwei Menschen, die ihr zukünftiges Leben teilten. »Es ist aber ganz allein für dich«, betonte sie. »Wen kümmert es, ob das Nachthemd anderen Männern gefallen würde?«
In den braunen Tiefen seiner Augen blitzte etwas auf. Ihre Verwirrung blieb also nicht unbemerkt. Gut. »Es war nur ein Kompliment, aber ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Vergib mir. Ich wollte einfach nur sagen, dass dieses Hemd deine unbestreitbare Schönheit unterstreicht.«
Das war ein bisschen besser. »Wenn ich dir gefalle, freut mich das. Ich … ich möchte dir nämlich gefallen.« Zögernd, weil sie sich noch immer an die körperliche Nähe gewöhnen musste, legte sie eine Hand auf seine Brust. Seine Haut war weich wie warmer Satin, der sich über Granit spannt. Unter ihrer Hand spürte sie seinen starken und gleichmäßigen Herzschlag.
»Wenn du mir zu gefallen wünschst, werde ich dir das wohl beweisen müssen.« Er hob sie hoch und trug sie zu ihrem Bett. Das war neu für sie, denn bisher hatte er sie immer in sein Schlafgemach gebeten. »Es ist näher«, erklärte er und bettete sie nieder. Sogleich legte er sich zu ihr. Sein Körper drückte ihren in die weiche Matratze. »Und ich verzehre mich nach dir.«
Das stimmte wohl, denn seine Erektion zwängte sich hart und lang zwischen ihre Körper. Er presste seinen Mund auf ihren, nahm sie in Besitz. Seine Zunge schlüpfte zwischen ihre Lippen und umspielte ihre. Julianne hatte inzwischen begriffen, dass es ihm besser gefiel, wenn sie ebenfalls aktiv wurde, statt nur passiv seine Berührungen zu erdulden. Sie erwiderte seinen Kuss, legte die Hände in seinen Nacken und spürte seine Haare, die ihre Finger kitzelten. Er leckte ihren Mundwinkel, erkundete ihre Zähne und drang dann mit seiner Zunge tief in ihren Mund ein. Seine Hände schoben den Hauch aus Seide und Spitze über ihren Körper nach oben, während Julianne den Knoten vom Gürtel seines Morgenmantels löste. Ihre Hände erkundeten seinen nackten Oberkörper. Sie spürte die gestählten Muskeln, die so beeindruckend und auch ein wenig beängstigend waren. Es erschreckte sie, als sie das Fehlen des Verbands bemerkte. Nur noch ein kleines Stück Mullbinde war zu sehen.
»Du riechst nach Rosen.« Er flüsterte die Worte und schnupperte an ihrem Hals.
Das warme Gefühl seines Atems und seiner Lippen war betörend.
»Ihr habt mir das Parfüm geschenkt, Mylord. Erinnert Ihr Euch?«
»Hab ich das?« Er zögerte nur kurz, ehe er mit seiner Verführung fortfuhr. Wenigstens hatte sie jetzt die Antwort auf eine Frage, die sich ihr bisher gestellt hatte. Denn jeden Abend seit ihrer Hochzeit hatte sie ein kleines Geschenk vorgefunden, das hübsch verpackt auf ihrem Nachttisch auf sie wartete, wenn sie sich zum Dinner
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