Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
als der Akt selbst.
Wie, um alles in der Welt, ist das möglich? Michael dachte ernsthaft über die Frage nach. Er rührte sich nicht, weil ihm gefiel, wie sich ihr warmer Körper an seinen schmiegte, als sei sie ein Teil von ihm. Wie konnte die Leidenschaft nur diese völlig andere Bedeutung für ihn annehmen? Noch dazu mit einer Frau, die er zuerst nicht hatte heiraten wollen?
Julianne rührte sich und wandte den Kopf in seine Richtung. Ein zittriges Lächeln umspielte ihre weichen, vollen Lippen. »Ich sehe, du hast dich erholt?«
War das etwa eine Herausforderung zum zweiten Akt? Er bezweifelte es und hoffte, sie meinte es nicht so. Eine zweite Runde war zumindest im Moment noch nicht in Aussicht. Er konnte nicht anders und lachte gedämpft. »Wie bitte?«
»Von deiner Verletzung.«
Diese verflixte Stichwunde. Da sie ihn seit der ersten Nacht nicht mehr danach gefragt hatte, war er der Hoffnung erlegen, sie würde nie mehr darüber reden. Michael erwiderte ihren Blick und lächelte. »Ich vermute, es geht mir wieder gut.«
»Ich kann nie irgendwelche Vermutungen über dich anstellen.«
Trotz seiner körperlichen Erschöpfung war er plötzlich wieder hellwach. Michael richtete sich auf einen Ellbogen auf und strich mit der anderen Hand eine einzelne Locke ihres seidigen Haars von ihrer weichen Schulter. »Ich bin nicht sicher, was ich darauf antworten soll«, erwiderte er ehrlich. »Ich fürchte, ich bin ein Mann, der eher für sich bleibt. Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Es ist nicht leicht, die Natur eines Menschen zu ändern.«
Sie erwiderte seinen Blick, und er überlegte, dass sie ganz anders war als er, der sich so zugeknöpft gab. Ihre schönen Augen wirkten so nachdenklich, und er konnte darin lesen wie in einem Buch. Vermutlich sollte es ihn nicht überraschen, wenn eine so junge Frau wie Julianne sich nach einem aufmerksamen, romantischen Ehemann sehnte. Aber er hatte weder Zeit noch Lust, sich mehr mit ihr zu beschäftigen als unbedingt nötig.
In Wahrheit beschützte er sie ja auch, indem er sie von sich fernhielt.
»Ich will Euch ja nicht bitten, Euch zu ändern, Mylord. Das würde ich nicht verlangen. Aber ich finde, es wäre vielleicht nett, wenn wir mehr teilten als nur nachts das Bett.«
Da er nicht nur die Verpflichtungen hatte, die sein Titel mit sich brachte – nicht zu vergessen seine Pflichten der Krone gegenüber –, blieb nur wenig Zeit, um seiner jungen Frau Aufmerksamkeit zu widmen. Michael sagte daher schlicht: »Ich bin ein viel beschäftigter Mann.«
»Wenn du mich nur etwas mehr kennen würdest, könntest du mich bestimmt mögen.« Ihr Lächeln wirkte unsicher. »Meine Freunde sagen, ich sei eine recht angenehme Gesellschaft.«
Das war zweifellos wahr. Sie war für eine Frau, die so privilegiert und wohlhabend aufgewachsen war, erstaunlich unverdorben. Besonders angesichts ihrer Schönheit war das bemerkenswert. Er war dafür ehrlich dankbar. Aber sie erwies sich trotz ihrer Jugend allmählich als etwas zu scharfsichtig. »Ich bin dein Ehemann, nicht dein Freund.«
Und noch während er die Worte aussprach, wusste er, dass er einen Fehler machte.
»Ich … verstehe. Ich fürchte, dann haben wir unterschiedliche Auffassungen davon, wie eine Ehe sein sollte, Mylord. Ich muss zugeben, das überrascht mich. Eure Eltern scheinen einander sehr zu lieben.«
Michael wog seine Antwort sorgfältig ab. Ihm war durchaus der schmerzliche Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht bewusst, und er verspürte Gewissensbisse. »Sie sind eine Ausnahme«, murmelte er. »In den adeligen Kreisen dominiert eine andere Sicht der Dinge, das weißt du sicher.«
»Ich finde, diese Regeln, dass Eheleute nur nebeneinander her leben sollten, sind doch nur ungefähre Regeln. Und manche fordern nun mal heraus, gebrochen zu werden.« Sie lag umwallt von ihrem schimmernden Haar neben ihm und warf ihm einfach so den Fehdehandschuh zu. Doch er konnte ihn nicht aufnehmen.
Gegen seinen Willen musste er lächeln, weil sie das Kinn trotzig reckte. Dennoch konnte er ihr nicht erklären, was ihn antrieb. Seine zynischen Ansichten über die Liebe würden sie nur verprellen, weshalb ihm wohl nur die Möglichkeit blieb, rasch das Thema zu wechseln. Oder er sollte das Gespräch einfach beenden. »Dein Haar hat so eine ungewöhnliche Farbe«, flüsterte er, hob eine Locke und rieb sie zwischen den Fingern. »Ich gebe zu, ich bin kein Poet, aber es erinnert mich an dichten Zobelpelz. Nicht richtig braun,
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