Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
wollte die Dynamik dieser neuen Umstände verstehen und für sich zu nutzen wissen.
Er hatte es sich zur eisernen Regel gemacht, nichts dem Zufall zu überlassen.
Kapitel 7
»Ich habe dich nicht gesehen.«
»Warum solltest du auch? Es war ja fast unnatürlich ruhig.« Michael wirkte unbeeindruckt. »Außerdem bin ich ja jetzt hier. Was ist denn so dringend?«
Verflucht sollten ihre unberechenbaren Gefühle sein. Antonia trank einen Schluck und beobachtete, wie er das Arbeitszimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Er trug einen eleganten, dunkelblauen Mantel, und die Krawatte war sorgfältig gebunden. Die Stiefel wie immer auf Hochglanz poliert, ein bisschen Spitze säumte seine Ärmelaufschläge. Ganz der weltgewandte und edle Gentleman, der – in seinem Fall – in vielerlei Hinsicht eine Gefahr darstellte. Zumindest bedeutete er Gefahr für ihren Seelenfrieden. Er bewegte sich sogar gefährlich lautlos mit einer antrainierten, tödlichen Anmut.
Ich möchte dich so gerne berühren … Halt mich fest …
Sie schob den Gedanken beiseite. »Ich habe etwas für dich. Es geht um Roget.«
Das fesselte sogleich seine Aufmerksamkeit. Er verharrte, ehe er sich für einen samtbezogenen Stuhl entschied und sich setzte. Seine Miene war nachdenklich. »Wie bist du an diese Information gelangt, wenn ich fragen darf? Ich habe seit einigen Monaten schon keine Gerüchte mehr über ihn gehört, und wir wissen beide, wie sehr ich danach Ausschau halte.«
Ungefragt schenkte sie ihm ein Glas Wein ein und erhob sich, um es ihm zu reichen. Er nahm das Glas mit einem dankbaren Nicken, sein Blick blieb auf ihr Gesicht gerichtet.
Wenn es ihr schon nicht gelang, seine Aufmerksamkeit auf andere Art zu fesseln, blieb ihr wenigstens diese Gemeinsamkeit, die seine kleine Frau nicht mit ihm teilte. Es war befriedigend, ihm in gewisser Weise auf Augenhöhe begegnen zu können. Respekt war nicht mit Liebe gleichzusetzen, aber wenigstens war Respekt irgendetwas. Sie lehnte sich in ihrem Armsessel zurück. »Schmuggler. Wir haben mit ihrer Hilfe und dank eines üppigen Bestechungsgelds eine merkwürdige Nachricht abgefangen. Ich kann die Botschaft nicht entziffern, aber sein Name wird erwähnt.«
»Lass mich die Botschaft sehen.«
Sie hatte diese Bitte vorhergesehen und lächelte ihn verführerisch an. Ganz langsam zog sie den Bogen Papier aus dem Ausschnitt ihres Abendkleids. Er war von ihrer Haut angewärmt und duftete nach ihrem Parfüm. Ihre Finger berührten sich, als sie sich betont aufreizend vorbeugte, um ihm das Blatt zu überreichen und einen tiefen Blick in ihr Dekolleté zu gewähren.
Es entging ihm nicht. Ein amüsiertes, anerkennendes Funkeln war in seinen Augen, doch er nahm das Papier von ihr entgegen, ohne ihr Verhalten zu kommentieren. Rasch überflog er die Zeilen, dann blickte er auf. »Das Symbol für den Falken steht zweifellos für ihn, darin bin ich mit dir einer Meinung. Das ist ein gutes Zeichen. Ich habe schon gedacht, wir hätten ihn verloren.«
Das hatte sie auch gedacht. Kühl sagte sie: »Ich will seinen Tod.«
»Wenn möglich, werde ich sein Blut für dich vergießen.«
Antonia blickte ihn an. »Ich weiß, dass du das tun wirst.«
Michael nahm statt einer Antwort nur einen Schluck aus seinem Glas. Abwesend betrachtete er wieder die Nachricht. »Der Code ist ganz neu. Zumindest habe ich noch nie einen derartigen Geheimcode gesehen.«
»Es ist ein Rätsel«, stimmte sie zu und entspannte sich. Es war ein angenehmer, lauer Abend, und Michael saß ihr gegenüber und fühlte sich wohl. Die ihm innewohnende Kraft erfüllte den Raum. Wenn er bei ihr war, fühlte sie sich merkwürdigerweise auch in Zeiten größter Gefahr absolut sicher. Antonia fügte hinzu: »Ich könnte mir vorstellen, dass er der Grund für die Angriffe auf dich ist.«
»Das würde eine Menge erklären. Allerdings würde er derlei unter normalen Umständen selbst machen. Die beiden ungeübten Auftragsmörder, die mir bisher jemand auf den Hals gehetzt hat, entsprechen eigentlich überhaupt nicht dem, was man von Roget erwarten dürfte.« Er starrte auf den Bogen Papier, der auf seinen Knien ruhte. »Ich hoffe, ich habe es hier nicht mit zwei verschiedenen Lagern zu tun, die es auf mein Leben abgesehen haben.«
»Du hast Bonapartes Spione immer wieder an der Nase herumgeführt. Es gibt vermutlich eine Menge Leute, die ein Interesse haben, dich zu töten.« Antonia fürchtete jeden einzelnen Tag um sein Leben, obwohl sie
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