Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
eine Ehe.«
Sein Butler gab ein leises Schnauben von sich. »Die hübsche Lady sollte sich besser an Halbwahrheiten gewöhnen. Ihr steckt Eure Nase ständig in Angelegenheiten, über die eine Frau nichts wissen sollte.«
Michael ignorierte die Bemerkung. »Deshalb muss ich mir was anderes ausdenken.«
Fitzhugh hob seinen Morgenmantel vom Boden auf und eilte eifrig zum Ankleidezimmer, um ihn aufzuhängen. Es war ein angenehm warmer Morgen, und strahlendes Sonnenlicht ergoss sich golden in das Schlafzimmer. Michael hatte nicht Harrys Räume bezogen, denn das hätte sich wie Verrat angefühlt. Er konnte nicht noch mehr an sich reißen, das einst seinem Bruder gehört hatte. Schließlich hatte er bereits seinen Titel, sein Vermögen und seine Verlobte bekommen, darum stand es für ihn außer Frage, seine Gemächer zu beziehen. Die Möblierung war etwas dürftig – es war alles so geblieben wie vor seiner Abreise nach Spanien. Schlichte blaue Bettvorhänge, ein einfacher, cremefarbener Teppich auf dem Holzfußboden und passende Vorhänge vor den hohen Fenstern. Er war einundzwanzig gewesen, als er an Bord eines Schiffes gegangen und in den Krieg gesegelt war. Damals war die angemessene Dekoration seiner Räume kaum das Wichtigste in seinem Leben gewesen, und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Vielleicht wollte Julianne irgendwann ihre Zimmerflucht im Stadthaus in Mayfair neu einrichten. Aber vielleicht auch nicht. Wenn er ehrlich war, wusste er ziemlich wenig über sie.
Zu wenig. Und diese Distanziertheit hielt er mit Absicht aufrecht. Es war allein seine Schuld.
Es ist egal, wie sie ist, ermahnte er sich. Er würde sie so oder so heiraten, da seine Eltern heftig um seinen Bruder trauerten.
Er war überrascht gewesen, und es hatte ihn vollkommen unvorbereitet getroffen, als sie ihn gebeten hatten, die arrangierte Ehe an Harrys Stelle einzugehen. Obwohl er nicht sicher war, ob ihn die Jahre des Kriegs und der Intrigen bis zu einem beängstigenden Maß hatten hart werden lassen, musste doch noch ein gewisses Maß an Mitgefühl in ihm geschlummert haben, denn er hatte seinen Eltern den Wunsch nicht abschlagen können. Er war nach Hause gekommen, hatte die Stelle seines Bruders als Erbe eingenommen und würde nun die junge Frau, die von jeher für Harry bestimmt gewesen war, zur Frau nehmen.
Er würde sich nicht so schuldig fühlen, wenn Harry nicht so vernarrt in sie gewesen wäre und sich aufrichtig auf das Eheleben gefreut hätte.
Die pflichtbewussten Briefe von daheim hatten zuerst nur kleine Andeutungen enthalten. Sein älterer Bruder hatte erwähnt, wie schön seine junge Braut wurde, während sie heranwuchs. Wie klug und gut gelaunt sie immer war, wie zauberhaft und elegant. In seinem letzten Brief, den Michael erst nach Harrys Tod erhielt, hatte er noch einmal betont, wie glücklich er sich schätzen konnte, einer Frau versprochen zu sein, die nicht nur in der Öffentlichkeit seinen Arm schmücken und ihm in den privaten Stunden im Ehebett zu Gefallen sein würde, sondern ebenfalls sein Leben bereicherte.
Hatte Michael das Gefühl, sie nicht zu verdienen?
Auf die Frage kann ich wohl nur mit einem dröhnenden Ja antworten, dachte er seufzend und fuhr sich mit der Hand durch den sorgfältig gekämmten Schopf und brachte das dichte Haar durcheinander. Er war überhaupt nicht so wie Harry. In seinem Körper steckte nicht ein leichtherziger Knochen, und sein Verstand arbeitete in Kreisen und nicht geradlinig. Er hatte oft genug Entsetzliches gesehen, um zu wissen, was das Leben für weniger Glückliche bereithielt, und das verängstigte ihn, ohne dass er sich davon brechen ließ. Die Narben, die er im Krieg davongetragen hatte, waren nicht nur tief in seine Haut eingegraben. Er erklärte seinem Leibdiener: »Meine Ehe wird geschlossen, weil sie zweckdienlich ist.«
»Meint Ihr Euren Zweck oder ihren?« Fitzhugh war wieder so dreist wie immer. »Ihr geht weiterhin Euren Angelegenheiten nach, und sie wird einfach die Stichwunden, Eure lange Abwesenheit und das nächtliche Kommen und Gehen übersehen. Meint Ihr, so wird Eure Ehe funktionieren?«
»Woher soll ich wissen, wie die Ehe funktioniert? Ich war noch nie verheiratet. Aber die meisten Ehen in meinen Kreisen – besonders jene, die von den Eltern arrangiert werden – bringen ein gewisses Maß an Entfremdung mit sich. Im Übrigen ist sie noch sehr jung. Noch keine zwanzig Jahre alt.«
»Was hat das denn damit zu tun?« Fitzhugh runzelte die
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