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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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unten.
    Lachend brachte er sich dann in Sicherheit.
    Lucinda vergaß all ihre Sorgen. Bernards Fluch, ihr ewiges Pech, die arme Marcy, den roten Beutel, ihr albernes Schwärmen für Gray. Ihr Kopf war leer. Aber sie wollte ihn kriegen und sich rächen.
    Es dauerte eine Weile – eine Stunde? den ganzen Nachmittag? –, bis es Lucinda gelang, Rache zu üben und Gray unterzutauchen. Sie schwamm von hinten an ihn heran und sprang dann voller Wucht auf ihn. Er versank mit einem Blubbern, das sie sehr zufriedenstellte.
    Auch wenn sie das schon im nächsten Moment bitter bereuen würde, empfand sie in diesem Moment Triumph. Aber sie war nicht dumm. So schnell sie konnte schwamm sie an Land. Aber der Triumph währte nicht lang. Sie hatte es geahnt: Er war dicht hinter ihr.
    Lucinda wollte wegrennen, doch sie war nicht schnell genug. Sie quietschte, als er mit einer Hand ihr Bikinihöschen erwischte. Dann hechtete er nach ihren Knöcheln, und prompt landete sie im Sand. Lachend rollte sie sich auf den Rücken und sah Gray an. Er stand keuchend über ihr, seine Augen funkelten.
    »Hab dich.« Dann ließ er sich neben sie fallen. So lagen sie Schulter an Schulter im warmen Sand und genossen den Anblick des Himmels.
    »Es ist so unfassbar friedlich hier«, murmelte Lucinda. »Wieso sollte man jemals wieder in die reale Welt zurückkehren?«
    »Ich hätte es fast nicht getan.«
    Lucinda drehte sich auf die Seite und sah ihn an, während sein Blick immer noch in den Himmel gerichtet war, doch sie las trotzdem in seinen Augen die Verwirrung seiner Gefühle. »Erzähl.«
    Einen Moment lang schien es, als würde er nicht antworten. Warum auch? Klar, momentan half Gray ihr. Aber sicher musste sie dafür einen Preis zahlen, alles andere war illusorisch. Er brauchte sie für irgendetwas, sonst hätte er nicht so plötzlich seine Meinung geändert. So war das nun mal im echten Leben.
    Aber dieser Ort war nicht das echte Leben.
    »Nachdem Kerren … Nach allem, was passiert ist, tat es weh, am Leben zu sein. So wanderte ich eine Zeit lang umher.«
    »Fünf Jahre?«
    Er zuckte mit den Schultern, doch seine Anspannung strafte die gleichgültige Geste Lügen. Sie wusste, er würde nichts sagen über die Zeit, in der er nicht gewusst hatte, wo er gewesen war.
    »Nachdem ich nach Nevermore zurückgekehrt war, um meinem Großvater zu helfen, musste ich einfach irgendwohin. Ich kam mir so … eingesperrt vor. Also drang ich immer tiefer und tiefer in meine Träume vor. Ich schuf mir diesen Ort und verträumte hier meine Tage. Ich stand nur auf, um ins Bad zu gehen oder etwas zu essen. Schon nach kurzer Zeit wollte ich einfach immer nur hierher zurück. Mein Großvater … Man muss es wohl so sagen: Er war es, der mich wieder zurück in die Realität holte.«
    »Oh Gray.« Lucinda war ganz betroffen von diesem Geständnis.
    »Schon gut«, erwiderte er leise. »Ich habe dein Mitleid nicht verdient.« Dann drehte er sich zu ihr und fragte sie mit aufgesetzt höflicher Miene: »Hast du vielleicht Hunger?«
    Diese Frage stellte er offensichtlich gerne. Damit distanzierte er sich von ihr. Vielleicht bereute er es, dass er so viel von sich preisgegeben hatte. Doch sie war selbst eine Meisterin in Sachen Selbstschutz. Vertrauen war ein zu wertvolles Gut.
    »Wer muss denn in einem Traum essen?«
    »Wir können alles tun, worauf wir Lust haben. Wir könnten zum Beispiel nur Nachtisch essen. Oder Hummer in Buttersoße. Oder uns mit Steaks den Magen vollschlagen.« Er sah sie an. »Oder bist du vielleicht Vegetarierin?«
    »Um Himmels willen, nein«, erwiderte sie schnell. »Ich esse sehr gerne Fleisch.«
    »Gut. Dann muss ich nicht so tun, als würde ich Karotten mögen. Komm!« Er sprang auf und streckte ihr eine Hand hin, um sie hochzuziehen. »Ich koche dir das beste Traumessen, das du je gekostet hast.«
    Gray hielt Wort. Er schuf einen Steg aus alten Planken, in dessen Mitte eine Feuergrube war. Dann zauberte er große weiche Kissen herbei, auf die sie sich setzen konnten. Er bereitete ihr Hummer und Steak zu, kreierte einen Käsekuchen und Eis und Schokolade. Beim Essen sprachen sie über alles Mögliche – die Ehrwürdige Bibliothek, wie es beim Höchsten Gericht in Washington war, das Gray gut kannte. Es gab nur zwei Höchste Gerichte, eins in den Vereinigten Staaten und das Original in Europa. Einmal im Jahr trafen sich die Vertreter beider Gerichte, um die weltweiten politischen Richtlinien für magische Wesen zu aktualisieren, zu erneuern, zu

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