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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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sprudelten einfach aus ihm heraus. Du liebe Güte! Was war denn nur los mit ihm?
    Sie sah ihn an und lächelte. »Das wolltest du eigentlich gar nicht sagen, oder?«
    »Nicht wirklich.«
    »Schon okay. Ich werde es nicht gegen dich verwenden.«
    »Sehr freundlich.«
    Happy klopfte auf die Bank neben sich. »Setz dich zu mir.«
    »Ich vertraue mir selbst gerade nicht.«
    »Ich könnte dich quälen, indem ich mein volles Flirtrepertoire raushole, aber dazu fühle ich mich zu wohl! Das ist ein herrlicher Garten, Ant. Wirklich magisch schön.«
    »Aber ich bin kein magisches Wesen.«
    »Doch, bist du.« Sie neigte den Kopf. »Wie kommt es, dass du das selbst nicht weißt?«
    »Meine Eltern waren beide Weltliche.«
    »Ja und?«
    »Keiner in meiner Familie hat ein magisches Talent.«
    »Dein Bruder schon, aber nur ein bisschen. Nicht so wie du.« Sie deutete auf die Rosenbüsche, die sie umgaben. »Deine Magie ist hier. Diese Blumen fühlen sich an wie du. Von ihnen geht dieselbe Energie aus. Sie lieben dich, weißt du.«
    »Die Pflanzen lieben mich?« Ant kicherte. »Jetzt komm schon.«
    »Es stimmt, und das weißt du auch. Meinst du wirklich, ein normaler Gärtner könnte solche Wunderwerke vollbringen? Du sprichst auch mit den Pflanzen, oder? Erzählst ihnen von Schönheit und Licht. Und du liebst sie auch.«
    Das Gespräch war ihm unangenehm. Er hätte es längst herausgefunden, wenn er ein magisches Wesen wäre. Seine Familie gehörte zu den ersten Weltlichen, die sich in Nevermore niedergelassen hatten. Soweit er wusste, war kein Mooreland, der hier geboren worden war, mit magischen Talenten gesegnet gewesen. Es störte ihn, dass Happy darauf beharrte, bei ihm wäre es anders. Seine Welt war vollkommen in Ordnung gewesen, bis zu ihrem Auftauchen.
    »Wir sollten aufbrechen.«
    »Wohin?«
    »In die Stadt. Falls du mir nicht doch endlich sagen willst, wohin ich dich bringen kann.«
    Etwas wie Panik zeigte sich kurz in ihrem Gesicht, aber am Ende war es nur Enttäuschung. »In die Stadt ist okay.«
    »Wir sehen uns gleich im Haus.«
    Dann ging er schnell, bevor er auf dumme Gedanken kam.
    Und sie küsste.
     
    Einen so einladenden Friedhof hatte Lucinda nicht erwartet. Die großen schmiedeeisernen, schwarz glänzenden Tore waren geöffnet, um Fahrzeuge durchzulassen. Linker Hand stand ein entzückendes weißes Häuschen. Sie bog in die Einfahrt und stieg aus dem Wagen. Veranda und Fensterläden des Häuschens waren himmelblau gestrichen, und ein Windspiel in Form von Sternen baumelte vor dem Eingang. Es klirrte leise. Der winzige Garten war liebevoll gepflegt, und ein Betonpfad führte von der Auffahrt zu den Verandastufen. Am anderen Ende des Vorgartens befand sich ein kleiner Pavillon mit einer großen weißen Schaukel. Alle möglichen prachtvollen Bäume und Pflanzen wucherten hier. Alles war grün und stand voll im Saft.
    Das war auch auf dem Friedhofsgelände nicht anders.
    »Guten Morgen!« Eine Frau öffnete die Tür mit dem Fliegengitter und trat nach draußen. Sie war groß und gertenschlank und trug ein weißes Kleid, das um ihre Knie flatterte. Sie war barfuß, ihre Zehennägel blassrosa lackiert. Sie hatte ihr braunes Haar zu einem Zopf geflochten und sich eine große weiße Blüte ins Haar gesteckt. Ihre grauen Augen strahlten genauso freundlich wie ihr ganzes Gesicht. Von der Frau gingen Ruhe und Frieden aus, vielleicht weil sie so viel mit trauernden Hinterbliebenen zu tun hatte.
    Lucinda schlug die Wagentür zu und ging hinüber zur Veranda. »Sind Sie Mordi?«
    »Ja. Und Sie sind Lucinda?«
    »Es klingt seltsam, aber dieser Friedhof ist wunderschön.«
    Mordis Lächeln wurde breiter, offensichtlich freute sie sich über das Kompliment. »Danke schön. Möchten Sie Marcy besuchen?«
    »Ja.« Lucinda zögerte. Dann holte sie ein Stück Papier aus ihrer vorderen Jeanstasche. »Und ich möchte für Cathleen einen Grabstein kaufen.«
    Erstaunt sah Mordi sie an. »Wieso das denn?«
    »Genau dasselbe hat mich Gray auch gefragt. Cathleen war kein besonders netter Mensch, aber … manche Leute tun sich schwer damit, Freundlichkeit anzunehmen. Wer sein Leben lang in Nesseln geschlafen hat und auf einmal eine weiche Decke bekommt, dem tut auch die weh. Weil man nur das Brennen der Nesseln kennt.«
    »Klingt, als sprächen Sie aus Erfahrung.«
    »Ich weiß jedenfalls, wie es ist, ein besserer Mensch sein zu wollen.« Lucinda zuckte die Achseln. »Vielleicht tue ich das auch eher für mich als für

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