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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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den du bekommen kannst. Aber jetzt ist er nur ein Mann.
Du hast ihn nutzlos gemacht. Du hast ihn aus dem Spiel genommen, weil du sein
Leben nicht für deines riskieren wolltest.«
    »Hast du das alles selbst
herausgefunden?«, fragte ich.
    »Dann gibst du es also zu?«
    Ich grinste nur.
    »Das ist sehr hexenhaft«, sagte
er. »Das Leben eines Mannes zu retten, indem man ihm seine Unverwundbarkeit
stiehlt. Deine Herrin wäre stolz auf dich.« Er gab es nicht gern zu und sah
finster drein.
    Eine gute Hexe gibt gar nichts zu.
Ich stieg die Treppe hinauf, ohne ein weiteres Wort zu sagen und betrat Wysts
Zimmer. Er lag auf dem Bett. Mein Blick verweilte auf seinem schlanken, dunklen
Körper. Er lächelte und streckte eine Hand aus.
    Mit seinen Fingern zeichnete er
meine Lippen nach. »Du bist schön.«
    Das wusste ich bereits, aber es
war etwas an der Art, wie er es sagte. Und in seinen Augen. Er sah mehr als
meinen verfluchten Körper. Er sah die sterbliche Frau, die darin versteckt war
und die selbst ich manchmal vergaß. Doch in seinen Armen war es anders. In
seinen Armen konnte ich den bösen Geist beinahe vergessen.
    Er küsste mich, und seine würzigen
Lippen rührten an meine doppelten Gelüste. Der Ghoul zischte und zappelte,
wurde unter der Hingabe der Frau aber erdrückt.
    Molch hatte unrecht. Auch ohne
seine Zauber war Wyst mehr als ein gewöhnlicher Mann. Viel mehr.
    Er streifte mein Kleid ab und zog
mich aufs Bett.
    Und er war alles andere als
nutzlos.
     
    ACHTUNDZWANZIG
     
    Die Alterslosigkeit hat einen
Vorteil. Zeit bedeutet mir nichts, sie ist lediglich eine vage Abstraktion.
Zwei Stunden in Wysts Bett mochten so langsam vergehen, wie ich es empfand. Es
konnte nie so lange dauern, wie ich wollte, aber ich konnte jeden Augenblick
auskosten. Es war genug für ein Leben, das möglicherweise bis in die
Unendlichkeit reichte. Wenn ich den nächsten Tag überlebte und noch tausend
Jahre über diese Erde ging, würde diese Nacht immer bei mir bleiben. Als die
Dämmerung schließlich kam, war ich bereit, entweder dem Tod oder der Ewigkeit
zu begegnen.
    Der Seelenlose Gustav gestand mir
einen langsamen Sonnenaufgang zu. Das Licht schlüpfte durch die Fenster, und
ich entzog mich Wysts Armen. Ich griff nach meinem Seidenkleid, überlegte es
mir dann aber doch anders. Es würde in diesem Raum bleiben müssen, wie so viele
Dinge. Ich wickelte eine schwere Decke um meinen Körper, beugte mich über Wyst
und küsste seine Augen, ein Ohrläppchen und schließlich seine Lippen. Ein Teil
von mir wollte ihn wecken, aber so war es am besten. Dies war die einzig
mögliche Art, wie es geschehen konnte. Ich wandte mich zur Tür.
    »Wo gehst du hin?«
    Ich hatte gehofft, mich unbemerkt
davonstehlen zu können. Es hätte alles so viel leichter gemacht.
    Ich schloss die Augen und sah mich
nicht um. »Es ist Zeit.«
    »Ich hole meine Sachen.«
    »Du bist nicht mehr verzaubert«,
sagte ich. »Der Seelenlose Gustav würde dich sogar noch leichter töten, als er
es vorher getan hätte.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass du
ihm allein gegenübertrittst.«
    »Ich weiß.«
    Ich glitt an seine Seite und
hüllte ihn in meine Decke, um das Gefühl seiner Haut an meiner eigenen zu
genießen.
    »Du wirst es mir nicht ausreden«,
sagte er sanft.
    »Ich weiß. Du bist ein sturer
Mann, aber ich glaube, du bist sehr müde. Ich denke, du solltest wieder ins
Bett gehen.« Ich schlug einmal mit den Wimpern. Seine Lider schlossen sich
halb.
    »Was tust du?« Er gähnte und
erschlaffte in meinen Armen. Ich hatte Mühe, ihn aufrecht zu halten. »Tu das
nicht.« Er nickte ein und schreckte wieder auf. »Ich muss dich beschützen. Ich
muss ...«
    »Du kannst mich nicht beschützen,
so müde wie du bist.« Ich deckte seinen Geist mit Schlaf zu. Magie, die noch
Stunden zuvor an seiner unverwundbaren Aura verbrannt wäre, erwies sich ihm nun
mehr als gewachsen. »Vergib mir, Wyst.«
    Ich senkte ihn auf das Bett. Sein
Schlaf war friedlich, bis auf einen sanft missbilligenden Zug um seine Lippen.
    Ich stieg die Treppen hinab. Meine
Gefährten saßen am Tisch bereit. Ich verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten
und zog mich an. Der Seelenlose Gustav hatte mir meine Stunden gegeben. Ich
würde nicht so unhöflich sein, ihn noch länger warten zu lassen.
    »Gwurm, du findest Wyst oben. Zieh
ihn an und bring ihn von hier fort. Penelope, du gehst mit ihnen.«
    »Und ich?«, fragte Molch.
    »Du kommst mit mir.«
    Er blinzelte überrascht.
»Wirklich?«
    »Du

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