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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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musste irgendeine Magie beteiligt sein, und als Fort Handfests Hexe
war es meine Pflicht, dem auf den Grund zu gehen.
    Hauptsächlich dachte ich jedoch an
den weißen Ritter, an seinen warmen, schlanken Körper, wie er mit meinem
verschlungen war, wie sein dunkles Fleisch schmecken würde, seine Augen und
diese ach so köstlichen Ohren, die unbedingt ausgiebig beknabbert werden
wollten.
    Am Morgen ging ich zum Fort, um zu
sehen, wie Wyst zu den Soldaten sprach. Gwurm und Molch begleiteten mich. Wir
kamen zu früh, und während wir noch darauf warteten, dass die Männer aufwachten
und sich versammelten, erklärte ich den inneren Widerspruch einer
Gobling-Horde.
    »Moment mal«, fragte Molch. »Wenn
Goblings alles inklusive anderer Goblings fressen, wie pflanzen sie sich dann
fort?«
    »Sie sind asexuell«, antwortete
Gwurm. »Ungefähr einmal in der Woche kauert sich ein Gobling hin und legt einen
klebrigen Klumpen, der zu einem neuen Gobling heranwächst. Vorausgesetzt, der
alte Gobling frisst den Klumpen nicht, was auch oft vorkommt.«
    Molch verzog den Schnabel.
»Ekelhaft.«
    »Es sind widerliche kleine
Kreaturen. Mir liegt es zwar fern, eine ganze Spezies zu verleumden - die Götter
wissen, wie wir Trolle unter dieser Gewohnheit gelitten haben -, aber ich bin
noch keinem begegnet, den man nicht hätte töten müssen.
    Einmal war ich in einer Stadt in
den Ödländern. Dort veranstalteten sie Goblingkämpfe. Sie warfen zwei davon in
einen großen Käfig und schlossen Wetten ab, welcher den anderen verschlingen
würde. Grausiges Spektakel. Ich habe nur einmal zugesehen. Das war genug. Die
zwei teuflischen kleinen Biester drehten sich in einem geifernden, fauchenden,
blutspritzenden Wirbel herum. Nach ein paar Sekunden war es schon wieder
vorbei. Dieser Wettkampf ging unentschieden aus. Von beiden war nichts mehr
übrig als Flügelfetzen und gelbe Blutpfützen.«
    Molch verengte ein Auge. »Das
denkst du dir aus.«
    »Nein. Mir wurde gesagt, das sei
in Anbetracht ihres unstillbaren Appetits nicht unüblich.«
    Gwurm zog Molch gerne auf, aber
diesmal klang er aufrichtig. Ich hielt es für durchaus möglich, was die
Aussicht auf eine Horde dieser Biester nur noch schrecklicher machte.
    Die Soldaten sammelten sich, und
wir sahen vom Tor aus zu. Der Hauptmann stellte Wyst aus dem Westen vor, und
der weiße Ritter begann eine Ansprache, die in ihrer Leidenschaft zweifellos
echt war. Ich konnte nicht viel von dem verstehen, was er sagte, aber ich sah,
wie der Inspirationszauber des Ritters seine magische Wirkung auf die
Versammlung tat.
    Die meisten wurden davon
ergriffen. Ihre Herzen füllten sich mit einem sanften Glühen, das ihnen Mut
einflößte. Genug, um sie zumindest eine Weile vom Desertieren abzuhalten.
    Diejenigen, die leicht zu
verzaubern oder wirklich mutig waren, leuchteten hell in der Menge. Es gab aber
nicht viele davon. Vielleicht fünfundzwanzig von den fünfhundert. Das war mehr,
als ich erwartet hatte - und ich wusste, dass diese Männer ihr Leben geben
würden, solange sie an der Seite des weißen Ritters kämpften.
    Und schließlich waren da die
wenigen Feiglinge ohne das kleinste Bisschen Tapferkeit in ihren Herzen, auf
die die Magie wirken konnte. Diese Männer würden bis zur Abenddämmerung
verschwunden sein, wenn nicht schon früher. Ich schätzte ihre Zahl auf fünfzig,
weniger als ich erwartet hatte.
    Wyst sprach nicht lange, er
vertraute darauf, dass seine Magie die Männer erreichte. Der Hauptmann gab
Befehle aus. Ein paar Soldaten sollten die Zivilisten über die eilige
Evakuierung verständigen. Die meisten sollten sich auf taktische Übungen mit
dem weißen Ritter vorbereiten. Ich erfuhr, dass die Horde nur drei oder vier
Tage entfernt war, was uns nicht viel Zeit zur Vorbereitung ließ.
    Als sich der Hauptmann in sein
Büro zurückzog, teilte ich ihm mit, dass ich vorhatte zu bleiben. Der Hauptmann
und Molch fixierten mich beide mit einem eigenartigen Blick. 
    »Bist du verrückt?«, fragte der
Hauptmann. »Hast du eine Ahnung, was uns erwartet?«
    »Eine gute Hexe geht neben dem
Tod.«
    »Ich habe noch nie erlebt, dass
Magie auf dem Schlachtfeld besonders nützlich wäre. Dennoch schwören manche
Armeen darauf. Die Tyrle-Königreiche verwenden Berichten zufolge sehr effektiv
mehrere Regimenter von Zombies, und alle Männer von Hurgels Plünderern sind so
verzaubert, dass sie explodieren, wenn sie getötet werden, was mitten in einem
Kampf sehr ablenken kann. Das kann ich persönlich

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