Eine Hexe mit Geschmack
ihrer Diskussion
darüber, mit welcher Art von Enten Hexen sich verbünden sollten.
»Zumindest sollte sie schwarz
sein«, stellte der Erste fest, bevor sie außer Hörweite waren.
Der Ritter trug mich durch die
Siedlung. Er streichelte meinen Hals und Rücken. Der Drang, mich in seiner
Brust zu vergraben und mich in der feuchten Hitze an seinem Herzen
zusammenzurollen, überkam mich. Sollte ich ihn je berühren, während ich eine
verfluchte Frau war, konnte ich mir nicht einmal ausmalen, was ich tun mochte.
Wir erreichten mein Zelt viel zu
früh - und nicht früh genug. Der weiße Ritter verbeugte sich vor Morgenröte.
Dann, sehr zu meiner angenehmen Überraschung, verbeugte er sich auch vor Gwurm.
Vor Penelope verbeugte er sich nicht, aber ich denke, er hätte es getan, wenn
er gewusst hätte, dass sie lebendig war.
»Ist dies das Zelt der Hexe?«
Morgenröte nickte. »Da bist du ja,
Molch. Wir haben dich schon überall gesucht!« »Ist die Hexe hier?«
Sie zögerte, obwohl sie das hinter
einem liebenswürdigen Lächeln verbarg. »Einen Moment. Ich hole sie.«
Ich war zu abgelenkt von der
festen und dennoch sanften Umarmung des Ritters, um zu begreifen, was für ein
Fehler das war. Morgenröte ging in mein Zelt. Im Inneren wurde geflüstert. Nach
einem sehr lauten Grunzen von Morgenröte, das ich nicht recht deuten konnte,
erschienen sie wieder.
Molch blickte finster. Ich glaube
nicht, dass ich mein Gesicht je dazu benutzt hatte, finster zu blicken, und ich
nahm mir vor, es nie wieder finster blicken zu lassen. Es war eine Nuance zu
hässlich. Selbst eine Hexe sollte aufpassen, dass sie ihre Grauenhaftigkeit
nicht übertreibt. Es war ein scheußlicher Gesichtsausdruck, der Schatten über
meine Augen warf und meine Zähne furchtbar spitz und Furcht einflößend aussehen
ließ. An meinem Kinn klebten Federn und ein Blutfleck.
Das störte mich allerdings nicht.
Nicht sehr. In Anbetracht meiner Gefühle für ihn war es das Beste, in
Anwesenheit des Ritters grässlich auszusehen. Molch hatte meinen Hut vergessen,
und so war mein Haar, lang und seidig und sogar in dem matten Licht schimmernd,
gut sichtbar über meine Schulter drapiert. Es war ein Fehler, den ich nie
gemacht hätte, aber Molch war eben ein Neuling in der Kunst, hexenhaft
auszusehen.
Molch spuckte Knochensplitter aus.
»Ich hatte mich schon gefragt, wo er hingekommen sein könnte.«
Der Ritter reichte mich ihm. Ich
vermisste seine Berührung noch im selben Augenblick, als ich sie nicht mehr
spürte. Außerhalb seiner Arme hatte ich keinen Grund, in Molchs Federn zu
bleiben. Ich löste die Magie, und unsere Geister kehrten in ihre eigenen Körper
zurück. Der Dämon in Molchs Geist verband sich mit der Essenz in seinem
Fleisch, und er erbrach sich augenblicklich. Er war freundlich genug, den Kopf
abzuwenden.
»Bist du sicher, dass es ihm gut
geht?«, fragte der Ritter mit echter Besorgnis.
»Er ist zum Teil Dämon«, sagte
ich.
»Besessen?«
»Nein, nicht besessen. Aber ein
Klümpchen Dämon steckt in ihm. Genug, um ihn in Gegenwart wahrer Tugend krank
zu machen.« Ich übergab Molch an Gwurm. Er schlenderte davon und trug Molch in
eine erträgliche Entfernung von der Übelkeit erregenden Tugend des weißen
Ritters.
Es gab keine Möglichkeit, mich
elegant zurückzuziehen. Ich missachtete die Höflichkeit und duckte mich ohne
Entschuldigung in mein Zelt. Das Gespräch setzte sich fort, aber ich war zu
beschäftigt damit, mich um mein Aussehen zu kümmern, um zuhören zu können. Ich
stopfte meine Haare unter meinen Hut und zog die Krempe so tief es ging. Dann
rieb ich Schmutz über mein rußgeschwärztes Gesicht. Ich hätte mich verstecken
sollen, bis der Ritter wieder ging, aber so viel Verstand hatte ich nicht. Ich
trat aus dem Zelt, hielt meinen Kopf gesenkt und die Augen auf den Boden
gerichtet.
»Meine aufrichtigste
Entschuldigung wegen deiner Ente, gute Frau«, sagte der Ritter. »Ich dachte,
ich würde der armen Kreatur helfen.«
»Der Wille zählt«, sagte
Morgenröte. »Dürften wir deinen Namen erfahren, guter Herr?«
»Wie unhöflich von mir.« Er nahm
ihre Hand und verbeugte sich. »Ich bin Wyst aus dem Westen, Verteidiger der
Schwachen, Zerstörer des Schändlichen, eingeschworener Kämpfer des Anstands,
anerkannter Feind des Bösen.« Er beugte sich tiefer, um ihre Hand mit seiner
Stirn zu berühren. »Und ich fühle mich geehrt, deine Bekanntschaft zu machen,
Fräulein...?«
»Morgenröte. Molch hast du ja
schon kennen
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