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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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den
Tausch. Er trug meinen Körper gern. Meine grünen Augen glänzten vor bösartigem
Vergnügen. Zweifellos hatte er sich alle möglichen perversen, dämonischen
Phantasien ausgedacht, was er damit anstellen könnte, wenn ihm freier Lauf
gelassen wurde. Ich wies ihn warnend darauf hin, dass er ihn nur wegen meines
guten Willens uneingeschränkt benutzen durfte. Sollte er sich dagegen auf
irgendeine unangebrachte Art verhalten, würde ihm das Privileg wieder entzogen
werden.
    Er tat, als sei es nicht nötig,
das gesagt zu bekommen. Ich legte jedoch Wert darauf, es ihm trotzdem zu sagen.
Dann schickte ich ihn und Gwurm die Zutaten sammeln, die ich für das Elixier
des Hauptmanns brauchte. Sie machten sich zu ihren Aufgaben auf und ich mich zu
meiner.
    Ich trat aus meinem Zelt, fand
einen kahlen Fleck und stampfte viermal mit meinem schwimmhäutigen Fuß auf.
Dann schrie ich, denn man muss laut sein, um die Auf-merksamkeit der
schlummernden Erde zu wecken.
    »Hallo, gute Erde. Irgendwelche
Goblings da unten?«
    Die Erde antwortete mit einer
unbestimmt weiblichen Stimme, jedoch tief und langsam, genau so, wie man es von
der Erde auch erwarten würde. »Nein. Keine Goblings hier unten.«
    »Könntest du mir den Weg zum
nächsten Posten zeigen?«
    Die Erde brauchte eine Minute, um
die Frage ganz zu erfassen, aber dann wusste sie die Antwort. Die Erde war sich
kaum bewusst, was über ihr geschah, aber sie wusste alles, was unter der
Oberfläche vor sich ging. Ein Pfeil zeichnete sich von selbst in den Schmutz.
Ich dankte der Erde für ihre Hilfe, aber sie schlief schon wieder.
    Ich stieg in die Luft und
umkreiste das Fort einmal, um meine Flügel zu strecken. Ich schaute nicht nach
unten, aus Angst, Wyst aus dem Westen zu sehen. Es gab jetzt Wichtigeres zu
tun.
    Ich schwebte über den Wald, wobei
ich jede Viertelstunde anhielt, um den weiteren Weg mit der Erde zu klären,
deren Richtungsangaben, wenn sie auch verlässlich waren, doch immer etwas
justiert werden mussten. Ein paar Stunden später fand ich die Horde.
    Es war nicht nötig, die Erde zu
fragen, denn der Wald unter mir wurde totenstill. Nicht ein einziges Zirpen,
Zwitschern oder Quieken stieg aus den Bäumen auf. All die Vögel und Tiere, die
nicht gefressen worden waren, waren aus dem Gebiet geflohen. Ich landete
sorglos. Goblings sind nachtaktiv. Sie verbringen die Tage schlafend in
Erdlöchern. Ich entdeckte Dutzende von Eingängen im Erdreich. Sie hatten sich
keine Mühe gegeben, sie zu verstecken. Und warum hätten sie es auch tun sollen?
Diese Kreaturen waren tief in der Erde eingegraben, und jeder Versuch, sie
herauszuschwemmen, hätte sie nur tiefer hineingetrieben. Eine Legion,
ausgestattet mit den besten Schaufeln und den schärfsten Schwertern, hätte es
wochenlang versuchen können und doch nichts vorzuweisen gehabt als Blasen an
den Händen und eine Handvoll Goblingleichen unter Tausenden von lebenden.
    Ich spähte hinunter in ein dunkles
Loch. Goblings sind ungefähr so groß wie Enten, und ich würde mich in die
Tiefen hinunterzwängen müssen, wenn ich mehr erfahren wollte. Molchs Körper konnte
es mit einem oder zwei Goblings aufnehmen, aber es blieb trotzdem gefährlich.
Wenn es mir passierte, dass sein geliehener Körper getötet wurde, würde meine
Seele einfach in meinen eigenen Körper zurückspringen, Molch daraus verdrängen,
und er würde sterben. Vertraute waren zwar zum Dienen ge-macht, aber ich hatte
meine Dämonenente nun mal ins Herz geschlossen, so respektlos sie auch sein
mochte. Abgesehen von Sentimentalitäten kümmerte sich eine gute Hexe um ihren
Vertrauten.
    Mir schien es das Risiko wert, und
ich betrat das dunkle Erdloch. Obwohl meine eigenen Augen besser funktioniert
hätten, sahen Molchs doch auch einigermaßen gut. Ich bewegte mich langsam,
vorsichtig, und traf bald auf einen schlummernden Gobling. Es war eine laute,
kleine Kreatur. Sein Körper wand sich, während er in unruhigem Schlaf
schnarchte, brummte und schnaubte.
    Ich ging nicht zu nahe heran,
während ich ihn studierte. Er sah aus, wie man es mich gelehrt hatte. Zwei
Arme. Zwei Beine. Ein eckiger Kopf mit einem großen Mund, kleinen Augen und
riesigen Ohren. Kleine Lederschwingen wuchsen aus seinen
    Schultern, aber Goblings sind
bekanntermaßen schlechte Flieger. Sogar noch schlechter als Molch. Ich spürte
keine Magie in dieser Kreatur, aber allein die Tatsache, dass ich keinen Zauber
sah, schloss noch nicht aus, dass keine Magie im Spiel war. Magie

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