Eine Hexe mit Geschmack
eine machtvolle Magie für solch ein
unbedeutendes Fort. Den Grund für die beiden Angriffe konnte ich nicht
erkennen, aber für solche Rätsel war noch Zeit genug, wenn die Gobling-Horde
erst vernichtet war.
Molchs Laune hob sich, während die
Horde näher kam. Leichtsinn ersetzte seine übliche Bitterkeit. Mit jedem Tag
kam seine Chance zu töten näher. Der Dämon in ihm freute sich auf das
Blutvergießen. Irgendein Blutvergießen. Die Bäume in der Nähe meines Zeltes
trugen tiefe Wunden und Schnitte von seinem stundenlangen Training.
Gelegenheiten zu unverhohlenen Metzeleien waren selten, und er wollte in
Topform sein, wenn die Zeit dazu kam. Manchmal sah ich ihm beim Üben zu.
Während einer besonders enthusiastischen Sitzung fällte er ein Paar Bäume mit
einem einzigen Schwung jedes Flügels. Mit befriedigtem Quaken hackte er sie zu
Kleinholz.
Gwurm und Wyst wurden gute
Freunde. Mein Troll entwickelte großen Respekt vor dem weißen Ritter. Es war
nicht direkt Heldenverehrung, aber es kam dem nahe. Ich konnte nichts Falsches
daran finden. Man konnte schlechtere Männer bewundern, und Wyst aus dem Westen
schien Gwurms Freundschaft ohne Zweifel zu schätzen. Er sah in Gwurm mehr als
nur einen nützlichen Neuzugang für die kaum kompetenten kämpfenden Ränge des
Forts. Mehr als einmal sah ich den Troll und den Ritter in Pausen zwischen zwei
Exerzierübungen miteinander sprechen. Der gut gelaunte Gwurm konnte sogar dann
und wann ein Lächeln auf Wysts ewig düsteres Gesicht zaubern.
Solche Momente des Lächelns waren
allzu selten. Wyst war ein attraktiver Mann, aber er war unbestreitbar gut
aussehend, wenn er lächelte. Es war ein schiefes Grinsen, und ein Grübchen
erschien auf seiner linken Wange. Jedes Mal, wenn ich einen Blick darauf
erhaschte, konnte ich nicht anders, als selbst zu lächeln. Und musste über
Dinge phantasieren, die einer Hexe unwürdig waren.
Was meinen Besen betraf, so wurde
sie mit jedem vergehenden Tag ängstlicher. Sie begann alles in Sichtweite mit
fieberhafter Nervosität zu fegen. Sie zum Stillstehen zu überreden war nahezu
unmöglich. Ich musste sie in den Augenblicken, da ich sie an meiner Seite
brauchte, gut festhalten. Penelope wand sich jedoch selbst dann noch. Wäre ich
nicht so stark gewesen, ich wäre nicht in der Lage gewesen, sie festzuhalten.
Aber zumindest sah es angemessen hexenhaft aus, wenn man mich ab und zu mit
meinem Besen ringen und schelten sah.
Ich selbst war so beschäftigt,
dass mein kannibalischer Drang auf der Stecke blieb, sodass ich ihn leicht
ignorieren konnte. Nachdem ich die Schwerter verflucht hatte, verbrachte ich
einen Tag damit, Tiere für unsere Sache anzuwerben. Ein weiterer verging mit
dem Mischen von Arzneien für die Zeit nach dem Kampf, vorausgesetzt, es gab
Überlebende. Eine zweifelhafte Annahme, doch es war immer das Beste, vorbereitet
zu sein. Weitere zwei Tage flossen in die Aufgabe, verschiedene Geister, die
ich tiefer im Wald fand, zu sammeln und in Flaschen abzufüllen. Ich fand auch
ein paar Fäulnisnymphen, die in einem toten Baumstamm nisteten, sowie einen
schlafenden Erdlord in einem Apfelkern. Nichts, was uns in dem Kampf eine große
Hilfe sein konnte, aber dennoch herrliche Fundstücke.
Schließlich vollzog ich ein
Glücksritual über Fort Handfest und seine Männer. Ich ging murmelnd, ab und zu
kreischend und manchmal lediglich schreiend durchs Fort, tauchte meine Finger
in eine Schüssel Wasser und verspritzte es, um böse Geister abzuwehren. Nichts
davon war echte Magie, aber die Männer fühlten sich besser, wenn sie wussten,
dass ihre Hexe hart arbeitete, und sie würden jedes Fitzelchen Selbstvertrauen
brauchen, wenn die Zeit erst kam. Die Grausige Edna hatte immer gesagt, dass
falsche Magie in den meisten Fällen genauso gut war wie die echte. Manchmal
sogar besser.
Dann kam der Tag, an dem ich mich
mit dem Hauptmann traf und ihm sagte, dass nun die Nacht gekommen sei. Er nahm
mich beim Wort und machte sich nicht einmal die Mühe, Späher auszusenden, um es
nachzuprüfen. Ich freute mich, sein Vertrauen erworben zu haben. Er nahm die
Nachricht gut auf, hatte aber auch Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.
»Darf ich dich etwas fragen,
Hexe?«
Ich nickte.
»Warum bist du noch hier?«
Auch ich hatte mir diese Frage in
den letzten Tagen ab und zu gestellt. Die Antwort war einfach. Diese zukünftige
Stadt, diese Menschen - all dies lag mir am Herzen. Meine Rache trieb mich
ebenfalls an. Die besiegte Horde würde
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