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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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genug werden. Die Soldaten
waren von diesem magischen Kunststück, das in Wahrheit die leichteste Aufgabe
war, die ich in letzter Zeit vollbracht hatte, höchst beeindruckt. Aber
Menschen halten die Himmel für weit und unkontrollierbar, genau wie alles
andere, was sie nicht anfassen können.
    Es hatte sich herumgesprochen,
dass heute die Nacht der Nächte sein sollte. Jeder Mann hatte ja schon gewusst,
dass sie kommen würde, und so hatte eine düstere Erwartung über Fort Handfest
geschwebt. Sie hörte auf zu schweben und stieß auf die Herzen der Soldaten
herab. Wyst aus dem Westens magische Aura der Tapferkeit sorgte dafür, dass die
meisten nicht von direktem Schrecken ergriffen wurden, aber selbst die
beeindruckenden Zauber des weißen Ritters konnten die Angst nur dämpfen, sie zu
einer grimmigen Unruhe verkleinern, einer stillen Furcht.
    Bisher hatte es noch keine
Desertionen gegeben, was bewies, wie machtvoll Wysts Magie war. Auch ohne sie
war er ein Bild heroischer Entschlossenheit. Jeder wusste, dass der weiße
Ritter zu großen Taten fähig war. Legenden davon kursierten im Fort,
    während sich die Männer an ihren
schwindenden Mut klammerten. Sie halfen, die Furcht zu dämpfen, weil niemandem
klar war, dass für jeden tapferen Triumph gegen alle Widrigkeiten Tausende
vergessener, tollkühner Massaker standen. Aber Wyst aus dem Westen war sich des
Sieges so sicher: Selbst ich schaffte es nur zeitweise abzustreiten, dass er
nahezu von vornherein feststand. Glorreiche Heldentaten können vollbracht werden,
wenn Menschen gemeinsam ihren Willen sammeln, und Wyst hatte genug Willen für
alle Soldaten des Forts. Und noch mehr.
    Wyst aus dem Westen stand an
vorderster Front. Der Hauptmann und Gwurm nahmen an seiner Seite ihre Plätze
ein. Ich landete knapp vor dem Ritter und beschwor etwas Magie, um mit meiner
eigenen Stimme zu sprechen und nicht mit Molchs.
    »Sie werden noch in dieser Stunde
hier sein.«
    Der Hauptmann seufzte schwer.
Gwurm fuhr fort, sein Schwert mit einem Stein zu schärfen. Wyst aus dem Westen
starrte weiterhin düster in den Wald. Obwohl ich wusste, dass Sorgen auf seinem
Herzen lasteten, ließ er es sich nicht anmerken.
    Eine kleine Vorbereitung war noch
zu treffen. Ich flog zum hinteren Teil des Schlachtfeldes, wo Molch in meinem
Körper zusammen mit einer kleinen Gruppe von neununddreißig Fledermäusen und
dreizehn Eulen wartete. Sie regten sich so unruhig wie die Männer selbst. Ich
versetzte Molchs und meine Seele in ihre eigenen Körper zurück und hielt eine
Schale mit dicker, dunkler, roter Flüssigkeit hoch.
    »Ihr müsst das hier trinken.«
    Die erste Fledermaus kroch
vorwärts und leckte an dem Inhalt. Sie verzog ihr bereits zerfurchtes Gesicht.
»Dieses Blut ist verdorben.«
    »Es war immer verdorben. Es ist
das Blut der Untoten, mein Blut. Ich habe aber ein paar Gewürze hineingestreut,
um es genießbarer zu machen.«
    Jedes der Tiere trank einen
Schluck, und sie beschwerten sich eines nach dem anderen.
    Die Zeit verrann, während wir
warteten. Sie hielt nicht an. Noch trödelte oder verging sie schnell. Sie hörte
einfach auf zu sein. Ein Moment des Wartens, in dem Soldaten sowohl unruhig als
auch ängstlich umherliefen. Manche wollten es hinter sich bringen. Andere
wollten, dass es so lang wie möglich dauerte. Und gnädigerweise endete das
Warten schließlich.
    Orangefarbene Punkte schimmerten
am Waldrand. Zuerst Dutzende. Dann Hunderte. Dann Tausende. Zahllose Paare
wachsamer, schimmernder Goblingaugen starrten die Armee an, die niederzumetzeln
sie gekommen waren. Die schattenhaften Kreaturen hielten sich in der
Dunkelheit, und man konnte sich die Horde leicht als ein einziges, riesenhaftes
Monster mit zehntausend Augen und geifernden Kiefern vorstellen.
    Wie sich herausstellte, mussten
wir noch etwas länger warten, während die Horde geräuschlos die Armee abschätzte.
Ich fand es schwer zu glauben, dass die Horde Angst kannte, aber ihr Zögern war
nicht misszuverstehen. Sie war in Erwartung des Überraschungseffekts gekommen,
um die Hälfte der Soldaten zu verschlingen, bevor sie überhaupt wach waren.
Jetzt sah sie sich einem vorbereiteten Gegner gegenüber.
    »Worauf warten sie?«, fragte
Molch, die Stimme trocken vor Blutdurst.
    »Der Tod hat seine eigene Zeit«,
antwortete ich.
    Er warf mir einen finsteren Blick
zu. Er war jetzt nicht in der Stimmung für eine meiner Hexenphrasen.
    Paar um Paar glitten die
orangefarbenen Augen zurück in die Dunkelheit des Waldes.

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