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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Zelt!«
    Murrend tat er wie ihm geheißen.
    Gwurm ging zum Exerzieren, und
Penelope beschloss, mit ihm zu gehen, wobei sie lediglich eine Ausrede suchte,
um die schmutzigen Böden des Forts noch einmal zu besuchen. Ich hatte keine
Einwände. Sie wollte nur helfen. Ich bezweifelte, dass die Soldaten ein
staubfreies Fort zu schätzen wüssten, aber in schwierigen Zeiten müssen wir
alle beitragen, was wir können.
    Molch streckte den Kopf aus dem
Zelt. »Das bleibt doch nicht so, oder?«
    Der Zauber würde nur bis zur
Abenddämmerung anhalten, aber das sagte ich ihm nicht. Ich wies sogar darauf
hin, dass Gwurm möglicherweise nicht ganz unrecht hatte und dass ich darüber
nachdächte, ihm mit Magie den Kopf abzunehmen. Das würde ihn nicht nur zu einer
angemesseneren Hexenente machen, sondern sein weggeworfener Schädel klinge auch
nach einer leckeren Zwischenmahlzeit. Er verschwand mit einem verstimmten Quaken
wieder im Zelt.
    Ich legte die Schwerter vor mir
auf dem Boden aus. Dreizehn war eine hübsche, hexenhafte Zahl. Es war eine
Schrulle der Magie, dass dreizehn Schwerter zu verzaubern leichter fiel als
eines oder zwölf oder vierzehn. Nur die Magie wusste, warum, und sie behielt
den Grund für sich. Aber die Magie widersetzt sich allein durch ihr Wesen dem
wahrem Verständnis. Sie folgt ihren eigenen Regeln, ignoriert diese Regeln aber
auch, wenn ihr danach ist.
    Ich ordnete die Schwerter in einem
Kreis an, die Klingen nach außen. Dann setzte ich mich in die Mitte des Kreises
und verbrachte die nächsten vier Stunden mit gesenktem Kopf, murmelnd und
verzaubernd. Technisch gesehen verzaubern Hexen nicht. Wir verfluchen. Das ist
ein kleiner Unterschied. Ich stattete die Schwerter mit der Macht aus, in den
richtigen Händen Illusionen zu zerstreuen. Aber da sie verflucht waren, würde
jeder Mann, der die Magie anrief, für jedes Phantom, das er zerstörte, einen
Tag altern.
    Verfluchen ist eine ermüdende,
langweilige Arbeit. Der größte Teil der Hexenmagie ist nicht besonders glamourös.
Sie erledigt ohne große Show, was zu tun ist. Zauberer lieben es, ihre Hände
hochzureißen, zu brüllen und Funken in die Luft zu schießen. Zumindest hatte es
mich die Grausige Edna so gelehrt. Es ist ihr Kapital. Aber die effektvolle
Darbietung besteht bei Hexen hauptsächlich aus scheinbarem Wahnsinn, einem
spitzen Hut, unschmeichelhaften Kleidern und heiserem Krächzen.
    Einige Stunden ununterbrochenen
Verfluchens später machte ich eine Pause. Ich öffnete die Augen. Die Schwerter
schimmerten vor halbfertiger Magie. Es ging gut voran, und mit einem leichten
Lächeln stand ich auf.
    Ich drehte mich um und sah Wyst
aus dem Westen auf der Bank neben meinem Zelt sitzen. Ich hatte keine Ahnung,
wie lange er schon dort saß. Es konnten Stunden sein. Es war ein alter
Hexentrick, ihm keine Beachtung zu schenken und so zu tun, als hätte ich die
ganze Zeit über gewusst, dass er da war und ihn lediglich bisher nicht angesprochen.
Ich hoppelte zum Zelt, direkt an ihm vorbei, und goss mir eine Schale Eberblut
ein, das durch Magie warm und würzig erhalten wurde. Molch starrte zwar, sprach
mich aber nicht an. Ich fragte nicht, ob er bemerkt habe, wie lange der weiße
Ritter schon wartete.
    Ich nahm einen Schluck Blut,
wischte mir den Mund, überlegte es mir anders und nahm noch einen Schluck, ohne
ihn abzuwischen. Ich ließ das Rot meine Oberlippe bedecken und mein Kinn
hinabtropfen. Gerade genug, dachte ich, um unattraktiv zu sein, ohne zu
übertreiben. Dann trat ich aus dem Zelt, ging wieder an Wyst aus dem Westen
vorbei und schritt langsam im Kreis um die dreizehn halbverfluchten Schwerter
herum.
    Er hatte noch nichts gesagt oder
auch nur ein Geräusch gemacht. Ich beschloss, dass ich hexenhaft genug gewesen
war.
    »Hast du vor, dort den ganzen Tag
zu sitzen?« Ich versuchte zu klingen, als sei es mir egal, aber um die Wahrheit
zu sagen, seine Anwesenheit brachte mich aus der Fassung. Einzig die
ausgezeichnete Ausbildung der Grausigen Edna hielt mich davon ab, es zu zeigen.
    »Ich bin gekommen, um den Test zu
machen«, antwortete er.
    »Das ist nicht nötig.«
    Er stand auf, wobei er sehr
verletzt aussah. »Du hast jeden Mann im Fort getestet. Ich sehe keinen Grund,
warum ich eine Ausnahme sein sollte.«
    Ich kicherte. »Ich sah keinen
Grund, dich mit einem Test zu belästigen, von dem ich bereits wusste, dass du
ihn nicht bestehen würdest.«
    »Was lässt dich glauben, dass ich
versagen würde? Ich verstehe sehr gut, was du mir

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