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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Verstand.
Wyst aus dem Westen war sowohl tugendsam als auch unerschrocken. Molch hatte
den Eifer, alles zu töten, was möglicherweise getötet werden musste. Meine
eigenen Hexenkräfte waren auch beachtlich. Und Penelope konnte uns die
Unordnung vom Leib halten.
    Molch meldete sich zu Wort: »Wisst
ihr, was ich aus dieser Geschichte gelernt habe?«
    »Dass das Leben nicht auf Wissen
beruht«, antwortete ich, »sondern auf Entdeckungen.«
    »Nein.«
    »Dass ein verschwendetes Leben das
Leben nicht wert ist«, sagte Gwurm. »Nein.«
    Wyst aus dem Westen wandte den
Kopf in unsere Richtung. »Dass niemand, nicht einmal das Schicksal selbst,
genau weiß, was die Zukunft bringt?«
    »Nein.« Molch streckte die Brust heraus
und schickte der ganzen Welt einen finsteren Blick. »Tod sollte sich besser um
seinen Papierkram kümmern.«
     
    SECHZEHN
     
    Eine lohnenswerte Suche bringt vor
allem lange Zeiten mit sich, in denen gar nichts geschieht. Zumindest nichts
Erwähnenswertes. Es sind die vergessenen Momente der Legenden, zwanzig Jahre
stumpfes und unwichtiges Herumwandern, die in einem epischen Gedicht zu einer
oder zwei Zeilen kondensiert werden. Ein guter Geschichtenerzähler weiß, was es
wert ist, erzählt zu werden und was nicht - und was eine Erwähnung ohne
exzessive Details verdient.
    Nichts passierte, und das blieb so
für neun Tage und neun Nächte.
    Aber am zehnten Tag geschah dann
schließlich doch ein Ereignis von Interesse. Unsere kleine Gruppe von reisenden
Rachesuchenden stieß auf eine Rotte lästiger Elfen. Es war weniger eine Prüfung
als ein Ärgernis.
    Meine Herrin hatte mir von Elfen
und ihrem traurigen Los erzählt. Als uneheliche Kinder von Sterblichen und Feen
stammen sie aus zweierlei Welten und gehören doch zu keiner von ihnen. Es ist
eine mangelhafte Paarung. Feen sind von Natur aus magische Wesen, aber ihre
Magie ist wild und chaotisch. Sie mit sterblichem Fleisch und Blut zu mischen
halbiert ihre bereits fragwürdige Zuverlässigkeit, verringert ihre Macht aber keineswegs.
Elfen sind Naturgeister, verpackt in erdrückende Sterblichkeit. Obwohl sie
meistens harmlos sind, können sie auf dieselbe Art gefährlich sein wie ein Affe
mit einer Fackel in einem Wald.
    Wir stießen am späten Vormittag
auf die Elfen. Sie hatten sich selbst zu Wächtern einer Ansammlung von Planken
erklärt, die eine schmale Schlucht überbrückten. Sie waren zu sechst. Der
Größte war ein halber Oger und etwas mehr als vier Fuß groß. Der Kleinste war
ein halber Kobold und kaum anderthalb Fuß groß. Die anderen vier waren halb
menschlich. Wie alle Elfen sahen sie wie kleine, dünne Versionen ihrer
sterblichen Vorfahren aus, mit spitzen Ohren, buschigen Augenbrauen und
silbernen Augen. Der Halboger hielt einen Speer, der zweimal so groß war wie er
selbst. Die anderen waren unbewaffnet, aber das hielt sie nicht davon ab, uns
im Weg zu stehen.
    »Halt«, knurrte der größte Elf.
»Hier geht niemand durch, ohne Wegzoll zu zahlen.«
    Als Troll verstand Gwurm etwas von
Brückenzoll. Er ernannte sich selbst zu unserem Unterhändler und trat vor. Von
meinem Sitzplatz auf seinen Schultern aus gesehen, schienen die Elfen sehr,
sehr klein.
    »Wie viel?«
    Der speertragende Anführer
lächelte. »All euer Geld.«
    »Alles, sagst du?«
    Der Elf blinzelte. »Ja, alles.«
    »Alles, was wir haben?«
    »Ja! Jedes einzelne Stück Gold,
jeden Krümel Silber, sämtliche wertlosen Kupfermünzen in euren Taschen.«
    »Ein bisschen teuer, oder?«
    Der Elf stieß das stumpfe Ende
seines Speers auf den Boden. »Wenn ihr glaubt, ihr könnt passieren, ohne zu
zahlen: Ich würde es nicht versuchen. Wir haben Mächte, von denen ihr nicht
einmal träumt.«
    »Tatsächlich?« Gwurm ließ den
Blick über unsere Reisegruppe schweifen, von der untoten Hexe über den lebenden
Besen und die Dämonenente bis hin zu dem unbesiegbaren weißen Ritter.
    »Zweifelst du an unserer Magie?«
    »Ich sage, wir lassen sie doppelt
bezahlen«, rief der Halbkobold.
    »Ja, doppelt!«, wurde er von einem
anderen unterstützt.
    »Sehr gut.« Der Halboger hob
seinen Speer und verkündete: »Für euch der doppelte Wegzoll!«
    »Das Doppelte von all unserem
Geld?«, fragte Gwurm.
    Die Schwachstelle eines solchen
Wegzolls schien den Elfen nicht bewusst zu sein.
    »Ich kann erkennen, dass ihr eine
Macht seid, mit der man rechnen muss. Das scheint mir ein vernünftiger Preis zu
sein. Wir zahlen ihn.«
    Die Elfen murmelten aufgeregt. Der
Halboger brachte sie mit einem

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