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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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hatte
gefährliche Hauer und blutrote Augen und scharfe Hufe. Unglücklicherweise war
er kaum so groß wie eine große Ratte. Während Doz der Mächtige Gok beschimpfte,
grunzte Gok bei dem Versuch, größer zu werden. Er dehnte sich zu doppelter
Größe aus, rülpste und schrumpfte dann auf die Hälfte seiner vorherigen Größe
zusammen.
    »Ich bin dran«, verkündete Vop,
der Wurmsprecher. Er trat mit kühner Entschlossenheit vor.
    »Geh zurück, Vop!«
    Der mit Schnecken sprechende Elf
trat zur Seite. Gok, der Gestaltwandler, der in seiner winzigen Eberform
festzustecken schien, zog sich in den Hintergrund der Gruppe zurück.
    »Ich schätze, jetzt hängt es von mir
ab.« Doz der Mächtige ließ seinen Speer los. Er glitt vorwärts und schwebte vor
Gwurm in der Luft. »Jetzt werdet ihr die Furcht kennen lernen, ihr Narren! Wie
werdet ihr eine Waffe bekämpfen, die niemand handhabt?«
    Der Speer tanzte herum und stieß
nach dem Troll, ohne wirklich zu versuchen, ihn zu stechen.
    »Jetzt kriecht vor mir, und dann
werde ich vielleicht euer Leben schonen.«
    Gwurm schnappte den Speer mit
einer starken Hand. Die Waffe wand sich und zitterte in seinem festen Griff.
    Gwurm ließ ihn los. Der Speer
sprang zurück und schüttelte sich wütend. Mir seiner Spitze zeichnete er
komplizierte Muster in die Luft.
    Penelope sprang aus meiner Hand
und stellte sich vor den Speer. Der Besen liebkoste den Speer mit seinen
Borsten auf und ab. Doz' Speer erschauerte, verbeugte sich vor Penelope und
schwebte zur Seite. Sie kehrte an meine Seite zurück.
    »Dummer Speer!« Doz der Mächtige
verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber einer ist noch übrig. Der Letzte und
Tödlichste unserer Truppe. Jawohl, Sof. Schlag zu! Jetzt!«
    Kein Schlag kam.
    »Sof! Worauf wartest du?«
    Noch immer kam kein Schlag.
    »Verdammt, wo ist Sof?«
    Die Elfen zuckten kollektiv die
Achseln.
    »Wer hat ihn zuletzt gesehen?«
    Sie besprachen sich flüsternd.
    Vop der Wurmsprecher sagte: »Äh,
wenn ich so darüber nachdenke, ich habe Sof noch nie gesehen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Rof der
Felsschnäuzer.
    Gok der Gestaltwandler, immer noch
ein Eber, schnaubte zustimmend.
    Doz der Mächtige schüttelte
langsam den Kopf. »Also, das ist einfach peinlich.«
    Aus dem Hintergrund kam ein
Niesen.
    »Ich hab's geschafft! Ich hab's
geschafft!«, quietschte Rof mit seiner Elfenstimme.
    Der Himmel verdunkelte sich. Ein
schrilles Kreischen erfüllte die Luft und ein monströser roter Vogel schoss vom
Himmel herab.
    »Aha!« Doz der Mächtige warf die
Arme in die Luft. »Jetzt werdet ihr euren schweren Fehler erkennen!«
    Der Rock fegte vom Himmel,
schnappte die Elfengruppe, segelte davon und verschwand schnell am Horizont.
Nur Doz' Speer blieb zurück.
    »Können wir passieren?«, fragte
Gwurm.
    Eine körperlose Stimme sprach:
»Natürlich. Geht nur.«
    Wir wünschten Sof dem Unsichtbaren
und dem Speer einen guten Tag und gingen unserer Wege.
     
    SIEBZEHN
     
    Obwohl Wyst und ich tagelang
auskommen konnten, ohne viel zu sagen, wechselten wir im Lauf unserer Suche ein
paar Worte. Aus dem Blickwinkel einer Suche nichts von großer Wichtigkeit,
lediglich höfliche Grüße wie »Guten Morgen« und »Gute Nacht« mit der
gelegentlichen Bemerkung über das Wetter, die Landschaft oder ähnliche Kleinigkeiten.
Obwohl Worte eine erstaunliche Erfindung sind, sowohl ungeheuer praktisch als
auch unerschöpflich, war es nicht notwendig, sie zu verschwenden. Die Stille
war ansteckend und suchte auch Molch und Gwurm heim. Mein Besen und Wysts Pferd
waren die Einzigen, die nicht erkennbar betroffen waren.
    Die Wahrheit war, dass ich mich
überhaupt nicht wohlfühlte, wenn ich lange mit Wyst sprach. Ich traute meiner
Disziplin nicht. Ein unhexenhafter Ausrutscher meiner Zunge konnte zu viel von
meiner wachsenden Zuneigung für ihn verraten, die auch ohne etwas zu sagen
schwer genug zu verbergen war. Zu oft ertappte ich mich dabei, wie ich ihn
anlächelte oder auf den anmutigen Schwung seiner Schultern starrte. Phantasien,
sowohl sinnlicher als auch kannibalischer Natur, fielen ohne Vorwarnung über
meine Gedanken her, und jede schien schwieriger zu vertreiben zu sein als die
davor. Keines dieser Symptome überraschte mich wirklich, aber über die
Plötzlichkeit ihrer Schwere erschrak ich.
    Ich konnte Wysts Gedanken nicht
lesen, doch ich ertappte ihn genauso oft dabei, wie er mich anlächelte, wie er
mich dabei erwischte. Ich vermutete, dass es, wie bei mir selbst, noch viel
öfter

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