Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
am nächsten Morgen mit einem Kaffee in der Hand meine Veranda betrete, finde ich folgende Personen und Persönlichkeiten darauf vor: meine Mutter (im Zustand offensichtlicher Verwirrung, ihr stehen im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge), Pax (offensichtlich wieder sehr genesen, er sitzt aufrecht und raucht, die lilablauen Flecken in seinem Gesicht einschließlich der von mir kunstvoll genähten Naht stehen ihm beinahe gut) und Rafael, oder kurz Raffi, Pax’ Liebhaber aus Hamburg. Sie erinnern sich? Keine Ahnung wo der zarte Hase jetzt herkommt. Er sitzt direkt neben meiner Mutter und betrachtet sie mit dem bangen Gesichtsausdruck der Menschen, die sie das erste Mal kennenlernen. Auf dem Terrassengeländer hockt Valiodo und schnarcht leise vor sich hin.
Ach du meine Güte , ist mein erster Gedanke bei diesem Anblick. Wo kommt der denn her?
Die Krone hat er abgenommen und sie sich unter die linke Vorderpfote geklemmt, wohl in der Sorge, die Niedersachsen könnten sie ihm vom Kopf klauen, während er sein Nickerchen macht.
«Elionore!», begrüßt meine Mutter mich schneidend.
«Hä?», frage ich müde.
«Du kannst nicht einfach so ein Quetzalcoatl mitnehmen!» Ihre Stimme ist tadelnd und zischt durch die Luft.
«Hä?», frage ich und betrachte sie. Sollte sie die Nacht auf meiner Terrasse verbracht haben, sieht sie, abgesehen von ihrer Frisur, erstaunlich frisch aus. Ich habe die Nacht in meinem Bett verbracht, sehe aber leider aus, als hätte ich sechs Wochen gesoffen, geraucht und andere Teint schädliche Dinge vollzogen.
Ein kurzer Blick in den Spiegel hat mir nämlich offenbart, dass der aktuelle Zustand meiner Haare hochgradig fragwürdig ist und es genau zwei Farben in meinem Gesicht gibt: lila (Augenringe) und kalkweiß (der Rest). Hätte ich geahnt, dass all diese vielen Menschen und magischen Wesen auf meiner Terrasse herumhocken, hätte ich mich definitiv ein wenig angehübscht.
«Elionore, ich spreche mit dir!», unterbricht meine Mutter mich in all diesen spannenden Gedankengängen rund um mein Äußeres und ich sehe sie wieder an.
«Ja?»
«Das da», sie deutet anklagenden auf Valiodo, «war in deinem Rucksack?»
«Wie ist der denn da reingekommen?», grunze ich und kratze mich am Kopf. Das letzte Mal habe ich ihn am Grab gesehen und danach wurde die Situation etwas unübersichtlich. Ich dachte, die feige Flugschlange hätte das Weite gesucht.
«Viel schlimmer ist, dass er sich an Elfriede herangemacht hat», schnauzt meine Mutter.
Ich meine ein ganz leichtes Grinsen in Pax’ demolierter Visage erkennen zu können, während Raffi verschreckt zum Himmel starrt.
«Aha. Hat er sie begattet?», frage ich seufzend, und meine Mutter zischt leise: «Gevögelt trifft es besser.» Dabei wackeln ihre Augenbrauen, und Raffi bekommt augenblicklich so große Angst vor ihr, dass er fast in Pax hineinkriecht.
Ich hingegen muss ob der wunderbar eindeutigen Zweideutigkeit grinsen und erblicke im selben Moment Elfriede, das Perlhuhn, wie sie glücklich mit dem Köpfchen wackelnd unter meiner Lieblingshortensie sitzt und die Federn aufplustert.
«Echt? Er hat das Huhn begattet? Krass.»
«Ich hoffe, du weißt, was das heißt? Elfriede ist nicht von Natur aus magisch, hat sich aber mit einem rein magischen Wesen verpaart. Wir haben keine Ahnung, was dabei herauskommt. Deswegen muss ich die beiden mitnehmen und genaustens beobachten. Sollte sie tatsächlich befruchtete Eier legen, könnten wir ein Problem bekommen.»
Jaja, die Reproduktion von magischen Wesen ist immer etwas heikel. Allerdings liegt in diesem Fall kein Verschulden meinerseits vor. Ich war schließlich damit beschäftigt, die Welt zu retten und zu überleben. Außerdem konnte ja keiner ahnen, dass Valiodo so Testosteron gesteuert ist und sofort das verzauberte Huhn besteigt.
Mit einem Knurren kommt meine Mutter auf die Füße und klemmt sich Prinz Valium unter den Arm. «Und wie soll ich den vor den Nachbarn verstecken?», fragt sie mich schneidend und zerrt die grüne Flugschlange, die immer noch ihre Krone festhält, einmal hoch, nicht ohne ihr dabei die Luft abzuwürgen. Was man allerdings nur merkt, weil er kurzfristig das Schnarchen einstellt, ansonsten aber ungerührt weiterschläft.
«Dir wird schon was einfallen», murmele ich und setze mich neben Pax und Raffi auf den Boden.
«Na klar. Ich werde es schon richten», knurrt sie. «Auf Wiedersehen, Pax. Du bist jetzt ja bestens versorgt.»
So viel Zynismus am Morgen
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