Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
bis mein Magen SOS funkt, sehe Rory und Lorelai beim Kaffeetrinken bei Luke’s zu und hocke neben Flo unter einer dicken flauschigen Decke. Etwas befremdlich ist nur die Tatsache, dass Nicolas sich ganz offensichtlich nicht daran stört, dass eine für seine Gattung höchst sonderbare Party in seinem Wohnzimmer gefeiert wird, und sich zu uns gesellt. Natürlich stellt er blöde Zwischenfragen («Warum spricht diese Frau so schnell? Wer um alles in der Welt ist Paul Anker?»), aber auch das ist als völlig normal zu werten, und so verbringe ich einen wunderbaren Abend und kann zu fünfundneunzig Prozent der Zeit mein Gehirn daran hindern, sich auszumalen, was bei mir zu Hause gerade so passiert.
Die Normalität endet leider abrupt, als das Fernsehbild sich gegen halb zwölf mit einem leisen Knacken verabschiedet.
Kapitel 4
Keine ganze Minute später ist mein Leben wieder sehr kompliziert. Nachdem auch sämtliche Lichter im Haus wie von Geisterhand ausgeknipst wurden, fragt Flo mit leicht zitternder Stimme: «Stromausfall?» in die plötzliche Stille hinein.
Nicolas und ich antworten synchron: «Nein.»
Der Vampir ist mittlerweile ganz gut konditioniert, denn anstatt die Fangzähne zu fletschen, beginnt er mit mir zusammen einen leisen Schutzzauber zu murmeln, während er zu Flo, die selbst in dieser offensichtlichen Stresssituation keine einzige Feder mehr verliert, und mir auf das Sofa rutscht.
Eine ganze Weile passiert nichts, wenn man mal von Florentines erhöhter Atemfrequenz absieht. Dann irgendwann, als der Schutzzauber sich wie ein Mantel über uns und das Haus gelegt hat, glimmt knapp über dem an der Wand hängenden Flatscreen-Fernseher ein helles Licht auf.
«Was ist das?», flüstert Flo – und plötzlich segelt doch eine ganz kleine weiße Daunenfeder zu Boden – und Nicolas murmelt dunkel: «Halt mal die Schnuss, Süße. Macht dich einfach unsichtbar, okay?»
Was natürlich für eine Frau wie Florentine sehr viel verlangt ist, trotzdem bemüht sie sich, ab diesem Moment eine überzeugende Imitation der Wohnungseinrichtung abzugeben.
Das Licht nimmt immer mehr an Intensität zu und mein Gehirn ist eifrig damit beschäftigt, es irgendwie zu klassifizieren. Ganz entfernt kommt mir diese Energie bekannt vor und ich spüre nicht den Hauch von dunkler Magie, also versuche ich, mich ein wenig zu entspannen.
Ein Seitenblick zu Nicolas verrät mir allerdings, dass er ziemlich weit weg ist von Entspannung, denn jetzt ragen seine Fangzähne doch ein kleines Stück über den Rand seiner Lippen und leuchten in einem gespenstischen Weiß. Aber die Situation ist ja auch durchaus geeignet, persönliche Waffen wenigstens schon mal einsatzbereit zu machen, und ich schenke meiner Beretta zu Hause unter meinem Bett einen sehnsüchtigen Gedanken.
Das glimmende Licht ändert seinen Standort und schwebt zum Flügel, um von dort aus weiter zum Durchgang ins Esszimmer zu fliegen. Offensichtlich ist es ihm aber auch dort nicht genehm, denn schlussendlich lässt es sich direkt auf dem hölzernen Couchtisch vor uns nieder, wo es noch ein wenig um sich herumleuchtet.
«Hallo! Wer will da etwas von uns?», frage ich in die Stille hinein, die nur von Flos hektischem Atmen unterbrochen wird, und schlagartig nimmt das Licht Konturen an. Und diese Konturen veranlassen Nicolas und mich, einen unisonen Seufzer auszustoßen.
«Girasch!», trompetet es uns vom Couchtisch aus entgegen.
Nicolas gibt einen Universallaut von sich. (Ich übersetze Ihnen den mal kurz: «Hmpf!» = «Ach, du Scheiße!») Vor uns, mit lässig in die Seiten gestemmten Händen und direkt zwischen den vier Chips-Schüsseln, steht ein Elf.
«Oh, süß», flüstert Florentine, und Nicolas antwortet ergeben: «Alles, nur nicht süß.»
Womit ich ihm nur recht geben kann. Als die Elfen das letzte Mal aufgetaucht sind, gab es schwerwiegende Verwicklungen magischer Art, wobei Nicolas fast sein Leben gelassen hätte und mir die Elfen schließlich noch in die Blumenbeete gekotzt haben.
«Girasch!», wiederholt der Elf jetzt mit Nachdruck und schiebt herausfordernd die Hüften nach vorne.
«Girasch», antworten Nicolas und ich etwas lahm, woraufhin der Elf seine blonden Locken in den Nacken schüttelt und uns fröhlich anlacht.
«Herzlich willkommen», sagt Florentine höflich und schenkt uns einen kurzen, sehr rügenden Seitenblick. Offensichtlich ist sie der Meinung, dass kleine nächtliche Besucher durchaus ein Recht haben, mit einem Mindestmaß an
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