Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
beiden zwei Mal, ob ich etwas für sie tun kann, bekomme aber keine Antwort. Vincent schüttelt nur den Kopf. Einzig sein schmerzvoller Blick hält mich davon ab, mit dem Fuß aufzustampfen und eine sofortige Erklärung zu verlangen. Ich sehe in seinen dunklen Augen, dass er nicht kann. Nicht reden und schon gar nichts erklären.
Ich werkele erst ein wenig in der Küche herum, dann wasche ich eine Maschine Buntwäsche, dann spiele ich mit Elfriede, die mich immer wieder mit ihrem «Clock aaacht»-Ruf anschreit, und dann habe ich so richtig monumental die Schnauze voll.
Die Stimmung in und um mein Haus herum lässt mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Ich bin als Erdhexe ja sowieso sehr sensibel, aber diese vor sich hinbrütenden Gestaltwandler zerren an meiner Seele. Zumal diese Stimmung ja auf irgendetwas zurückzuführen sein muss. Etwas, was mit der Frau und Vincent zu tun haben muss. Das liegt ja glasklar auf der Hand, und da es hier keine Jaguare außer meinem Freund gibt, kommt sie von weiter weg. Und vermutlich ist sie auch noch mit meinem Freund verwandt. Das sind doch schon mal einige Punkte, über die man sich viele Minuten unterhalten könnte.
Leider sieht sich immer noch niemand in der Lage mich aufzuklären.
Das alles und die allgemeine schlechte Stimmung lösen Herzrasen bei mir aus, und so klopft das Organ auf einer sehr hohen Frequenz vor sich hin, während ich meine E-Mails in der Küche checke, als Vincent sich endlich zu mir gesellt. Ich überlege kurz, ob ich warten sollte, bis er von sich aus anfängt zu sprechen, entscheide mich dann aber dagegen.
«Wer ist das?», frage ich leise, während er sich mir gegenüber auf einen der Stühle fallen lässt.
Er sieht mich erstmal nur an. Nur weil ich ihn schon lange kenne, weiß ich, dass sein Gehirn in dieser Zeit nach Worten fahndet. Er hat eine sehr lange Zeit als Jaguar verbracht und das ist eine der unangenehmen Nebenwirkungen. Es fällt ihm manchmal schwer, ins Sprechen zu kommen.
«Maria. Sie ist meine Schwester», murmelt er schließlich mit seiner immer heiser klingenden Stimme.
Maria, natürlich, seine Schwester. Schon klar.
Nein, ich wusste nicht, dass er eine Schwester hat. Und wenn ich auch seit dem letzten Jahr etwas mehr über Vincent weiß, es scheinen doch nur minimale Bruchstücke zu sein, wie sich jetzt wieder mal herausstellt. Ich warte erstmal ab, ob er von sich aus noch irgendwelche Informationen von sich gibt.
Nachdem er lieber schweigt, frage ich lauernd: «Was will sie hier? Gibt es ein Problem?»
Es gibt nämlich immer ein Problem, wenn magische Wesen unaufgefordert und unangekündigt in meinem Leben auftauchen. Das ist eine Gesetzmäßigkeit. Göttin, was würde ich manchmal für ein normales Leben geben. Stinknormal und easy. Nix Kompliziertes. Essen, schlafen, duschen, Häuser verkaufen, hin und wieder guter Sex, Freunde treffen, so was in der Art.
Vincent schließt einen Atemzug später abrupt die Augen und reibt sich mit der Hand über das Gesicht. Und diese Hand zittert auch noch ein klein wenig. Außerdem sieht er so müde und angestrengt aus, dass ich den Wunsch nach einem stinknormalen Leben aus meinen Gedanken lösche, aufstehe, den Tisch umrunde und mich ihm auf den Schoß setze. Fest schmiege ich mich gegen seine Brust. Er legt seine Arme um mich und ich versuche die nervöse Unruhe, die ihn umsurrt, zu ignorieren. Manchmal hilft nur Körperkontakt gegen seine Wortlosigkeit.
«Eli, das ist alles sehr kompliziert und es hängt viel dran», murmelt er dann schließlich leise, während ich weiterhin mein Ohr fest gegen seine Brust drücke und seinem Herzschlag lausche.
Natürlich ist es das – kompliziert und es hängt viel dran. Also ist alles wie immer. Ich seufze tief, und er vergräbt seine Hände in meinen Haaren. Dann hebt er meinen Kopf an, um mir in die Augen sehen zu können. Oh Göttin, dieser Mann hat so unfassbar schöne Augen, dass man nach einem tiefen Blick da rein sämtliche Lebenskomplikationen vergessen könnte – wenn man ein wenig realitätsfremd wäre, was ich natürlich nicht bin …
«Ich liebe dich.»
Die Worte hängen im Raum und mein Herz stolpert einmal. Bewegungslos sehe ich ihn an. Das hat er mir noch nie gesagt. Immer nur umschrieben. So direkt ins Gesicht gesprochen löst es ein seltsames Kribbeln in meinem Bauch aus. Er blinzelt, und erst jetzt wird mir der fast verzweifelte Tonfall bewusst, mit dem er die bedeutendsten Worte der Welt ausgesprochen hat.
«Ich liebe dich
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