Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
reißt. Er ist bezüglich dieser Reviersache wirklich sehr eigen.
Aber es bleibt still. Sehr still.
Ich brauche Kaffee. Und dann muss ich zur Arbeit. Was sich kompliziert gestalten wird, wenn ich hier noch länger im Flur herumstehe.
Erstmal gehe ich ins Bad und versuche, den doch sehr wichtigen Programmpunkt eines jeden Morgens – KAFFEE! – zu verdrängen. Ich putze mir die Zähne, decke meine Augenringe ab, ziehe einen von Jaguarhand liebevoll geplätteten Hosenanzug an, schubse meine Haare von der linken zur rechten Seite und bin schlussendlich fertig. Und immer noch ohne Koffein im Blut.
Ein paar Sekunden lungere ich vor der verschlossenen Küchentür herum, dann hole ich kurz entschlossen meine Beretta unter dem Bett hervor und lade sie mit Silberkugeln. So langsam wird mir nämlich etwas mulmig. Vielleicht hat der fremde Jaguar ja meinen Vincent geräuschlos aufgefressen und wartet jetzt auf mich? Das kann ich zwar nicht glauben, und würden Sie Vincent kennen, könnten Sie es auch nicht glauben, aber wer weiß … Mein Leben neigt ja dazu, höchst kompliziert zu sein, und es wird sich nicht entschieden haben, ausgerechnet heute morgen damit aufzuhören.
Trotzdem klopfe ich erstmal beherzt an die Küchentür, bevor ich sie ein Stück weit öffne. Nur so weit, dass ich sie zur Not direkt wieder ins Schloss ziehen könnte. Die Beretta habe ich entsichert und ziele damit auf den Boden vor mir. Zögernd trete ich noch einen Schritt vor, dann bleibe ich stehen, um das sich mir bietende Bild in homöopathischen Dosen in mein Hirn tröpfeln zu lassen.
Vincent ist in einem Stück, immer noch in seiner menschlichen Form und sitzt mit gekreuzten Beinen auf dem Küchentisch. Seine Körperhaltung drückt Schmerz aus, anders kann ich es nicht beschreiben. Schmerz und Widerwillen. Seine Arme ruhen auf den Knien und sein Kopf ist leicht nach unten geneigt. Die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge wirken wie versteinert.
Offensichtlicher Auslöser dieser prekären Situation und der Tatsache, dass ich immer noch keinen Kaffee intus habe, ist die Frau, die nackt (!) vor ihm auf dem Fußboden hockt und sich gegen die Schubladen mit den Kochtöpfen lehnt. Sie hat wie gesagt nichts an, womit sie vermutlich der andere Jaguar ist, lange schwarze Haare, die ihr seidig über die bloßen Schultern fallen, ein ebenmäßiges Gesicht und goldene Augen. Sie sieht aus wie ein weibliches Abziehbild meines Freundes, was durch die ebenso versteinerten Gesichtszüge nur noch verstärkt wird.
Vorsichtig senke ich die Waffe und sichere sie. So spontan muss ich hier offensichtlich niemanden erlegen oder retten. Leise gehe ich an meinem Küchentisch und Vincent vorbei, dann hocke ich mich vor die Frau.
«Ich habe eine Haustür mit einer Klingel. Bitte benutzen Sie sie das nächste Mal», sage ich leise. Sie blinzelt mich an und ich wiederhole: «I have a phantastic doorbell. Please use it next time.»
Vermutlich kommt sie nicht von hier und wir sind ja multilingual unterwegs. Ein Seitenblick zu Vincent verrät mir, dass er diese skurrile Situation nicht so bald auflösen wird, deswegen mache ich mir einen Kaffee in meinem Warmhaltebecher.
Versuchen Sie nie einen sich im Schweigemodus befindlichen Gestaltwandler zur Kommunikation zu nötigen. Eher bringen Sie Ihrem Computer das Kochen bei. Vincent schweigt, die fremde Frau mit Vincents Gesicht schweigt auch und ich fahre zur Arbeit.
Dort erkläre ich einem sehr blöden Wohnungskaufinteressenten, dass ich keine Fünfzimmer-Eigentumswohnung, renovierter Altbau, Parkplatz vor dem Haus, fünfter Stock mit Aufzug und Dachterrasse für 56.000 Euro im Angebot habe. Er findet das übrigens ein Unding, wie er sich ausdrückt. Dann erkläre ich Klara, sie soll endlich mal aufhören mit ihren blöden Psycho-Kommentaren, woraufhin sie anfängt zu weinen und mir erklärt, ich sei eine schizoide Persönlichkeit, was auch immer das ist. Eine weitere Erklärung diesbezüglich gibt sie nicht ab, weil sie zum Heulen immer aufs Klo geht. Da heult es sich wohl besser. Dann erklärt Lothar mir, ich solle meine schlechte Laune nicht an Klara auslassen, woraufhin ich vor dem Tag kapituliere und nach Hause fahre. Was übrigens alle Beteiligten für eine hervorragende Idee halten.
Dort angekommen befinde ich mich umgehend wieder in der Zone des Schweigens. Vincent und die dunkelhaarige Frau, die jetzt eine Jogginghose und ein Shirt von Vinc trägt, sitzen still auf der Terrasse vor sich hin. Ich frage die
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