Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
einmal trocken, weil ja mein Bier alle ist. Dann unterdrücke ich den Impuls, mit der leeren Bierflasche auf Pax’ Kopf zu zielen. «Das geht dich einen Scheißdreck an», sage ich so würdevoll wie möglich, drehe mich um, schlage die Terrassentür hinter mir zu, laufe in mein Bad, gehe aufs Klo, putze mir die Zähne und setze mich schließlich aufs Sofa.
Ich bin vor lauter Empörung und Verwirrung noch nicht einmal müde, dabei ist es mittlerweile Tag und mir fehlen wieder etliche Stunden Schlaf. Vielleicht wird Schlafen doch überbewertet?
Ich sitze also so herum und starre aus dem Fenster in meinen Garten. Mein Gehirn schaltet in den Automatikmodus und denkt frei vor sich hin. Vielleicht ist das aber auch nur ein kleiner nachträglicher Nervenzusammenbruch, vielleicht muss man dabei gar nicht schreien und mit Sachen werfen. Vielleicht kann so etwas auch ganz still und leise ablaufen. Eine interne Kernschmelze sozusagen.
Mein Hirn denkt an Pax und es schüttelt sich. Dann denkt es an die Elfenprophezeiung und es schüttelt sich wieder. Bei Vincent das Gleiche. Und auch der Gedanke an den Urvampir lässt es kurz beben, bis ich schließlich an nichts mehr denke. Nur noch mein Herz und meine Lunge arbeiten. Alles andere hat sich in den Stand-by-Modus versetzt. Ein nicht unangenehmer Zustand. Ich glaube sogar, dass ich seit zehn Minuten nicht geblinzelt habe, als plötzlich Maria auftaucht.
Sie stürmt über den Rasen, schlüpft durch die Terrassentür und bleibt abrupt vor mir und dem Sofa stehen, offensichtlich völlig erschrocken, mich hier vorzufinden. Ist ja auch wirklich ungewöhnlich, dass ich in meinem Haus auf meinem Sofa sitze.
«Guck nicht so doof, ich wohne hier», sage ich deshalb streng. Also irgendeine Instanz in mir befiehlt meinem Mund, das zu sagen, ich denke ja gerade nicht.
Sie zögert und scheint sich mitten in einem Entscheidungsprozess zu befinden, welche Tür sie ansteuern soll. Bad oder Gästezimmer. Vielleicht fällt auch die Haustür in die engere Wahl, um gleich wieder zu verschwinden.
«Setz dich da hin», sage ich todernst und deute auf meinen Denkersessel. Sie schüttelt den Kopf und tritt von einem Bein aufs andere. Vielleicht muss sie aufs Klo? Ihr Pech. «Hinsetzen!», sage ich im bösartigsten Tonfall meiner Mutter.
Autorität pur wirkt bei einem Rudeltier wie ihr natürlich umgehenden und verzögerungsfrei. Sie hockt sich auf die Sesselkante und guckt mich groß an.
«Was ist Vincents Problem?», frage ich geradeheraus und völlig ohne einen kommunikativen Umweg einzuschlagen. Ist ganz gut, ohne Hirn zu sprechen, stelle ich fest. Sie zuckt die Achseln.
«Maria, ich bin eine Hexe. Und ich bin auserkoren, in euren dämlichen Dschungel zu ziehen, um den Urvampir wieder ins Bett zu bringen. Das ist dir ja alles bekannt, weil …?» Böse blitze ich sie an und beuge mich etwas nach vorne. «Weil du da ja herkommst. Richtig! Und weil du deinen Bruder um Hilfe gebeten hast. Auch richtig! Und warum ist Vincent hier? Erklär es mir?»
Sie guckt verschreckt. Was ich ihr nicht verdenken kann, denn plötzlich und ohne Vorwarnung hat meine Magie begonnen, leise um mich herumzusurren. Interessant. Das ist mir noch nie passiert. Vielleicht ist meine Sorge, bald anzufangen zu leuchten, ja doch nicht unberechtigt.
«Vincent war euer Alpha. Und er wäre niemals so lange von euch und diesem Grab weggeblieben. Nicht, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Was ist der Grund? Warum ist er nicht zurückgekehrt?» Sie schweigt betreten. «Eine Frage, eine Antwort!», herrsche ich sie an und meine Magie macht einen Looping um den Couchtisch herum.
Maria senkt die Augen und atmet tief durch, dann sagt sie leise: «Es war vor vier Jahren. Damals begann das Morden in den Rudeln. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, dass es nur der Anfang war. Vicentes Rudel war eines der ersten. Er war in São Paulo, wie so oft. Unser Bruder war der Wächter seiner Familie, weil die Jungen sich in den ersten Jahren nicht wandeln können und sie nicht mitgehen konnten. – Kann ich was trinken?», fragt sie mich und ich schüttle energisch den Kopf. Jetzt doch nicht, verdammt noch mal! «Es war ein hinterhältiger Angriff und sie hatten keine Chance. Unser Bruder war tot, bevor er eingreifen konnte. Der Mörder war ein fremder Jaguar. Vicente kam zurück und hat sich blind vor Schmerz und Hass auf die Suche nach ihm gemacht. Und er hat ihn gefunden.»
Tränen glitzern in Marias Augen und plötzlich wirkt sie
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