Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
toten Vögel», sage ich schwach.
«Die wurden vermutlich vom Sog erfasst und dann direkt hier wieder ausgespuckt. Vielleicht haben aber auch die heftigen magischen Verwirbelungen dazu geführt, dass hier einige Vögel einen Herzschlag erlitten haben. Das ist nicht auszuschließen. Schließlich gibt es keine Kolkraben im brasilianischen Urwald», bestätigt Henriette und dann wechselt sie in Lichtgeschwindigkeit das Thema. «Sie werden uns jetzt sofort zeigen, was damals niedergeschrieben wurde. Vielleicht bringt uns das neue Erkenntnisse.»
Wir anderen hängen alle noch gedanklich bei den toten Vögeln und brauchen ein paar Sekunden, bis wir ihr folgen können.
«Nicolas, Sie werden uns begleiten und für unseren Schutz sorgen!»
Sie deutet auf Nicolas, und nur einen Bruchteil später verschwinden die drei Vampire, die drei Hexen und Nicolas aus meinem Garten, offensichtlich dorthin, wo die Vampire ihre schriftlichen Aufzeichnungen aufbewahren.
Puff, puff und puff.
Hier gibt es allerdings keine Verschnaufpause, denn jetzt dreht meine Mutter sich zu Pax um und sagt mit bebender Stimme: «Du hast es gewusst, du Schwein!» Pax sagt nichts, hebt aber fragend eine Augenbraue. «Was mein Kind dort erwartet. Wie konntest du das zulassen?»
«Oh, ich hatte gehofft, dass die Vampire es auch vergessen haben. Dann hättest du es nämlich überhaupt nicht erfahren, bis wir wieder zurück sind», antwortet er und zaubert ein Lächeln in seinen rechten Mundwinkel. Und dann fügt er noch hinzu: «Unser Kind, Smilla.»
Woraufhin meine Mutter einen Fluch ausstößt, den ich niemals in meinem Leben wiedergeben kann. Es kommen sogar zwei Worte darin vor, die ich gar nicht kenne. Gleichzeitig erwacht ihre Magie zum Leben und vermischt sich mit meiner Erdlinie, deren Energie immer noch träge dicht über dem Rasen hängt.
«Was glaubst du? Dass ich sie opfere?», fragt Pax kühl, wohl als Reaktion auf diese sehr beeindruckende Art ihre Wut zu zeigen.
«Alles, was mit dir zu tun hat, hat nicht im Entferntesten mit Glauben zu tun, Pax.» Meine Mutter zittert, und ich trete unauffällig einen Schritt zurück. «Ich … Du …», stammelt sie, offenbar auf der Suche nach Worten, die die Situation passend beschreiben.
In meinem Kopf macht etwas «Knack». Es ist wohl die logische Konsequenz aus Schlafmangel, Überforderung, Beziehungsproblemen und nackter Angst. Ich habe jetzt schlicht und ergreifend die Schnauze gestrichen voll. So einfach ist das. Das «Knack» ist natürlich nur sehr leise, aber es genügt, um mich dazu zu bewegen, mich auf dem Absatz umzudrehen und in meine Küche zu laufen.
Dort hole ich mir ein Bier. Zum Frühstück sozusagen. Das ist schon mein drittes in vier Tagen, wenn ich nicht aufpasse, bekomme ich ein Alkoholproblem. Naja, wenn ich nicht aufpasse, bin ich eh tot – und die Welt auch. Insofern ist das vermutlich zur Zeit mein geringstes Problem. Ich hexe den Kronkorken von der Flasche und schlendere zurück in den Garten.
Erwähnte ich schon, dass ich die Schnauze gestrichen voll habe? Ich glaube mehrmals. Entschuldigen Sie bitte. Also ich habe die Schnauze voll von Vampiren, Ex-Engeln, Männern, mit denen ich seit langer Zeit zusammenlebe, über die ich aber keine Ahnung habe.
Je länger ich nachdenke und meine wütende Mutter und meinen genetischen Vater betrachte, der jetzt begonnen hat, seine urtümliche Macht abzustrahlen, desto mehr Dinge fallen mir ein, weswegen ich die Schnauze gestrichen voll habe. Sogar Vincents dauerkaputtes Auto geht mir auf den Senkel, einschließlich dem kopflosen Vampir auf der Ladefläche.
Ich nehme einen Schluck Bier und stelle mich zwischen Pax und meine Mutter. «Also, wolltest du mich opfern oder ins offene Messer rennen lassen?», frage ich dann an Pax gewandt.
Er hat nämlich immer noch nicht geantwortet und meine Mutter ist ja immer noch auf der Suche nach Worten.
«Nö. Aber hätte deine Mutter das alles gewusst, hätte sie einen Keller gebaut und dich festgekettet, bis alles vorbei ist. Das wäre kontraproduktiv gewesen», antwortet er knapp. Ich nicke nachdenklich. Die Antwort kommt mir bekannt vor. «Oh ja. Sie hat mich immer gut beschützt», murmele ich leichthin und nehme noch einen Schluck.
«Das hat sie.» Er nickt bekräftigend.
Meine Mutter blitzt uns aus ihren braunen Augen an. Sie hat das Stadium der Wut verlassen und befindet sich auf direktem Weg hin zu rasender Entrüstung. Außerdem ist ihr nicht ganz klar, wem sie den
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