Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
weitere Vögel auf meiner Terrasse notgelandet, weil tot. Ich müsste mal gucken gehen, aber ich kann mich gerade nicht bewegen. Der Gedanke, wie es sich anfühlen muss, seine eigene Magie zu verlieren, beschäftigt mich vollständig. Er paralysiert mich geradezu. Das wäre der hundertprozentige Identitätsverlust. Abends als Puma einschlafen und morgens als Spitzmaus wieder aufwachen. Ich weiß nicht, ob ich damit leben könnte. Und Vincent hat noch viel mehr als das ertragen. Er hat seine Familie verloren.
Mir brennen ein paar Tränen in den Augen und ich blinzele. Maria setzt sich so plötzlich direkt neben mich, dass mein altes Sofa überfordert ist und wir gegeneinander kullern. Sie legt mir einen Arm um die Schulter und reibt ihren Kopf gegen meine Wange. Eine typische Geste der Zuneigung unter Gestaltwandlern. Ich streiche ihr vorsichtig mit dem Finger über den Handrücken.
«Ich hatte Angst vor dir. Du bist eine mächtige Hexe. Aber ich weiß auch, dass du ihn liebst. Und trotzdem hoffe ich, dass er bei uns im Dschungel bleiben wird.»
Ich öffne den Mund, um «schlampige Schlampe» zu brüllen, da flüstert sie: «Ich suche ihn und bringe ihn her!», und verschwindet rasend schnell durch die Terrassentür.
Kapitel 18
Maria flitzt katzenhaft durch meinen Garten, während ich ihr wüste Beschimpfungen hinterherbrülle. Und Pissnelke ist noch das Schmeichelhafteste. Dann setze ich mich wieder auf mein Sofa und denke nach. Es gibt ja nun einiges zu bedenken. Leider lässt sich der Stand-by-Modus meines Gehirns nicht mehr bewusst herbeiführen und irgendwie drehen sich innerhalb kürzester Zeit sämtliche Gedanken nur noch um Vincent.
Warum nur hat er nie mit mir darüber gesprochen? Göttin, wie schrecklich. Er hat alles verloren. Magengrummeln, Schmerz in der Herzgegend. Warum nur hat er nie mit mir darüber gesprochen? Göttin, wie schrecklich. Er hat alles verloren. Magengrummeln, Schmerz in der Herzgegend.
Und so weiter und so fort …
Ich telefoniere kurz mit Henriette, die mich über die aktuellen Sachstandsermittlungen (keine neuen Erkenntnisse, aber sie findet Nicolas ganz bezaubernd) auf dem Laufenden hält, und verfalle direkt danach wieder in dieses betrübliche Gedankenkarussell.
Irgendwann schaffe ich es, mich aufzuraffen und Dinge zu tun, die Menschen nun mal so tun. Somit verbringe ich den Tag mit Wäsche waschen, aufhängen, das Waschbecken im Bad putzen, staubsaugen und zu guter Letzt suche ich noch meinen Rucksack. Alleine mit der Suche bin ich gute fünfundvierzig Minuten beschäftigt, bis mir einfällt, dass ich ihn nach unserem ersten Abenteuer in der anderen Dimension auf meinem Dachboden verstaut habe. Direkt hinter der Matratze, die Vincent und ich hier deponiert haben, um in der Zeit, als Nicolas noch die Vollmondnächte in meinem Garten verbracht hat, einen Rückzugsort zu haben.
Gedankenverloren bleibe ich davor stehen und denke daran, dass Vincent damals schon der Gleiche war, wie er es heute ist. Faktisch hat sich nichts verändert. Nur dass ich jetzt seine Vergangenheit kenne. Na gut, vermutlich ist auch das nur ein Bruchstück seiner Vergangenheit, aber sie beinhaltet doch etwas sehr Elementares. Nämlich das Wissen, dass mein Partner so wie ich eine Hexe ist. Eine männliche, mit einer anderen Bezeichnung und zur Zeit leider außer Dienst – aber eine Hexe.
«Girasch!», krakeelt es im nächsten Moment durch mein Haus und ich zucke zusammen.
«Giiirasch!!!»
Diesmal bin ich vorbereitet und fluche nur noch verhalten. Was wollen die Elfen denn noch von mir? Noch eine Prophezeiung und ein Folgeauftrag? Na, hoffentlich nicht.
Ich laufe samt meines altgedienten Rucksacks nach unten und finde Hollywood auf meinem Küchentisch. Der Elf trägt ein glitzerndes hellblaues Kostüm mit Strass-Steinen und lächelt mir fröhlich entgegen. Himmel, hat er denn keine Mutter, die ihm dieses Outfit verbietet?
«Hast du einen Gedächtnisverlust erlitten?», fragt er mich, nachdem ich ihn ein paar Sekunden lang nur anstarre.
Seine Optik ist aber auch zu bizarr, um gleich in Smalltalk zu verfallen. Er sieht aus wie ein auf Barbiegröße geschrumpfter Go-go-Tänzer mit extrem schlechtem Geschmack.
«Ich bin es.» Er klopft sich mit der kleinen Hand an die Brust, was ein hohles Geräusch verursacht. «Holledooondeywooodandy!?» Er sieht mich zweifelnd an, bis ich schließlich ein schwaches «Hallo» zustande bringe. «Es gibt einen Nachtrag zur Prophezeiung Nr. 345 an Elionore
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