Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
energisch wieder abschüttle.
Nicht so jedoch der Kerl mit der lauten Stimme. Er verstummt schlagartig, als Vincent sich zu ihm dreht.
Hinter mir ertönt ein leises «Uiii», dann knurrt Pax: «Du bleibst hier. Sonst kotzt Eli.»
Sogar Valiodo scheint bei dieser Demonstration von Macht klare Fluchttendenzen entwickelt zu haben. Da es meinem Magen aber ganz gut geht, scheint Pax ihn dingfest gemacht zu haben, bevor er entschwinden konnte. Ich kann mich leider nicht umdrehen und nachschauen, weil ich wie paralysiert auf die drei Gestaltwandler vor mir starre.
Vincent bewegt sich jetzt anscheinend völlig entspannt auf seine Geschwister zu. Aber nicht im Sinne von: «Hey, alles lässig hier!», sondern mehr wie: «Worüber sollte ich mir Sorgen machen? Wer nicht meiner Meinung ist, bekommt ein paar auf die Glocke.»
Sein Bruder knurrt. Tief und unmenschlich bleckt er in seiner menschlichen Gestalt die Zähne, und meine Beine wollen jetzt doch lieber fliehen. Allerdings rückt Pax in diesem Moment dichter an mich heran, womit er auch mich dingfest macht. Valiodo zappelt in seinem Arm und seine Krone ist ihm über die Augen gerutscht. Was vielleicht auch besser ist, denn die brodelnde Gestaltwandlermagie vor uns verdichtet sich immer mehr. Bei diesem Anblick könnte es sein, dass er sich vor Schreck in Luft auflöst.
Ein weiterer Gestaltwandler tritt aus dem tiefen Dickicht des Regenwaldes, und auch ich erwäge kurz, mich in Luft aufzulösen. Puff, weg, wäre toll, denn für einen Atemzug überlagert die gewaltige Energie alle meine Sinneswahrnehmungen.
Diese Wandler sind anders als alles, was ich kenne.
Eine dunkelhaarige Frau betritt die unfreiwillige Bühne von rechts und in dem Moment, als ich fest davon ausgehe, dass das Chaos über uns hereinbricht, entspannt sich die Lage.
Die Frau lächelt, aber in ihren Gesichtszügen steht Fassungslosigkeit. Starr blickt sie an Vincent vorbei, während sie langsam auf ihn zugeht. Als sie seitlich von ihm stehen bleibt, streckt sie zögernd eine Hand nach ihm aus.
Vincent ergreift die ihm dargebotene Hand nicht, er umfasst stattdessen ihr Gesicht in einer Geste größter Zärtlichkeit. Ihre Stirn presst sich gegen sein Kinn und für einen Augenblick verharren die beiden. Tränen laufen der Frau über das Gesicht und für einen kleinen Moment verrutscht Vincent die Fassade des Alphas.
Das Brüllen durchbricht die Stille wie ein Schuss. Der massige Jaguar greift im Bruchteil einer Sekunde an, seine Tatzen schlagen Vincent in die Seite. Ein feiner Blutnebel hängt plötzlich in der Luft. Vincents Verwandlung bringt den Jaguar kurzzeitig aus dem Gleichgewicht, dann ist er wieder über Vincent. Für einen Moment kann ich nicht unterscheiden, wer wer ist. Eine Frau schreit und meine Magie schießt mir durch die Fußsohlen direkt bis ins Herz. Sie flutet mich und ich spreize die Finger. Der Zauber ist brennend heiß und in dem Moment, wo ich ihn loslassen will, rempelt Pax mich von der Seite an.
«Misch dich da nicht ein. Das müssen sie untereinander klären. Wenn der andere wegen dir unterliegt, ist das nicht richtig.»
Fassungslos starre ich auf die verbittert kämpfenden Raubkatzen. Pax hat recht. Aber ich kann hier doch nicht zusehen.
Vincent versenkt einen harschen Treffer in die Flanke des anderen Jaguars und ich fälle eine Entscheidung. Ich werde bis zehn zählen, dann jage ich meine Magie auf sie. Ich brauche Vincent. Lebend. Scheiß auf Rudel-Hierarchien.
Ich komme bis vier, dann verbeißt Vincent sich in der Kehle des anderen. Bei acht wird der völlig starr und regungslos. Wieder schreit eine Frau. Diesmal gellende Worte auf Portugiesisch.
Vincent macht eine ruckartige Bewegung nach vorne und lässt im nächsten Augenblick los. Auch er erstarrt für einen kurzen Moment, dann verwandelt er sich völlig überraschend zurück. Meine eigene Magie zerrt an mir, mühsam sammle ich sie wieder ein und starre auf Vincents blutüberströmten Oberkörper. Er fährt sich mit beiden Händen durch die Haare und kommt scheinbar mühelos auf die Füße. Das Gesicht hat er uns zugewandt, und so sehe nur ich den harten Zug um seine Lippen, mit dem er so vorzüglich versteht, seinen körperlichen Schmerz zu verstecken.
Vor seinen Füßen glimmt die Magie der Verwandlung auf und Sekunden später liegt ein blutender Mann auf dem Waldboden. Kaum hat er wieder zwei Beine, rappelt er sich ebenfalls auf, allerdings wesentlich schwerfälliger. Er taumelt zur Seite, aber niemand
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