Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
wenn Engel potentiell erstmal alles lieben müssen, was so kreucht und fleucht, ist ihnen die Liebe zu einer Person streng verboten. Wenigstens soviel weiß ich.
«Wir agieren aus der allumfassenden Liebe heraus, das weißt du. Aber wird dürfen nicht eine einzelne Person lieben. Es ist verboten. Und es … war auch nicht der Grund. Ursächlich …»
Er verstummt mitten im Satz. Pax sprachlos. Ein sonderbarer Zustand für ihn, der doch sonst immer so sehr über den Dingen zu stehen scheint.
«Was war dann der Grund?», frage ich ganz vorsichtig nach.
Sein Blick verharrt auf mir, seine Augen sind plötzlich fast schwarz, und als er dann spricht, ist seine Stimme glatt, als müsse er seine Gefühle hinter einer abperlenden und keimfreien Oberfläche verstecken.
«Ich habe getötet, ohne einen Auftrag zu haben.»
Die Worte kommen in meinem Kopf an, wabern ein wenig hin und her und schlüpfen dann endlich in das Worterkennungsprogramm in meinem Gehirn. Leider ergibt sich daraus keine weitere Frage, weil ich gelinde gesagt geschockt bin.
«Manchmal ist der Tod auch eine Erlösung. Und jetzt lass es gut sein, Elionore.»
Er nennt mich äußerst selten bei meinem ganzen Vornamen, und als ich ihn ansehe, sehe ich Schmerz in Reinform auf seinem schönen Gesicht. Seinem Gesicht, zu dem weder sein Gothic-Kleidungsstil (alles schwarz mit viel Leder), noch der Ring in der Unterlippe, der heiße Schlitten, den er fährt, noch das unrühmliche Gewerbe, in dem er tätig ist, so recht passen. Vielleicht ist noch viel mehr Engel in ihm, als wir glauben. Weil er nicht möchte, dass wir genau das wissen?
Aus einem Impuls heraus greife ich nach seiner Hand und drücke sie. Er erwidert die Berührung, sieht mich aber nicht mehr an.
Valiodo gesellt sich zu uns und lässt sich auf Pax’ breiter Schulter nieder. Er hockt dort wie ein Papagei und singt leise ein Lied in Dauerschleife. Der Melodie nach kann es sich nur um einen brasilianischen Schmonzetten-Schlager handeln, und er geht mir bereits nach dem dritten Durchgang gehörig auf die Nerven. Dafür fängt er zuverlässig sämtliche um mich herumschwirrenden Mücken, unterbricht sein nervtötendes Geträller aber nur für den Schluckvorgang. Den Rest des Vorganges untermalt er weiterhin mit Melodien für Millionen. (Ich hatte die Mücken nicht mehr erwähnt, weil das lästig wäre. Stellen Sie sich einfach hinter jedem Satz ein «Scheiß Vieh! Aua! Patsch!» vor, dann passt das.)
«Wann sind wir endlich da?», frage ich die Jaguarhintern vor mir, bekomme aber keine Reaktion. Dabei hat still und heimlich die Zeit begonnen, uns davonzulaufen. Wenn Pax richtig liegt, müssen wir in ungefähr sechs Stunden wieder durch das Portal springen.
Ich verspeise noch vier weitere Müsliriegel, verschwende viele sehnsüchtige Gedanken an starken, schwarzen, dampfenden Kaffee, trinke stattdessen Wasser, muss zwei mal Pipi (ist ja nun mal so, ich kann das Zeug nicht ausschwitzen) und harre der Dinge, die passieren mögen, bis Valiodo sich zu einem Erkundungsflug über unseren Köpfen aufmacht.
Schlagartig wird mir übel.
«Oh, verdammt», murmele ich und presse eine Hand auf meinen bockenden Magen. Ich spüre eine absolut negative Energie in der Luft vibrieren … Pax fasst mich an der Schulter und sieht mich fragend an. Irgendwo auf unserem Weg müssen diese «bad vibrations» massiv zugenommen haben. Nur dass ich nichts davon mitbekommen habe.
«Komm zurück!», brülle ich nach oben.
Pax guckt immer noch fragend, jetzt mit hochgezogener Augenbraue. Tatsächlich erscheint das grünglitzernde Flugtier eine Sekunde nach meinem verzweifelten Ruf und hängt sich vor mich in die Luft wie ein kleiner Helicopter.
«Du musst in meiner Nähe bleiben», schnauze ich ihn an.
Mir ist durchaus bewusst, dass ein etwas verbindlicherer Tonfall angebracht wäre, aber ich kann gerade nicht, in meinem Magen ist der Kriegszustand ausgebrochen. Akuter Kotzreiz und anständige Kommunikation überfordern mich. Wenige Sekunden später beruhigt sich die aktuelle Krisensituation in meiner Körpermitte etwas, was, wie von mir vermutet, nur mit der Anwesenheit der kleinen Flugschlange zu tun haben kann. Ich schiebe ein freundlicheres «Bitte. Danke» hinterher.
«Uii», sagt Valiodo, umkreist mich aber ab diesem Moment wie eine Wespe den Zwetschgenkuchen.
«Ich bin ein wenig empfindlich bei solch starken und vor allen Dingen negativen Energien», erkläre ich Pax, der mich immer noch höchst interessiert
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