Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
weniger barbarisch ist, denn wie Sie vielleicht wissen, kann der Tod am Strang recht lange auf sich warten lassen. Was das Präsentieren des Kopfes anbelangt... nun, nur so ist sichergestellt, dass die Nachricht des Todes sich auch rasch verbreitet. Wir wollen Duval doch nicht länger im Zweifel über den Verbleib seines besten Mannes belassen. So weiß er auch gleich, dass er sowohl Sie als auch den Papyrus verloren hat.“ Noxley lächelte fein und fügte hinzu: „Das wird ihm Schaum auf die Lippen treiben, tollwütiger Hund, der er ist.“
    „Ich bin ihm nur einmal begegnet, aber da machte er eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck“, meinte Miles. „Andererseits kann er nicht ganz bei Verstand sein, wenn er glaubt, dass irgendjemand das Rätsel der Hieroglyphen gelöst habe. Und dass er sich von diesem Trugschluss zu verbrecherischem Tun hat verleiten lassen, scheint wirklich verrückt.“
    „So ist es denn zweifellos ein Trugschluss?“ Noxley sah von seinem Teller auf. Seine Miene wirkte fast kindlich.
    „In dem Papyrus werden einige Könige erwähnt“, sagte Miles. „Mehr kann kein Gelehrter derzeit mit Gewissheit sagen.“
    „Sie haben ihn demnach nicht gekauft, weil Sie Vanni Anaz glaubten, es sei die Beschreibung eines Königsgrabs?“, fragte Noxley und betrachtete ihn noch immer mit dieser kindlichen Miene. „Nichts, was vermuten ließe, dass es sich doch um eine Art Schatzkarte handeln könnte?“
    Miles schüttelte den Kopf. Er hatte ihn für Daphne gekauft, weil er so schön und gut erhalten war. Weil sie in ihrer Sammlung nichts hatte, was diesem Papyrus gleichkam. Weil er wusste, wie sie strahlen würde, wenn sie ihn sah - so wie früher, bevor sie Pembroke geheiratet hatte. Und sie hatte gestrahlt. Nie hatte Miles sie so glücklich gesehen. Deshalb war er ihm so viel wert.
    „Ich hatte gehört, dass Drovetti, der französische Generalkonsul, Belzoni zehntausend Pfund für den Alabastersarkophag geboten hat“, sagte Miles. „Ich glaubte, dass der Papyrus mit seiner einzigartigen Kunstfertigkeit einen ähnlichen Wert haben könnte.“
    „Damit dürften wir bei Duvals Problem angelangt sein“, meinte Noxley und bedeutete dem Diener abzutragen.
    Sowie dieser sich entfernt hatte, fügte er hinzu: „Wegen der wissenschaftlichen Expeditionen und der Description de l’Egy-pte war Duval schon immer der Ansicht, dass die Franzosen Ägypten ,entdeckt hätten. Er hasst die Engländer, weil wir sie besiegt haben - vor allem aber, weil wir dabei auch den Rosettastein erbeutet haben.“
    „Du lieber Himmel!“, rief Miles aus. „Das ist jetzt zwanzig Jahre her. Und es ist ja keineswegs so, als hätten die Franzosen sich niemals im Krieg an ihren Feinden bereichert. Mir wäre nicht bekannt, dass sie jemals etwas zurückgegeben hätten.“ „Sagen Sie das mal Duval“, erwiderte Noxley. „Im Grunde war er aber nur ein Antikenjäger wie so viele andere auch. Das änderte sich jedoch vor ein paar Jahren.“
    Weil Sie gekommen sind und Männer wie Ghazi in Ihre Dienste genommen haben?, fragte Miles sich. Doch die Erinnerung an Faruqs Kopf ließ ihn vorsichtig sein, und so fragte er nur: „Wissen Sie, weshalb?“
    „Belzoni“, sagte Noxley. „Duval ist seit über zwanzig Jahren in Ägypten. Belzoni hingegen ist gerade mal fünf Jahre hier und doch schon weltberühmt. Duval tätigte Ausgrabungen im Biban el-Muluk, dem Tal der Könige. Er hat nie ein Königsgrab gefunden, Belzoni indes sehr wohl - ein prächtiges noch dazu, mit ebenjenem Alabastersarkophag. Weder Duval noch Drovetti fanden den Zugang zur Chephren-Pyramide, sondern Belzoni. Die Franzosen wussten den kolossalen Kopf des jungen Memnon nicht von der Stelle zu bewegen, aber Belzoni ließ sich etwas einfallen - und nun ist der Kopf in England. “
    „Zwanzig Jahre Arbeit und nichts, was man vorzeigen könnte“, resümierte Miles. Ähnlicher Fall wie Virgil Pembroke, dachte er bei sich. „Der Neid muss ihn wahnsinnig gemacht haben.“ Wiederum dachte er an Pembroke, der so neidisch auf Daphnes Sprachbegabung gewesen war.
    „Stellen Sie sich nur vor, wie ihm zumute gewesen sein musste, als er von dem Papyrus hörte, den Anaz Ihnen verkauft hatte“, sagte Noxley.
    „Das dürfte das Fass zum Überlaufen gebracht haben“, vermutete Miles.
    Noxley lächelte. „Ich gestehe, dass auch ich einen Anflug von Neid verspürte. Anaz muss Sie gemocht haben. Er ist übrigens tot, der arme Bursche.“

18. KAPITEL
    26. April
    Oberhalb von

Weitere Kostenlose Bücher