Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
Schritt, bis sie genügend Abstand zu den andern hatten. Er überlegte eine Weile, dann hellte seine Miene sich auf. „Vielleicht ist es gut so“, meinte er. „Nun, da wir hier sind, warum sollte sie nicht auch hier sein? Geh sie holen. Und was Carsington anbelangt, so wüsste ich es sehr zu schätzen, wenn du ihn verschwinden ließest.“
    In dem Moment, da er Faruqs Kopf sah, kam Miles zum ersten Mal der Verdacht, dass mit Noxley etwas nicht stimmen könne.
    In Dendera hatte Noxley von einer „misslichen Angelegenheit“ gesprochen und gemeint, bis die aus der Welt geschafft sei, wäre Miles in Theben sicherer aufgehoben. Die Franzosen hielten sich derzeit von Theben fern, und er, Noxley, sei sich der Loyalität der dort stationierten türkischen Soldaten gewiss.
    Miles blieb ohnehin keine andere Wahl, als seinem Freund zu folgen. Sowie die Memnon die Segel gesetzt hatte, klärte Noxley ihn über die „missliche Angelegenheit“ auf.
    Wie sich herausstellte, waren „die Franzosen“ ein Mann namens Duval, den Miles meinte mal im Konsulat getroffen zu haben. Noxley sagte, dass dieser Mann die Entführer angeheuert habe. Nachdem sie den Papyrus nicht bei ihm gefunden hätten, seien sie am Tag darauf zum Haus in der Esbekieh gegangen und hätten den Papyrus samt Abschrift entwendet.
    Mit anderen Worten, Duval glaubte nicht nur an die Geschichte von dem Pharaonenschatz, sondern auch daran, dass Miles Hieroglyphen lesen konnte.
    Zu Miles’ Erleichterung hatte bislang noch niemand die Wahrheit über Daphne herausgefunden. Und so sollte es auch bleiben, war sie doch bereits jetzt schon in ganz erheblicher Gefahr.
    Wäre sie zum Zeitpunkt des Diebstahls nicht außer Haus gewesen, hätte man sie gewiss als Geisel genommen, um ihn dazu zu bewegen, mit dem verrückten Franzosen zu kooperieren. Zum Glück war sie auf dem Konsulat gewesen und hatte darum ersucht, dass etwas für ihn getan werde. Natürlich war nichts geschehen, wie er sich hätte denken können, denn seitens des Konsulats wurde ja eigentlich immer nur dann etwas getan, wenn dabei günstig zu erbeutende Altertümer lockten. Nach dem Diebstahl hatte sie sich dann an Noxley gewandt, der sogleich aufgebrochen war, um sowohl Miles als auch den Papyrus zu retten.
    Was ihm auch gelungen war, keine Frage.
    Unzweifelhaft auch, dass Duval gefährlich war.
    Und doch - die Sache mit dem Kopf ...
    „Sich den örtlichen Gepflogenheiten anpassen“ war ja gut und schön, aber die Engländer hatten schon vor Jahren davon Abstand genommen, abgeschlagene Häupter zur Erbauung der Massen vorzuführen, und Miles sah nicht ein, weshalb man, bloß weil man unter Barbaren lebte, selbst wieder zu barbarischen Sitten zurückkehren musste.
    Weil er so sehr damit beschäftigt war, das Verhalten seines Freundes zu ergründen, nahm er recht wenig von seiner Umgebung wahr. Nur am Rande bemerkte er, dass die Einheimischen sich in, um und sogar auf den einstigen Tempelanlagen von Luxor angesiedelt hatten. Wo der Pharao und seine Hohepriester einst heilige Rituale vorgenommen hatten, hielten die Bauern nun ihre Taubenschläge.
    Noxleys Haus befand sich im Süden des Tempels und wirkte wenig eindrucksvoll. Wahrscheinlich würde es in der Eingangshalle des Familiensitzes Seiner Lordschaft in Leicestershire Platz gefunden haben. Nach den Maßstäben von Luxor war es indes geräumig und elegant, hatte es doch sogar ein Obergeschoss, wo im Sommer die Schlafquartiere in luftiger Höhe eingerichtet wurden.
    Kaum zu Hause angekommen, schlug Noxley vor, den Papyrus und die Abschrift in eine Kassette zu schließen. Miles stimmte dem zu, wenngleich er sich fragte, wer wohl so tolldreist wäre, Ghazis Gebieter zu bestehlen.
    Miles zog sich in das ihm angewiesene Zimmer zurück, badete und sank auf den Diwan. Er schlief, bis ein Diener ihn zum Dinner weckte.
    Als er sich zu seinem Gastgeber in die behaglich eingerichtete qa’a gesellte, stellte er jedoch fest, dass ihm nicht nach Essen zumute war.
    „Ah, verzeihen Sie“, meinte Noxley. „Wahrscheinlich können Sie diese einheimische Kost schon nicht mehr sehen. Ich werde dem Koch sagen ...“
    „Es ist nicht das Essen“, unterbrach ihn Miles, „sondern der Kopf, dessen Anblick mir etwas auf den Magen geschlagen ist. Halten Sie es wirklich für klug, Leute wie Ghazi in ihrem barbarischen Treiben noch zu bestärken?“
    „Was ist daran barbarischer, als jemanden in Tyburn zu hängen?“, fragte Noxley. „Ich wage zu behaupten, dass es sogar

Weitere Kostenlose Bücher