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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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hintergangen zu haben!
    Wie Pembroke war auch er außerordentlich besitzergreifend. Nicht umsonst meinte er, ganz Theben würde ihm allein gehören. Hatte er nicht auch Miles für seine Zwecke eingespannt? Zudem ließ er foltern und morden. Und wenn man ihm einen abgeschlagenen Kopf im Korb präsentierte, strahlte er wie ein Kind, das ein paar neue Zinnsoldaten geschenkt bekam.
    Das einzig Gute, was sich über ihn sagen ließ, war, dass er Daphne ihre Klugheit nicht zu neiden schien. Das mochte jedoch daran liegen, dass ihre Klugheit ihm eine großartige Entdeckung, wenn nicht gar einen ungeahnten Schatz bescheren könnte. Noxley strebte nach Macht und Ruhm, dem Reichtum war er allerdings auch nicht abgeneigt.
    Aber wenn Daphne sagte, dass sie sein Spiel mitmachen sollten, so hatte sie gewiss recht. Sie waren Gefangene in Theben, wurden nicht einen Moment aus den Augen gelassen. Ohne fremde Hilfe konnten sie nicht entkommen, und da hier jeder entweder korrupt oder eingeschüchtert war, standen ihre Chancen nicht gut.
    Nun gerade wieder könnte man meinen, Noxley sei der freundlichste, liebenswerteste Mensch auf der ganzen Welt.
    Sie hatten zu Abend gegessen, und wie er es zuvor stets in Miles’ Anwesenheit getan hatte, so kam er auch nun wieder mit dem Papyrus an. Heute jedoch hatte er noch einige andere bringen lassen und legte sie sorgsam auf dem Teppich aus, damit Daphne sie begutachten konnte.
    Daphne hockte sich neben ihn, ihre Aufmerksamkeit ganz auf die Schriftstücke gerichtet. Noxleys Aufmerksamkeit hingegen galt allein ihr, insbesondere ihrem Busen, als sie zu einer ihrer sterbenslangweiligen Ausführungen über Dr. Young und seine Forschungen anhob und inwiefern sie damit übereinstimme und wo sie anderer Ansicht sei und warum.
    Vielleicht weil er in Gedanken anderswo war, schien ihr gelehrter Vortrag auf Noxley keineswegs einschläfernd zu wirken. Manchmal jedoch schlich sich jener leere, leicht benommene Ausdruck in sein Gesicht, mit dem Miles bestens vertraut war. Wem es gelang, während ihrer Ausführungen wach zu bleiben, schaute nach einer Weile immer so drein.
    Langweilige gelehrte Daphne. Wenn sie ihre Nase nicht gerade in ein Buch steckte, hatte sie Tintenflecken darauf, während sie eifrig Diagramme zeichnete und Zeile um Zeile Buchstaben, Zeichen und Wörter aneinanderreihte. Schüchterne, weltfremde, vernünftige Daphne.
    Daphne, die wagemutig aufgebrochen war - ausgerechnet mit Rupert Carsington! Mit Lord Hargates missratenem Sohn! -, um ihren Bruder zu retten.
    Das war nicht die Daphne, die er zu kennen meinte. Und doch war es ganz zweifelsohne seine Schwester, und soeben zerbrach sie sich auch wieder den Kopf über das Koptische und andere Unverständlichkeiten.
    „... beispielsweise das Sonnenzeichen“, sagte sie gerade und deutete auf eine Kartusche. „Hier steht es für sich, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ra oder re heißt, das koptische Wort für Sonne, wohingegen Dr. Young es in  Verbindung mit dem Pfeilerzeichen deutet und meint, es stehe für den Namen des Gottes Phre...“
    Ein markerschütternder Schrei ließ sie verstummen. Ein weiterer folgte.
    Lord Noxley sprang auf.
    Draußen herrschte allgemeiner Aufruhr, und eilige Schritte waren zu vernehmen. Ein Diener schrie lauthals, und weitere riefen Gott um Beistand an.
    Als Miles das Wort „Feuer“ herauszuhören meinte, sprang auch er auf. Daphne schien es nicht ganz so eilig zu haben.
    Noxley rannte hinaus, und Miles wollte ihm hinterher, doch Daphne hielt ihn zurück. „Warte“, sagte sie ruhig.
    Sie raffte einige der Papyri zusammen und sah sich erwartungsvoll um.
    Eine tief in einen Kapuzenumhang gehüllte Gestalt tauchte in der Tür auf. „Große Unruhe“, sagte er mit schwerem Akzent, doch auf Englisch. „Kommen Sie. Hier entlang.“
    „Wer sind Sie?“, verlangte Miles zu wissen. „Und was heißt hier Unruhe? Zeigen Sie Ihr Gesicht! “
    Daphne drängte ihn zur Tür. „Stell jetzt keine Fragen“, sagte sie.
    „Aber er könnte einer von Duvals ...“
    „Ist er aber nicht!“, fuhr sie ihn an. „Hör auf zu reden. Lauf endlich!“
    Draußen auf dem schummrig erhellten Gang streifte Rupert seine Kapuze zurück.
    „Wer zum Teufel ist das?“, hörte er Archdale raunen.
    „Rupert Carsington“, stellte Rupert sich vor.
    „Aber Sie sind doch tot..."
    „Nicht mehr“, erwiderte Rupert. An der Treppe angelangt, blieb er stehen, zückte zwei Pistolen und reichte sie ihnen.
    „Geben Sie ihr besser ein

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