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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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abgrundtiefen Seufzer ausstoßen.
    Dann brachen sie in einem angesichts der engen und sehr belebten Straßen überraschend schnellen Tempo auf. Rupert fand es wunderbar: Unbeirrt trabten die Esel ihres Weges, derweil Karren, Pferde und Kamele ihnen ebenso unbeirrt entgegenkamen; die Eselstreiber rannten nebenher oder ein paar Schritt voraus, riefen Unverständliches und fuchtelten mit Stöcken, um den Weg frei zu machen, aber niemand schien sich um sie zu scheren.
    Er lobte die Eselstreiber, beglückwünschte die Tiere, wenn sie mal wieder ganz knapp einem Hindernis ausgewichen waren, und erzählte den Männern allerlei Anekdoten über abenteuerliche Fahrten in Londoner Mietdroschken.
    Mrs. Pembroke erduldete es eine Weile, wenngleich nicht sehr lang, und fuhr ihn schließlich an: „Sie verstehen kein Wort von dem, was Sie sagen!“
    „Nun, wenn man sich nicht darum bemüht, werden sie es nie lernen“, entgegnete er.
    Wäre es um sie her nicht so laut gewesen, hätte er sie mit den Zähnen knirschen gehört.
    Danach sagte sie nichts mehr, doch Rupert war sich sicher, dass seine geradezu atemberaubende Dummheit sie viel zu sehr beschäftigte, als dass sie sich noch viel um ihren Bruder hätte grämen können.
    Aber Rupert wollte lieber nichts dem Zufall überlassen.
    Und so sprang er, kaum dass sie ihr Ziel erreicht hatten, geschwind von Kleopatra und war sogleich an Mrs. Pembrokes Seite.
    Er reckte seine Arme und fasste sie resolut um die Taille.
    „Das ist wirklich nicht nö...begann sie und verstummte jäh, als er sie aus dem Sattel hob. Unwillkürlich griff sie nach seinen Schultern - um sich festzuhalten. Lächelnd sah Rupert zu ihrem dicht verschleierten Gesicht auf, hielt sie einen Moment auf Augenhöhe und ließ sie dann langsam, ganz langsam wieder hinunter.
    Sie ließ seine Schultern nicht sogleich los.
    Und er hielt noch immer ihre Taille umfasst.
    Reglos stand sie da und sah ihn an.
    Zwar konnte er ihr Gesicht nicht sehen, aber er hörte ihren rasch dahinfliegenden Atem.
    Dann ließ sie ihn los, wich zurück und drehte sich auf ihre brüsk echauffierte Weise um, die er so wunderbar fand.
    „Wie töricht Sie sind“, sagte sie. „Sie müssen Ihre Kraft nicht dauernd unter Beweis stellen.“
    „Dazu brauchte es nicht viel Kraft“, meinte er. „Sie sind viel leichter, als die Fülle von Trauerkleidung vermuten ließe.“
    „Hoffentlich erweisen Sie sich bei der Suche nach meinem Bruder als ebenso beflissen wie bei der Begutachtung meiner Person“, erwiderte sie gereizt.
    Mittlerweile war der Torwächter aufgetaucht. Er schaute Rupert fragend an, doch Mrs. Pembroke drängte sich vor und sagte ungeduldig etwas auf Arabisch.
    Als das Tor sich öffnete, traten sie in den Hof, wo sogleich ein weiterer Diener erschien und sie ins Haus führte.
    Während sie durch das Labyrinth aus Gängen und Gemächern liefen, das für die besseren Häuser in Kairo typisch war, meinte Mrs. Pembroke, Rupert ein wenig instruieren zu müssen.
    „Versuchen Sie bitte zu bedenken, weshalb wir hier sind“, sagte sie eindringlich. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Widerstehen Sie daher bitte der Versuchung, Lord Noxleys Dienern Kosenamen zu geben. Ich bezweifle, dass er dies zu schätzen wüsste, und ich habe keine Lust, wertvolle Zeit damit zu vertun, Ihr Verhalten zu entschuldigen. Und schweifen Sie nicht vom Thema ab und erzählen keine Anekdoten. Sie sind nicht hier, um jemand zu unterhalten. Sie sind hier, um an Informationen zu gelangen. Ist das klar?“
    „Ach, wie widersprüchlich Sie sind“, seufzte er. „Oder haben Sie etwa schon vergessen, dass Sie denken wollten und ich nur meine Muskeln spielen lassen sollte? Woraus ich dummerweise geschlossen habe, dass Sie das Reden übernehmen und ich bei Bedarf nur ein paar Schädel einschlage oder Leute aus dem Fenster werfe. Oder habe ich das falsch verstanden? Wollen Sie nun etwa, dass ich auch denke?“

4. KAPITEL
    Viscount Noxley missfiel Rupert auf den ersten Blick.
    Er war etwas kleiner als Rupert, an Brust und Schultern nicht so kräftig, aber keineswegs schwächlich. Sein Haar und seine Augen waren von einem dunklen Gelbton, wie man ihn gelegentlich bei Katzen sah. Besonders missfiel Rupert sein Blick, mit dem er Mrs. Pembroke betrachtete.
    Es war der Blick eines hungrigen Löwen, der soeben die Gazelle gesichtet hatte, die er zum Abendessen zu verspeisen gedachte.
    Rupert wünschte, sie trüge ihren Schleier noch.
    Aber kaum hatten sie das Zimmer

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