Eine hinreißend widerspenstige Lady
komme mir vor, als würde ich blind umherstolpern.“
„Ah ... und das ist alles?“ Seine Miene entspannte sich, und ein Lächeln huschte um seine Lippen. Heiß prickelte es ihr auf der Haut, als wären seine Lippen dort ... überall. „Kein Grund zur Sorge“, befand er. „Wenn Sie stolpern, fange ich Sie auf.“
Rupert stand Daphne so nah, dass sie nicht einmal zu stolpern bräuchte. Sie müsste sich nur ein wenig in seine Richtung neigen, und schon würde ihr sittsam verhüllter Körper den seinen berühren.
Er liebte dieses Boot. Eine ganz ausgezeichnete Idee. Beengte Räumlichkeiten. Schmale, schummrige Gänge. Und ein schwankendes Deck, auf dem sie leicht aus dem Gleichgewicht geraten könnte und aufgefangen werden musste.
Sie wich zurück und lief zum Bug des Bootes.
„Und das ist meine Kabine“, bemerkte er und zeigte auf die Tür.
„Das dachte ich mir schon“, erwiderte sie und eilte daran vorbei in die vorderste Kabine.
Er duckte sich unter dem Türrahmen hindurch und folgte ihr hinein. „Der Salon“, verkündete er. „Wie das Was-auch-immer in Ihrem Haus, wo Gäste empfangen werden.“
„Es heißt qa’a“, sagte sie.
„Sagen Sie das noch mal.“
Während sie es wiederholte, betrachtete er ihren Mund. Die Unterlippe war etwas fülliger als die Oberlippe, was wie ein verführerisches Schmollen wirkte.
„Es ist ganz einfach“, meinte sie. „Sie können es auch aussprechen, wenn Sie es nur versuchten.“
„Kah“, sagte er.
Sie zeigte auf ihren Hals. „Mehr Silben. Und der Laut wird hier gebildet, hinten im Rachen.“
Er schaute auf ihren Hals - auf das wenige, das davon zu sehen war. Zwei Fingerbreit milchig weißer Haut über dem Kragen ihres schwarzen Kleides. Weich und glatt wäre sie, wenn seine Zunge darüberglitt und er sein Gesicht daranschmiegte, ihren Duft in sich auf sog ... Er neigte sich ihr zu.
Das Boot schlingerte. Er fiel gegen sie, und sie fiel hintenüber, auf den Diwan.
Einen köstlichen Moment lang lag sie unter ihm, ihr prächtiger Busen an seine Brust gedrückt. Sein Herz brach in wilden Galopp aus, und sein Geheimrat bezog Stellung. Er hob den Kopf und sah sie an. Und sie sah ihn an, ihre Augen groß und dunkel wie ein Tannenwald. Er spürte ihren Atem auf seiner Haut, und hörte ihn auch, leise dahinfliegen. Ihre Lippen öffneten sich. Langsam neigte er den Kopf.
Da hieb sie ihm die Faust an die Brust. „Machen Sie, dass Sie runterkommen!“, fuhr sie ihn an. „Runter mit Ihnen, Sie Trottel! Es kommt jemand! “
Nun hörte auch er Stimmengewirr und Schritte. Er rappelte sich auf und half ihr, sich aufzusetzen. Dann verließ er die Kabine, schloss die Tür hinter sich und atmete ein paar Mal tief durch. Geduld, wies er sich an. Hier bedurfte es einer strategischen Belagerung, keiner plötzlichen Vereinnahmung. Nachdem er seinen Fortpflanzungsorganen noch einen Moment gegeben hatte, sich zu beruhigen, trat er hinaus.
Er traf auf Scheich Salim, der ihn lächelnd erwartete.
Der Scheich war gekommen, um das Boot zu inspizieren und ihnen eine sichere Reise zu wünschen. Er hatte zwei große Katzen mitgebracht - die Mr. Carsington sogleich Gog und Magog nannte um die Ratten im Zaum zu halten, weitere Geschenke und ein Festbankett. Er bedauert es sehr, Abschied von seinem gelehrten (!!!) englischen Freund nehmen zu müssen, sodass er sein Herz mit einer kleinen Feier erheitern wolle, an der sie sich gemeinsam freuen könnten, bis die Isis die Altstadt von Kairo passiere, wo er leider von Bord gehen müsse.
Daphne war überrascht, als der Scheich sie zu dem Fest einlud, da Frauen für gewöhnlich nicht in derlei Vergnügungen einbezogen wurden. Doch jemand hatte ihn wissen lassen, dass „die Engländer andere Bräuche haben“, erklärte er ihr. Und er benahm sich äußerst galant, unterhielt sich mit ihr und lobte ihr Arabisch.
Daphne war sich der entgegenkommenden Geste bewusst, und zutiefst davon berührt, beschloss sie, dass er ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk bekommen solle.
Sie bat Mr. Carsington, dem Scheich zwei prächtige Pistolen zu überreichen.
Nachdem der Scheich von Bord gegangen war, blieb Mr. Carsington an Deck. Daphne kehrte in die vordere Kabine zurück, ging dann in ihre eigene Kabine, nur um kurz darauf nach vorne zurückzukehren. Sie setzte sich. Stand wieder auf. Und setzte sich abermals.
Sie war unschlüssig, was sie tun sollte.
War es feige, wenn sie den Rest des Tages und auch den Abend in ihrer Kabine
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