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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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langsam mitsamt der Tunika zurückzog.
    Als auch Rupert außer Reichweite war, schien die Schlange sich etwas zu beruhigen. Vorsichtig ließ Rupert den grünen Stoff zu Boden fallen. Langsam senkte das Tier seinen geringelten Kopf, um kurz darauf blitzschnell in den nächsten Felsspalt zu entschwinden.
    Rupert wartete noch, bis es ganz darin verschwunden war, dann sah er sich nach Mrs. Pembroke um.
    Überrascht stellte er fest, dass sie nicht den Hang hinabgelaufen war, sondern nur wenige Meter von ihm entfernt stand, den Blick auf den Felsspalt gerichtet, in dem die Schlange verschwunden war.
    „Sie sollten bei solchen Steinhaufen besser auf passen“, meinte er und knöpfte sich seine Weste zu. Auf einmal war ihm kalt.
    „Ja.“ Sie klopfte sich den Sand von ihren Kleidern. „Wie dumm von mir. Danke.“ Dann richtete sie sich wieder auf und kehrte zu den anderen zurück.
    Rupert folgte ihr.
    Erst da wurde er sich der fast schon unheimlichen Stille bewusst.
    Ägypter waren nie still. Seiner Erfahrung nach fingen sie gleich morgens nach dem Aufstehen zu reden an und hörten nicht mehr auf, bis sie spätabends zu Bett gingen.
    Verwundert sah er sich um. Alle Diener standen nahebei versammelt. Stumm und reglos starrten sie ihn an.
    Erst Segato brach den Bann, als er auf Mrs. Pembroke zugeeilt kam. „Alles in Ordnung mit der Signora? Nicht verletzt, oder?“ Ihr sei nichts geschehen, versicherte sie ihm.
    Er wandte sich an Rupert. „Ich traute meinen Augen kaum“, sagte er. „So schnell ging es. Ich wollte die Signora noch warnen, aber zu spät ... so schnell. Ich habe es kommen sehen ... so!“ Er schnalzte mit den Fingern.
    „Schlangen mögen keine Überraschungen“, meinte Rupert und an Mrs. Pembroke gewandt: „Sie haben sie erschreckt. Sie hat Sie nur angegriffen, weil sie sich in Gefahr glaubte.“
    „Oh, Sie hatten sogar noch Zeit festzustellen, dass es ein Weibchen war“, bemerkte sie, ihre Stimme höher als gewöhnlich.
    „Kann sein“, entgegnete er. „Hübsch genug war sie ja. Haben Sie die Musterung gesehen?“
    „Ich kenne diese Musterung“, sagte Segato düster. Er drehte sich zu dem Spalt um, in dem die Schlange verschwunden war. „Und dieses Geräusch kenne ich auch. Hier in der Gegend kennt jeder dieses Geräusch - wie eine Säge. La vipera della piramidi. Wie sagt man auf Englisch?“
    „Viper?“, fragte Mrs. Pembroke, und ihre Stimme kletterte noch eine weitere halbe Oktave in die Höhe. „Eine Pyramidenviper?“ „Si. Sehr reizbar. Und so flink, ganz flink. Schlimmes Gift. Von allen Schlangen in Ägypten die tödlichste.“
    Das Blut wich ihr aus den Wangen, sie schwankte, und Rupert sagte streng: „Nein, nicht!“
    Doch er hatte bereits die Arme nach ihr ausgestreckt und fing sie auf, als sie ohnmächtig zu Boden sank.
    Obwohl Daphne umgehend wieder zu sich kam, trug Mr. Carsington sie den Hang hinunter und schalt sie dabei streng.
    „Wie oft habe ich es schon gesagt?“, sagte er. „Hier wird nicht in Ohnmacht gefallen. “
    „Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen“, log sie. „Mir war nur ein wenig schwindelig. Sie können mich jetzt absetzen.“
    Er ließ sie aber nicht aus seinen Armen, und sie war nicht in der moralischen Verfasstheit, sich ihm zu widersetzen, wie es sich gehörte. Ihre moralische Verfasstheit war gar so, dass sie sich eigentlich sehr wohlfühlte, wo sie gerade war.
    Er war so groß, so stark und warm - so lebendig. Er war ihr Dschinn, der sie mit sich auf und davon trug, und sie wollte sich einen Moment lang ihren Fantastereien überlassen. Mit einem ungeduldigen Seufzer, als ob sie sich widerstrebend geschlagen gebe, ließ sie ihren Kopf an seine Schulter sinken.
    Sein Hemd war verschwitzt, und seine Wange fühlte sich rau und stoppelig an. Aber wenigstens lag er nicht starr und leblos am Boden, wie es nur zu leicht hätte geschehen können, wenn die Schlange ihn angegriffen hätte. Binnen eines Wimpernschlags wäre er tot gewesen. Genau so hatte sie es vor sich gesehen, als Signore Segato von der Pyramidenviper sprach: Mr. Carsington tot hingestreckt auf dem tückischen Geröll. Und schon hatte es ihr in den Ohren gesummt und vor den Augen geflimmert, bevor eine schwarze Welle sie mit sich hinabzog.
    „,Ich falle nie in Ohnmacht“, zog er sie mit ihren eigenen Worten auf.
    O ja, er war wirklich sehr lebendig und schien von den jüngsten Ereignissen unbeeindruckt.
    „Tue ich auch nicht“, murmelte sie an seinem Hals.
    „Sind Sie aber“, entgegnete

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