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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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den vorderen Teil des Bootes ab. Mit kräftiger Hand hielt er die Tür zu.
    „Sie hatten reichlich Gelegenheit, über die koptische Sprache zu reden“, meinte er. „Jetzt bin ich dran. Und ich würde gerne ... über Ramses sprechen.“
    Sie wusste, dass er ihr nicht gefolgt war, um über die Kartuschen zu diskutieren. „Nicht nötig“, beschied sie knapp. „Sie haben sich bereits entschuldigt.“
    Im Dämmerlicht des Ganges konnte sie seine Miene nicht ausmachen, doch sie hörte das Lächeln in seiner Stimme, als er nun meinte: „Tatsächlich? Wie ungewöhnlich. Wofür nur habe ich mich entschuldigt?“
    „Ich weiß, dass es für Sie nicht mehr als eine Belanglosigkeit war.“ Sie senkte ihre Stimme und hoffte inständig, dass Lina nicht hinter der Tür stand und lauschte. „Dennoch gilt es gemeinhin als höchst unschicklich, jemand des anderen Geschlechtes zu küssen, wenn man nicht nah verwandt ist.“
    „Oh, dieser Kuss war keineswegs eine Belanglosigkeit“, erwiderte er. „Ich habe so meine Erfahrung mit belanglosen Küssen, das können Sie mir glauben, aber dieser Kuss war ...“
    „Wir sollten besser so tun, als sei nichts gewesen“, unterbrach sie ihn in schierer Verzweiflung.
    „Das wäre gelogen“, sagte er.
    Eng war es auf dem Gang, warm und stickig, und es wurde stetig enger und stickiger. Daphne war sich nur zu deutlich der Hand an der Tür bewusst. Sie musste daran denken, wie leicht er sie erobert hatte, wie er mit zärtlicher und doch entschiedener Hand ihren Kopf umfasst und sie gehalten, derweil er ihren Mund in Besitz genommen hatte. Sie meinte, wieder den kräftigen Griff seiner Hand auf ihrem Gesäß zu fühlen, wie er sie an sich zog, bis sie das Drängen seiner Männlichkeit an ihrem Bauch spürte. Auch jetzt wieder umfing sie ein Gemisch überwältigend männlicher Düfte: Stiefelwichse und Rasierseife, Pomade, und der berauschendste Duft von allen, jenes Gemisch, das so ganz und gar er war.
    „Eine Gefühlsverirrung, zeitweiliger Wahnsinn“, beschied sie.
    „Es war wahnsinnig ... erregend“, sagte er so leise, dass sie seine Stimme mehr fühlte als hörte, an ihrem Hals, hinter ihrem Ohr und tief, tief in ihrem Innern, dort, wo der Teufel lauerte und sie nach wilden und verwerflichen Dingen verlangen ließ.
    Mit angespannter und etwas zu schriller Stimme entgegnete sie: „Vor allem war es ungehörig, Mr. Carsington. Es war falsch!“
    Obwohl sie keine Bewegung wahrgenommen hatte, schien er ihr nun noch näher als zuvor. Viel zu nah.
    „Ah ja“, meinte er. „Was genau war denn falsch? Hätte ich lieber das tun sollen?“, fragte er und stützte sich nun auch mit seiner anderen Hand an der Tür ab, sodass sie zwischen seinen Armen gefangen war. „Und das?“ Sachte küsste er sie auf die Stirn.
    Eine hauchzarte Berührung. Die Welt blieb stehen, alles Bewusstsein einzig auf die federleichte Berührung seiner Lippen gerichtet. Wie Schmetterlingsflügel. Rosenblüten. Glitzernder Morgentau. Lieblicher Vogelgesang. Sie kannte keine Sprache, in der sich Worte fänden, dieses köstliche Gefühl zu beschreiben.
    „Und das?“ Er küsste ihre Nase.
    Sie wagte nicht, sich zu rühren, aus Angst, es könne nur ein Traum sein. Wenn sie sich nun rührte, auch nur einen Atemzug tat, würde er jäh verschwinden, wie so viele Träume zuvor.
    „Und das?“ Seine Lippen streiften über ihre Wange.
    „Oh“, hauchte sie. „Oh, das ist ... O nein, ich denke nicht, dass ...“
    „Nicht denken.“ Seine Lippen berührten die ihren, und schon schmolz sie dahin.
    Sie lehnte sich an die Tür, die Arme fest an ihrer Seite, und versuchte noch immer, sich nicht zu rühren. Die Knie wurden ihr weich. Und sie meinte, vor Glück zu sterben. Es war verwerflich, aber so wundervoll. So unausweichlich zog es sie in seinen Bann, dass sie seine Liebkosungen in gleicher Weise erwiderte, bis das Glücksgefühl einem tiefen, dunklen Sehnen wich.
    Eigentlich sollte sie es besser wissen, als sich nach einem Mann zu sehnen, und schon gar nicht nach einem von seiner Sorte. Sie wusste sehr wohl, dass seine Liebkosungen Verführung meinten und nicht Liebe. Es war längst nicht so jugendlich unschuldig, wie es sich anfühlte. Dessen war sie sich sehr wohl bewusst -in irgendeinem abgeschiedenen Winkel ihres berauschten Verstandes.
    Da sie all das so genau wusste, hätte sie sich abwenden oder ihn von sich stoßen sollen. Aber sie konnte nicht. Und sie wollte nicht.
    Sie wollte seinen Mund auf dem ihren spüren.

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