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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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wusstest, dass es so kommen würde“, schalt er sich leise, „und hast es dennoch getan.“
    Aber hatte sie nicht gesagt, es sei falsch, und hatte sie es nicht dennoch getan?
    Und so ging er seines Weges und trat hinaus an Deck, stillvergnügt vor sich hin pfeifend.
    Zawyet el-Amwat, gegenüber von Minya
    Miles hatte zum näher gelegenen und weniger dicht besiedelten Ostufer rudern und dort an Land gehen wollen, sich seiner Fesseln entledigen, ein Versteck finden, wo er ein paar Stunden schlafen und wieder zu Kräften kommen könne, um dann beim ersten Tageslicht aufzubrechen. Im Dinghi befand sich außer den Waffen und Werkzeugen, die er mitgenommen hatte, auch ein Korb mit Fladenbroten. Das sollte eine Woche reichen, an deren Ende er, auch wenn er nur bei Tag reiste und sich von der Strömung treiben ließe, wieder in Kairo sein dürfte.
    Abgesehen davon, dass er diese verdammten Fesseln von den Füßen bekommen musste, brauchte er eigentlich bloß eine gute Verkleidung, denn er sollte besser niemandes Aufmerksamkeit erregen. Tagsüber konnte er zudem nicht Gespenst spielen, und das Risiko, im Dunkeln zu reisen und dabei möglicherweise mit einem anderen Boot oder einer Sandbank zu kollidieren, wollte er nicht eingehen. Selbst erfahrene Nilschiffer erlebten immer wieder Unfälle, selbst am helllichten Tag. Die Wüstenwinde trugen ständig neuen Sand herbei, der die Form des Flussbettes veränderte und die Navigation zu dieser Jahreszeit, da der Nil seinen niedrigsten Stand erreichte, sehr erschwerte.
    Hätte er nur daran gedacht, ein paar Kleider mitzunehmen, bevor er von dem sinkenden Boot geflüchtet war! Aber darum würde er sich später kümmern.
    Es sollte indes später werden als gedacht.
    Er brauchte die ganze Nacht, um sich der Fesseln zu entledigen. Und kaum war das geschafft, begannen seine Hände heftig zu zittern und sein Kopf wild zu pochen. Schwindel überkam ihn, und Übelkeit zwang ihn in die Knie. Er übergab sich, aber es wurde nur schlimmer. Sein Kopf glühte.
    Die Sonne ging auf, die gleißende ägyptische Sonne. Mit ihr verglichen war die englische Sonne nur eine Laterne im Nebel.
    In seinem Zustand der Pestilenz oder was immer ihm elend sein ließ, würde er in der sengenden Hitze nicht reisen können. Er würde das Boot nur so gut wie möglich verstecken können, mit sich nehmen, was er tragen konnte, und sich - am ganzen Leib bebend und fieberglühend - über den schmalen Streifen fruchtbaren Landes zu den Berghängen schleppen, die sich am Horizont erhoben.
    Als er viele Stunden später in einem Felsengrab erwachte, wusste er nicht mehr, wie er dorthin gelangt war. Ob ihn jemand gesehen hatte? Er dachte an Daphne und hoffte, sie lebend wiederzusehen. Das waren seine letzten klaren Gedanken. Bei Einbruch der Nacht befand er sich im Delirium.
    Mittwoch, 11. April
    Als Lord Noxleys Dahabije, die Memnon, in Minya eintraf, stand Ghazi bereits mit zwei Männern am Anleger und erwartete ihn.
    Dass keiner der beiden Männer Miles Archdale war, trieb Seiner Lordschaft ein leichtes Stirnrunzeln in das engelsgleiche Antlitz. Obwohl die Miene nur milden Verdruss auszudrücken schien, so konnten doch jene, die ihn kannten, die dunkle Donnerwolke sehen, die sich hinter seiner Stirn zusammenbraute.
    Ghazi sah sie. Deshalb war er auch sofort nach Minya geeilt, als er vom Debakel der Entführer erfahren hatte. Nun überließ er es den beiden Handlangern , ihrem Herrn die Geschichte zu erzählen.
    Sie seien die beiden Einzigen, die von der Gruppe übrig geblieben waren, die Ghazi zur Rettung des Engländers ausgesandt hatte. Alle andern waren tot, einschließlich der Entführer.
    Wären die beiden Männer nur ein bisschen klüger gewesen, hätten sie so getan, als seien sie ebenfalls tot. Sie hätten nicht in Minya gewartet, um ihrem Herrn schlechte Nachrichten zu bringen. Aber wie die meisten seiner Untergebenen hatte Lord Noxley auch diese beiden nicht wegen ihres scharfen Verstandes in seine Dienste genommen. Zudem hatten sie es bislang immer nur mit Mittelsmännern zu tun gehabt, nie aber mit dem Goldenen Teufel persönlich.
    „Sie haben den Engländer umgebracht?“, fragte Seine Lordschaft. „Wie seltsam. Warum sollten sie einen so wertvollen Gefangenen umbringen?“
    Das konnten ihm die Männer auch nicht sagen.
    „Ich nehme an, dass ihr zumindest den Leichnam meines Freundes geborgen habt“, sprach Seine Lordschaft.
    Die beiden sahen sich an. Dann berichteten sie von dem Geist, der ihnen

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