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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Gewissens, so doch mit klarem Verstand, ihren kürzlich gemachten Entdeckungen widmen können. Ablenkungen brauchte sie nicht zu fürchten, denn wie von ihr erbeten, tat Mr. Carsington so, als hätte sich niemals etwas von vertraulicher Natur zwischen ihnen ereignet.
    Er gab wieder jenen frohgemuten Dummkopf, als den sie ihn kennengelemt hatte, stellte keine unliebsamen Fragen mehr, und nichts in seinem Verhalten hätte auch nur andeutungsweise als Annäherungsversuch ausgelegt werden können.
    Die Abendessen verliefen einvernehmlich, sie plauderte mit ihm - wie sie es auch mit Miles getan hätte - über alles, was sie während der Reise sahen: die Artenvielfalt der Vögel etwa oder interessante Gesteinsformationen oder die Anbaumethoden der ägyptischen Bauern, die sich seit den Zeiten der Pharaonen kaum verändert zu haben schienen.
    Mr. Carsington wusste „Nein, nein und nochmals nein!“ und eine ihm vor der Nase zugeschlagene Tür offenbar richtig zu deuten. Unverzüglich und mit erstaunlicher Leichtigkeit hatte er ihre beiden Umarmungen aus seinen Gedanken verbannt.
    Das hätte Daphne zutiefst erleichtern und erfreuen sollen.
    Es ärgerte sie aber.
    Wie leicht es ihm fiel, dachte sie finster. Für ihn war sie nur eine von vielen leicht wieder zu vergessenden Frauen. Wenn sie in der nächsten größeren Stadt anlegten, würde er sich gewiss ein paar Tänzerinnen suchen. Für ihn machte das keinen Unterschied - abgesehen davon vielleicht, dass Tänzerinnen ihn nicht mit Koptisch und Kartuschen oder bekrönten Falken langweilen würden.
    Sie wusste, dass sie für die meisten Männer eine Absonderlichkeit war, und eine recht enervierende noch dazu. Manchmal wünschte sie selbst, dass ihr die Bürde ihres Verstandes erspart geblieben wäre. Warum hatte nicht Miles den schlauen Kopf der Archdales geerbt? Auch für ihre Eltern wäre das einfacher gewesen, insbesondere für ihren Vater, den die Frage, was er mit seiner klugen Tochter machen solle, in tiefe Gewissenskonflikte gestürzt hatte - sie wie ein ganz normales Mädchen behandeln und die ihr von Gott geschenkten Fähigkeiten verkümmern lassen oder aber ihr die Bildung zu gewähren, nach der ihr Verstand verlangte, auch wenn es wider die Natur war?
    Für Daphne wäre es leichter gewesen - entschieden leichter -, ein ganz normales Mädchen zu sein. Dann hätte sie sich nicht andauernd Virgils Ermahnungen anhören müssen.
    Gewiss hattest du nicht berücksichtigt...
    Ich bin mir sicher, dass du übersehen hast...
    Natürlich ist dir gar nicht der Gedanke gekommen ...
    Zweifellos warst du dir meiner Wünsche nicht bewusst...
    Noch immer konnte sie ihn hören, so sanft, geduldig und ... unerträglich.
    Er hatte eine ganz normale Frau zur Gemahlin gewollt. Sie aber war nicht normal.
    Und eigentlich wollte sie es auch gar nicht sein, denn sonst hätte sie sich ja ändern können - so, wie er es wünschte.
    Sie wollte überhaupt nicht wie andere Frauen sein. Ihre Studien waren spannend und anregend und machten sie glücklich.
    Sie wusste, dass Männer dies nicht verstanden. Die meisten mochten sie auch nicht sonderlich. Ihre wohlgerundete Gestalt gefiel ihnen, nicht aber ihr wohlgebildeter Verstand. Zumindest war dies, zu ihrem großen Entsetzen und ihrer tiefen Enttäuschung, bei Virgil der Fall gewesen.
    Sie wusste, dass auch Mr. Carsingtons Interesse an ihr rein leiblicher - und vorübergehender - Natur war. Daher war es nur richtig und vernünftig, dass er aufhörte, ihre Tugendhaftigkeit auf die Probe zu stellen.
    Sie wusste, wie falsch und unvernünftig es war, das Glück und die Leidenschaft zu vermissen, die sie empfunden hatte - das Gefühl, dass es genau so sein sollte: ohne Regeln, ohne Reue.
    Es war töricht und ungehörig von ihr, aber sie verlangte nach mehr. Wenn er neben ihr stand - an Deck beispielsweise, wenn sie die Landschaft an sich vorüberziehen sahen -, verlangte es sie mit geradezu verzweifelter Dringlichkeit danach, ihr Gesicht an seine Wange zu schmiegen. Mit derselben wilden Dringlichkeit wollte sie spüren, wie sein Körper sich an den ihren drängte.
    Reine animalische Begierde, sagte sie sich, so ursprünglich und unabänderlich wie Hunger und Durst. Aber diese Bedürfnisse ließen sich wenigstens rational begründen: Essen und Trinken waren lebensnotwendig. Ihrer Begierde nachzugeben war nicht nur völlig unnötig, sondern auch auf vielfältigste Weise schlecht für sie.
    Das wusste sie. Sie wusste, dass sie froh darüber sein sollte,

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