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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Kind verbot, die Fliegen zu verscheuchen. Sie hatte auch gehört, dass Jungen vorsätzlich verstümmelt wurden, damit sie nicht in Mohammed Alis Heer eingezogen würden.
    Und als sei das noch nicht genug, hatten die Einwohner von Minya sich zudem noch als äußerst mürrisch und abweisend erwiesen.
    Miles hatte sie vor diesem Landstrich gewarnt, in dem marodierende Banden ihr Unwesen trieben. Kein Wunder, dass er so darauf bedacht war, die Einheimischen von sich fernzuhalten.
    „Die Ägypter glauben an eine Vielzahl von Dschinns - gute und schlechte Geister“, klärte sie Mr. Carsington auf. „Geister, Ghule und Afrits genannte Dämonen treiben in den Nekropolen ihr Unwesen.“
    „Im Moment scheint es aber recht friedlich zu sein“, meinte Mr. Carsington mit Blick auf den Friedhof. „Wahrscheinlich wagt Ihr Bruder sich nur nachts heraus.“
    „Etwas weiter im Süden sind noch mehr Gräber“, sagte sie. „Da hinten, nahe dem roten Hügel, dem Kom el-Ahmar.“
    „Dann sollten wir uns da mal umschauen“, befand er.
    Die Sonne stand schon recht tief, bevor sie überhaupt eine Spur von Archdale fanden. Und wie sich dann zeigte, waren sie zu spät gekommen.
    Je später es wurde, desto zögerlicher hatte ihre ägyptische Entourage sich gezeigt, die Suche fortzusetzen. Nun gerade standen die beiden Soldaten vor einem der Gräber Wache. Niemand wagte sich mit hinein. Nur  Tom und ein junger Diener namens Yusuf folgten Rupert und Mrs. Pembroke tapfer, um ihnen mit Fackeln zu leuchten.
    In der Tiefe des Felsengrabes fanden sie eine verlassene Feuerstelle vor. Wie Rupert wusste, war dies keineswegs ungewöhnlich. Es kam des Öfteren vor, dass Forscher aus dem Ausland sich in den Gräbern häuslich einrichteten.
    Aber hier entdeckten sie nicht nur die Überreste feinsten englischen Tuchs, sondern auch eine zertrümmerte Fußfessel.
    Tom und Yusuf standen in einer Ecke und unterhielten sich leise.
    Mrs. Pembroke hielt Tuchfetzen und Fesseln in der Hand und starrte darauf. Ihr vom Fackelschein erhelltes Gesicht drückte tiefe Verzweiflung aus.
    Ihre kummervolle Miene trug ganz erheblich zu dem Gefühlsaufruhr bei, den Rupert gerade durchmachte.
    Lieber nicht darüber nachdenken, was sie fühlte - oder was er fühlte. Er wollte hier so schnell wie möglich raus. Aber zunächst würde er etwas sagen müssen, irgendetwas tun. Sie war die Suche voller Eifer angegangen und nun bitterlich enttäuscht worden.
    Noch immer war er völlig durcheinander von dem, was sich vorhin ereignet hatte.
    Er war zwar kein Heiliger, aber er hielt sich durchaus an gewisse Regeln - einfache Spielregeln, was ein Gentleman zu tun und zu lassen hatte. So verführte ein Gentleman beispielsweise keine unverheiratete Dame. Er verführte Frauen, die keine Damen waren: Schauspielerinnen, Tänzerinnen, Kurtisanen und dergleichen. Mit einer verheirateten Dame hingegen konnte er sehr wohl ins Bett gehen - aber Rupert hatte sich von solchen Beziehungen fernzuhalten gewusst, waren sie ihm doch immer ein wenig zu kompliziert erschienen. Bei Witwen indes war die Sache ganz einfach. Ihrer Jungfräulichkeit enthoben und des Ehegatten dauerhaft entledigt, galten sie als Freiwild.
    Und die Witwe Pembroke begehrte er heiß und innig. Zudem hatte sie eindeutig erkennen lassen, dass auch er ihr nicht gleichgültig war. Sie zu verführen war nicht einfach, aber die Herausforderung ließ sie ihm nur noch reizvoller erscheinen.
    Dazu kam, dass sie das Gesicht und die Gestalt einer Göttin und das Gehirn eines Giganten hatte. Es war allgemein bekannt, dass Göttinnen heikler zu handhaben waren als die normale Spezies Frau - ein Blick in die griechischen Sagen genügte. Konnte man von einer so ungewöhnlichen Frau verlangen, dass sie sich gewöhnlich benahm?
    Wenn sie ihm mit dem Gewehrkolben eins übergezogen oder ihm lauthals Vorhaltungen gemacht hätte, würde er dies frohen Mutes hingenommen haben. Schließlich hatte er sich sehr unschicklich verhalten, als er ihren kleinen Fehltritt dazu genutzt hatte, sich schamlose Freiheiten herauszunehmen.
    Stattdessen gab dieses verwirrende Wesen sich selbst die Schuld und entschuldigte sich ausgerechnet bei ihm! Sie war nicht auf ihn wütend, sondern auf sich selbst. Das verstand er nicht. Schlimmer noch - es ließ ihn sich zutiefst im Unrecht fühlen.
    Er verspürte etwas, an das er sich noch vage aus seiner Kindheit erinnerte: Gewissensbisse. Während der letzten Jahre hatte sein Gewissen ihn erfreulich wenig geplagt. Doch

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