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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Stift, Bill streckte beifällig beide Daumen in die Höhe. Harrison färbte den Ball ein, so gut es ging, und am Ende waren seine Finger beinahe so grün wie der Ball.
    »Okay, laß uns überlegen«, sagte Bill, als alle da waren. »Harrison, du und Jerry und – wie heißt du?« fragte er den Jungen.
    »Michael.«
    »Hallo, Michael, ich bin Bill.« Bill ging auf den Vater des Jungen zu und bot ihm die Hand.
    Der Vater schüttelte sie und sagte: »Peter.«
    »Okay, super.« Bill wandte sich der Gruppe zu. »Also, Peter, Michael, Harrison und Jerry sind eine Mannschaft. Ich, Agnes, Matt und Brian die andere. Nora, spielst du mit?«
    Nora stand mit dem Mantel um die Schultern auf der Veranda und blickte zu ihnen hinunter. »Ich schaue erst einmal zu«, sagte sie.
    »Julie?«
    Julie lehnte in ihrem Pelz am Verandageländer. Sie schüttelte den Kopf.
    Das leuchtende Sonnenlicht erzeugte auf dem Schnee einen Glanz, der den Augen zu schaffen machte. Alle außer dem Jungen hatten Sonnenbrillen auf.
    Agnes trat als erste Schlägerin für ihre Mannschaft an. Jerry, in seiner schnittigen schwarzen Jacke, startete seine Wurfbewegung, als würfe er gegen Ichiro Suzuki. Der neongrüne Ball zischte durch die Luft und hinterließ seine Spuren – an Jerrys Fingern, am Schläger, im Schnee, kleine Punkte wie eine Hasenfährte. Nach mehreren Fehlschlägen schlug Agnes einen Pop-up .
    »Hoher Ball zur Mitte«, kommentierte Rob, der neben dem Schiedsrichter den Reporter spielte. »Branch läuft jetzt zum Warning Track zurück. Sieht aus, als hätte er den Ball, von der Sonne geblendet, nicht erwischt. Doch, er hat ihn. Klasse Over-the-Shoulder-Catch von Harrison Branch. Einer out. Matt Rodgers auf dem Schlagmal. Billy Ricci im On-Deck-Circle . Jetzt Leyden, der seine Wurfbewegung startet. Oho, toller kleiner Sinker , kriegt gerade noch die Kurve. Rodgers pumpt sich auf, holt aus und trifft nicht. Strike one .«
    Als er dort auf der schneebedeckten Wiese stand, die als Outfield galt, und den neongrünen Kunststoffball fing, stieg in Harrison eine lebhafte Erinnerung an das Straßenspiel seiner Kindheit auf. Die Spieler fanden sich zusammen, wie sie gerade kamen, unterbrachen, wenn ihre Mütter sie zum Essen riefen, und kehrten ins Spiel zurück, sobald sie wieder hinausdurften. Er sah das unbebaute Grundstück neben dem Süßwarenladen, die Bases , die mit einem Stock in den Staub gezeichnet waren, die wilden Schläge, die atemlosen Läufe zu den Bases . Er empfand die Erinnerung wie einen Hauch reiner Luft, von den Düften frischgemähten Grases und fruchtbarer Erde durchzogen.
    »Ricci, der letztes Jahr mit den Sox eine gute Saison gespielt hat, ist auf dem Weg zum Schlagmal«, berichtete Rob im abgehackten Stil eines Sportreporters. »Jerry Leyden wartet auf das Zeichen. Guter Stop von Michael im Schnee. Ball eins.«
    Nora kam und ging. Julie ging nur. Harrison schlug einen langen Ball, der hoch durch die Luft flog, und verspürte einen kindlichen Stolz, als keiner der Fielder ihn erreichte und seine Mannschaft einen Home Run erzielte. Das Ergebnis wurde lächerlich hoch. Bill meinte, es stünde 18:11. Harrison behauptete, es sei 17:13. Rob bekannte, daß er die Punkte nicht gezählt habe, und beide Teams buhten den Schiedsrichter aus. Als Harrison sich umdrehte, sah er, daß der Junge, Michael, sich mit dem Frisbee, das als First Base gedient hatte, aus dem Staub gemacht hatte und darauf den Hang hinuntersauste.
    »Keine schlechte Idee«, sagte Harrison.
    Schlitten und Tellerrutscher wurden aus einem Schuppen unter der Veranda geholt, und Harrison dachte an Noras Bemerkung über Männer, die sich vor ihren Frauen und Kindern produzieren wollten, nachdem sie jahrelang nicht mehr auf einem Schlitten gesessen hatten. Er faltete sich zusammen, zog seine Knie bis zur Stirn und stürzte sich in einem Tellerrutscher den Hang hinunter. Der Schnee war glatt, und sein Rutscher lief wie geschmiert. Warum ist das unbeschwerte Spiel der Kindheit eine so kostbare Erinnerung? fragte sich Harrison.
    Er plumpste aus dem Rutscher und entging mit knapper Not einem Zusammenstoß mit einem Baum. Nachdem er einen Moment verschnauft hatte, kletterte er mit der leichtgewichtigen Aluminiumscheibe den Hang wieder hinauf. Er sprang auf die Seite, als Bill an ihm vorbeiraste, offensichtlich außer Kontrolle. Agnes, die dichtauf folgte, schrie ihm zu, er solle aus der Bahn gehen.
    »Das war eine gute Fahrt«, sagte Rob, als Harrison oben war.
    »Komm, zieh den

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