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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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daß er, glaube ich, nicht mal wußte, daß ich da war.«
    »Wo wart ihr?«
    »Am Strand.«
    Harrison wollte sich Stephen und Nora nicht am Strand vorstellen. Er zwang sich, Noras Oberschenkel nicht anzusehen. »Ich weiß auch nicht«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß er auf uns hören würde. Mich wundert’s nur, daß er nicht schon viel öfter erwischt worden ist. Ehrlich, ich verstehe nicht, daß er nicht längst gefeuert worden ist.«
    »Er hat jetzt bessere Noten.«
    »Weil du ihm hilfst.«
    »Ja.«
    »Na ja, es ist wahrscheinlich gut, daß du das tust, weil er sonst das Stipendium in Stanford vergessen kann«, sagte Harrison. Stephen, der nur durchschnittliche Noten hatte, war vom Baseballtrainer der Universität angesprochen worden. Keiner sonst von der Kidd würde es nach Stanford schaffen. Harrison würde auf die Northeastern gehen, Nora auf die New York University.
    »In Stanford wird er untergehen«, sagte Harrison.
    (Harrison, der in der Bibliothek saß, stockte der Atem. Hatte er wirklich das Wort »untergehen« gebraucht?)
    Mit träger, sinnlicher Bewegung rollte Nora ihre Schultern.
    »Hey, hör zu.« Harrison legte ihr die Hand auf die Schulter und gab damit einem monatelangen Verlangen nach, sie nur einmal anzufassen. »Wenn du Stephen helfen willst, bin ich dabei.«
    In dem Moment schrie Nora laut auf, und Harrison ließ ihre Schulter los, als hätte er sich die Finger verbrannt. Nora griff sich in die Taille, wo Stephen sie gestupst hatte. Es war kein spielerisches Stupsen gewesen, eher Stöße, fand Harrison. Stephen zog Nora hoch und schlang seine Arme um sie. Er küßte sie auf den Hals, lang und demonstrativ besitzergreifend, etwas, was Stephen im Beisein von Harrison selten tat. Ja, Harrison hatte bisher gerade die Zurückhaltung der beiden in seiner Gegenwart geschätzt. Sonst wäre ihre Dreierkonstellation, so wie sie war, unmöglich gewesen.
    »Also, Branch, wobei willst du Nora helfen?« fragte Stephen.
    Nora trat ein paar Schritte zur Seite.
    »Wir kommen zu spät zum Training«, sagte Harrison mit einem Blick auf seine Uhr. Er bemerkte Stephens Sporttasche fünf Meter entfernt hinter der Felsplatte, auf der er und Nora gesessen hatten. Hatte Stephen vorgehabt, sich an sie anzuschleichen?
    »Okay dann«, sagte Stephen mit einem gewinnenden Lächeln, das blendend weiße Zähne zeigte, »am Freitag wird gefeiert.« Er knallte die Faust in die offene Hand. »Binders Strandhaus.«
    »Stephen«, sagte Nora ruhig.
    »Wir haben am Samstag früh ein Spiel«, sagte Harrison.
    »Also, wenn du die Wahrheit wissen willst«, sagte Nora zu Stephen und hielt einen Moment inne. »Wir haben über dein Trinken gesprochen.«
    »Was?«
    Stephen schob die Hände in die Hosentaschen und stand lange reglos.
    »Mein Trinken?« sagte er schließlich. »Tatsächlich? Und?«
    »Wir machen uns Sorgen um dich«, erklärte Nora.
    Stephen nickte, wie um zu zeigen, daß er diese Neuigkeiten erst verarbeiten mußte. »Du und Harrison, ihr macht euch Sorgen um mich.« Harrison sah, wie Stephens Verwunderung sich in etwas Düsteres verwandelte. »Wie schön zu wissen, daß meine Freunde auf mich aufpassen«, sagte er. »Na, Harrison, hast du Nora erzählt, daß du am Samstagabend total voll warst?«
    »Das ist etwas anderes, Stephen«, sagte Nora.
    »Ach ja? Harrison konnte nämlich nicht mal das Klo finden und hat ans Hodgkins House gepinkelt, was, wie wir hier alle wissen, das Mädchenwohnheim ist.«
    Das war eine Tatsache, die Harrison eigentlich hatte vergessen wollen.
    »Vielleicht solltet ihr beide«, sagte Nora, »vielleicht solltet ihr beide euch Hilfe suchen.«
    »Mensch, wir nehmen doch keine Drogen«, sagte Stephen, und Harrison hatte zum ersten Mal, seit Stephen sie überrascht hatte, den Eindruck, daß er eine schwere Zunge hatte. Konnte es sein, daß er so früh schon getrunken hatte?
    Harrison ging zu der Stelle, wo er Rucksack und Sporttasche abgelegt hatte und schwang sich beides über die Schulter.
    »Also, Harrison, bist du am Freitag dabei?« rief Stephen ihm nach. »Forbes braucht bis Donnerstag fünf Dollar von jedem von uns.«
    Harrison empfand in diesem Moment eine unerklärliche Ohnmacht, einen heißen Wunsch, nur ja nicht ausgeschlossen zu werden von einem Fest, an dem Stephen und Nora teilnehmen würden.
    »Klar«, sagte er und schlug den Weg zum Baseballfeld ein. »Mit mir kannst du rechnen.«
    »Ich habe gehört, man bekommt hier eine rasante Tasse Kaffee«, sagte Rob an der Tür zur

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