Eine Hochzeit wie im Maerchen
groß genug für zwei – dabei wusste auch er ganz genau, dass sie sich niemals länger als unbedingt nötig darin aufhielten. Wie auch, denn das Herzstück des kleinen Refugiums war nun einmal das Bett.
Die ganze Zeit umkreisten sie einander wie abwartend, während sie so taten, als spürten sie nichts von der immer stärker werdenden sexuellen Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute. Die Luft knisterte förmlich – wie bei der sprichwörtlichen Ruhe vor dem Sturm, der jeden Augenblick losbrechen konnte.
Am schwierigsten fand Lazz vor allem die Abendstunden, wenn Ariana auf dem kleinen Sofa zu lesen pflegte. Während er wartete, dass sie einschlief, kämpfte er gegen den heftigen Wunsch, sie zum Bett zu tragen und dem Zustand des Abwartens und der Erregung endlich zu beenden.
Zwei Tage vor ihrer geplanten Abreise folgte er ihr zum Sandstrand, wo sie auf einem Handtuch saß und zeichnete. Er reichte ihr eine Flasche Mineralwasser.
„Darf ich mal sehen?“, fragte er, indem er auf den Zeichenblock deutete.
„Ja klar.“ Sie gab ihm den Block, öffnete die Flasche und legte den Kopf in den Nacken, um einen großen Schluck zu trinken.
Im Stillen bewunderte Lazz ihren schön geschwungenen Hals und die angenehme Rundung ihrer Brüste. Aber ihm gelang es, seine Aufmerksamkeit auf die Zeichnungen zu richten, die schon viele Seiten füllten. Zum Großteil handelte es sich um Skizzen von Tieren und Pflanzen, die hier um den See herum zu finden waren.
Auf geheimnisvolle Art und Weise hatte er Zugang zu den von Ariana gezeichneten Blättern eines Busches, Farnwedeln, Flossen eines Fisches und Gefieder einer Ente gefunden. Ihre Zeichnungen waren originell und strahlten gute Laune aus – und das sprach ihn an.
„Ganz außergewöhnlich. Richtig gut.“
„Danke.“
„Hast du schon einmal an eine Ausstellung gedacht?“
Sie zuckte mit den Schultern. Eine Geste, die ihm in den letzten Tagen vertraut geworden war. „Nicht ernsthaft.“
„Hätte deine Familie etwas dagegen?“
„Das ist es nicht. Nur … meine Zeichnungen treffen sicher nicht jedermanns Geschmack.“
„Meinen schon.“
Sie streckte die Hand aus, damit er ihr den Block zurückgab. Doch zu ihrer – und seiner – Überraschung nahm er stattdessen ihre Hand. Sofort erwachte die Verbindung zwischen ihnen zum Leben, heftiger und eindeutiger als je zuvor. Und allen ihren Bemühungen, das Gefühl zu unterdrücken, zum Trotz.
Leise fluchte Lazz. Er hatte sich wirklich verzweifelt bemüht, der Anziehung zu widerstehen und seine Selbstbeherrschung zu bewahren. Und nun drohte seine Begierde die Oberhand zu gewinnen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
Ariana, die spürte, dass er sich nicht länger würde zurückhalten können, richtete sich kerzengerade auf. „Wir dürfen es nicht“, flüsterte sie.
„ Wir dürfen und wir werden.“
„Du sagst das so, als bliebe mir gar keine Wahl.“
„Natürlich kannst du entscheiden, wann und wo es passiert. Aber früher oder später kommt es unweigerlich dazu. Und das weißt du so gut wie ich. Vielleicht hast du es dir nur noch nicht eingestanden.“
Sie packte Block und Stift zusammen. „Lazz, wir müssen nur noch zwei Tage überstehen. Das halten wir hoffentlich aus.“
„Kann sein. Und danach?“, stieß er hervor. „Wenn wir wieder in San Francisco sind?“
„Dort haben wir viel mehr Platz zur Verfügung“, erwiderte sie mit einem Seitenblick zur Hütte. „Da sitzen wir nicht mehr so aufeinander wie hier und können uns leichter aus dem Weg gehen.“
„Und nachts liegen wir im Bett und können vor lauter Sehnsucht nicht schlafen?“
Ariana fröstelte, und Lazz entging nicht, dass sie im Grunde dasselbe dachte. Tief atmete sie ein. Dann sprang sie entschlossen auf und warf die Wasserflasche beiseite. „Ich gehe spazieren.“
Auch er erhob sich. „Mach das“, meinte er, zog eins der beiden Mobiltelefone aus der Tasche und gab es ihr. „Wenn du zurückkommst, bin ich aber noch immer hier – und das Bett auch.“
Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und ging davon. Noch einmal blickte sie sich um. Und Lazz las in ihren Augen, dass sie ihm im Stillen recht gab.
Zum x-ten Mal schaute Lazz auf die Uhr. Seit Stunden war Ariana jetzt schon weg, und die einzige Nachricht, die ihn über das Handy erreicht hatte, war eine Sturmwarnung gewesen. Besorgt blickte er zum Himmel.
Über den Berggipfeln ballte sich bedrohlich eine dunkle Wolkenwand zusammen, die zusehends näher kam. Die
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