Eine Hochzeit wie im Maerchen
kochen?“, fragte Lazz und aß das letzte Stück Brot auf.
Sie zuckte mit den Schultern. „Abwarten. Nach diesem Essen ist eine Steigerung nicht mehr möglich …“
Er lachte. „Ja, weil ich dann mit Kochen dran bin.“
„Weißt du, allmählich lerne ich, deinen Sinn für Humor zu schätzen. Das gefällt mir an dir. Während der Zeit unserer Verhandlungen per E-Mail habe ich mich oft gefragt, ob du wohl … sehr ernst bist. Oder überheblich.“
Sofort hörte er auf zu lachen. „Auch wenn ich Humor habe: Ich bin nicht Marco.“
„Und ich nicht Caitlyn.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es uns beiden schon so recht ist. Zum Beispiel meine Großmutter mochte Marco immer sehr gern, trotzdem hatte sie regelrecht Angst, ich könnte mich in ihn verlieben.“
„Warum?“
„Sie war der Meinung, dass er nicht zu mir passt. Ja, er mag charmant sein. Und liebenswürdig. Und in seinem Herzen hat ganz Italien Platz. Aber ihm fehlt etwas Wichtiges, was ein Ehemann haben sollte.“
„Und das wäre?“ Eine Frage, die Lazz sich einfach nicht verkneifen konnte.
„Möchtest du wissen, was sie immer gesagt hat? Eine Frau sollte nur einen Mann mit klarem Urteilsvermögen heiraten, der Schwarz und Weiß, Gut und Böse unterscheiden kann – und all die leisen Zwischentöne. Nur ein solcher Mann ist zu echter Anteilnahme fähig. Mein Großvater besaß diese Gabe. Vor unserer Abreise hierher hat Großmutter mir gesagt, sie glaubt, dass auch du sie hast.“
Ein größeres Kompliment hätte man Lazz nicht machen können. Allerdings bezweifelte er, dass Penelope auch noch so gut über ihn dachte, würde sie den wahren Grund für die Eheschließung kennen. „Die Ansichten deiner Großmutter gefallen mir.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Warum muss sie eigentlich im Rollstuhl sitzen?“
„Wegen eines Unfalls. Großvater und sie befanden sich auf einer Sightseeingtour in Deutschland, als der Wagen im Gebirge von der Straße abkam und einen steilen Abhang hinunterstürzte. Bis die beiden gefunden wurden, vergingen zwei Tage. Damals haben alle Zeitungen darüber berichtet.“
Betroffen blickte Lazz sie an. „Wie schrecklich!“
„Ja, das war wirklich eine traurige Geschichte. Meine Familie versucht bis heute, mir die tragischen Einzelheiten vorzuenthalten, aber ich habe im Internet die alten Zeitungsartikel gefunden.“ Einen Augenblick schien es, als könne sie nicht weitersprechen, doch dann fuhr sie fort: „Mein Großvater wurde schwer verletzt aus dem Wagen geschleudert und starb kurz nach dem Eintreffen der Rettungskräfte. Wären sie früher gekommen, dann hätte er überlebt.“
„Und deine Großmutter?“
„War im Auto eingeklemmt, ihre Wirbelsäule gequetscht. Sie spricht sehr selten von diesem Unfall. Ich vermute, sie und Großvater haben sich gegenseitig Mut zugesprochen, während sie auf Hilfe warteten. Zueinandergelangen konnten sie zwar nicht …“
„Und wie alt warst du, als es passierte?“
„Erst ein Jahr.“
„Also erinnerst du dich nicht an deinen Großvater?“
„Leider nicht.“
Mitfühlend nahm er ihre Hand. „Ich hoffe, du lernst Primo bald besser kennen. Natürlich ist es nicht dasselbe wie mit deinem eigenen Großvater, aber vielleicht ein Trost.“
Ariana stiegen Tränen in die Augen. „Danke. Ich freue mich auf ihn, auch wenn du und ich nur auf Zeit verheiratet sind.“ Sie erhob sich, und in ihrem Gesicht zeichnete sich nun die Anstrengung ab. „Hinter uns liegt ein langer Tag. Wenn es dir nichts ausmacht, lese ich noch ein bisschen, um abzuschalten.“
„Kein Problem.“
Als die Dunkelheit hereinbrach, wurde es still in der kleinen Hütte. Merklich kühlte sich die Luft ab, und es roch angenehm frisch. Als Lazz endlich schlafen gehen wollte, sah er, dass Ariana auf dem Sofa eingeschlafen war. Er überlegte, ob er sie zum Bett hinübertragen sollte. Aber vermutlich hätte er die Situation ausgenutzt, schließlich hatte auch seine Selbstbeherrschung einmal ein Ende.
Also ließ er sie liegen und deckte sie mit einer Decke zu. Dann wandte er sich schnell ab, um nicht doch noch etwas zu tun, was er später bereuen würde.
So vergingen auch die folgenden Tage. Sie aßen zusammen, wanderten, gingen schwimmen und angelten ab und zu. Viel Zeit verbrachten sie auch mit Gesprächen über dies und jenes – und natürlich erzählten sie sich Geschichten über ihre Familien.
Lazz redete sich ein, ihre Flitterwochenhütte sei durchaus
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